Beschreibung
Die in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts entstandene Schwankdichtung erzählt in zwölf Episoden von den Erlebnissen und Streichen eines Geistlichen, der durch die Welt zieht, um seine Mitmenschen mit Erfolg an der Nase herumzuführen und aus ihrer Torheit seinen (finanziellen) Nutzen zu ziehen. Amis ist ein Ahnherr Till Eulenspiegels, des Strickers ganz und gar unhöfisches kleines Werk eine meisterliche Abrechnung mit den Schwächen seiner Zeit.
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Autorenportrait
Der Stricker, 1. Hälfte 13. Jh.
Sprachliche Indizien verweisen auf eine rheinfränkische Herkunft des Dichters; sein Wirkungsbereich war, wie Anspielungen in seinen Werken nahelegen, v. a. Österreich. Ob der Name als Berufsbezeichnung (Seiler) des Autors bzw. seiner Familie oder metaphorisch (für Dichten) zu verstehen ist, bleibt offen. Seine Schaffenszeit liegt etwa zwischen 1220 und 1250. Eine Werkchronologie lässt sich nicht aufstellen, wenn auch die beiden Versromane Karl der Große (12 206 Verse) und Daniel von dem blühenden Tal (8483 Verse) meist als Frühwerke bezeichnet werden. Dabei handelt es sich um eine erweiterte und sprachlich modernisierte Bearbeitung des Rolandslieds des Pfaffen Konrad bzw. um einen Artusroman, der an die vorgegebenen Gattungsmuster anknüpft und sie (bis an die Grenzen der Parodie) variiert. Als bedeutendste, innovative Leistung des S.s gelten seine kleinen Verserzählungen (etwa 165 Texte zwischen acht und mehr als 1100 Versen), mit denen er Gattungen wie schwankhaftes bzw. moralisch-exemplarisches Märe, Bispel, Fabel und Rede literaturfähig machte. Durchgehender Zug der Kleinepik des S. ist ihre Lehrhaftigkeit auf der Grundlage der theologischen Tugend- und Lasterlehren. Mit den zwölf Schwänken um den Pfaffen Amîs schuf er den ersten Schwankzyklus bzw. -roman der dt. Literatur.
In: Reclams Lexikon der deutschsprachigen Autoren. Von Volker Meid. 2., aktual. und erw. Aufl. Stuttgart: Reclam, 2006. (.) - © 2001, 2006 Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart.