Die große Ernüchterung
eBook - Wirtschaftspolitik, Expertise und Gesellschaft in der Bundesrepublik 1966 bis 1982, Wissenskultur und gesellschaftlicher Wandel
Erschienen am
21.02.2014, 1. Auflage 2014
Beschreibung
Der hohe Anspruch einer "Verwissenschaftlichung der Politik" prägte die Bundesrepublik der sechziger Jahre. Besonders euphorisch bekannte sich die Wirtschaftspolitik zum großen Wurf: Eine Steuerung der Gesellschaft schien möglich, und Entscheidungen sollten durch wissenschaftliche Expertise sachlich vorbereitet werden. Doch unter den Bedingungen des rasanten gesellschaftlichen Wandels der siebziger Jahre wurde dieser Anspruch der keynesianischen Globalsteuerung rasch in Frage gestellt. Steuerungsfehler, Strukturwandel und Stagflation ließen das Zutrauen in die "Verwissenschaftlichung" schwinden. Tim Schanetzkys Studie fragt nach diesem Zusammenhang zwischen Politik, wissenschaftlicher Beratung und gesellschaftlichem Wandel: Wie nahm Wirtschaftspolitik gesellschaftliche Komplexität wahr? Wie gelang es ihr, unter den Bedingungen dieser Wahrnehmung Entscheidungssicherheit herzustellen? Und wie veränderte sich darüber die Geltung wissenschaftlicher Expertise? Die Berater wandten sich im Laufe der siebziger Jahre monetaristischen und angebotsökonomischen Alternativen zu. Gleichzeitig ging das Vertrauen in eindeutige wissenschaftliche Handlungsanweisungen in einem Strudel aus Expertise und Gegenexpertise unter. Diese Ernüchterung ist der Ursprung einer bis in die Gegenwart durch und durch pragmatischen Wirtschaftspolitik.
Inhalt
I. Einleitung II. Ausgangspunkt und Rahmenbedingungen 1. Staat und Gesellschaft im "großen Boom" 2. Konturen sozioökonomischen Wandels III. Aufstieg und Fall der Globalsteuerung 1. Die Keynesianer als regierende Partei 1.1. Zur Institutionengeschichte der wirtschaftspolitischen Expertise 1.2. Anspruch und Wirklichkeit des "wissenschaftlichen Regierens" 2. Frühe Diskreditierung der Globalsteuerung 2.1. "Diskretionäre" Wirtschaftspolitik versus Regelmechanismen 2.2. Steuerungsprobleme 2.3. Die Stabilisierungskrise als Ausweg 3. Wandel der gesellschaftlichen Selbstbeschreibung 3.1. "Vergesellschaftung" der Wirtschaftspolitik 3.2. "Verwissenschaftlichung" der Politik als Faktor der Stabilität IV. Zwischen zwei Krisen, zwischen zwei Konzepten 1. Wirtschaftspolitik in Zeiten der Stagflation 1.1. Wissensproduktion in der Krise der Globalsteuerung 1.2. Politisierung der Expertise 1.3 Gebremste Euphorie, begrenzter Wissenstransfer 2. Neue Unübersichtlichkeit 2.1. Verlust der Verbindlichkeit 2.2. Verunsicherung über die Reichweite staatlichen Handelns V. Ausblick: Ankunft in der Postmoderne 1. Wirtschaftspolitik nach der "Wende" 2. Renaissance der Sozialen Marktwirtschaft? VI. Ergebnisse
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