Beschreibung
'In der Dogmatik fragen wir: Was haben wir zu denken und zu sagen? Wohlverstanden, nachdem wir uns aus der Schrift belehrten, woher wir dieses Was zu schöpfen haben, und im Blick darauf, dass wir nicht nur theoretisch etwas zu sagen haben, sondern etwas in die Welt hinein rufen sollen.' So lautet einer der klaren Sätze aus der Bonner Vorlesung, die Karl Barth 1946 gehalten hat, zum ersten Mal seit seiner Vertreibung im Jahr 1935 wieder in Deutschland lehrend. In den Halbruinen des Kurfürstenschlosses fasst der Schweizer Theologe die Kernaussagen des christlichen Glaubens in freier Rede zusammen, nur die Leitsätze waren vorformuliert. Die hier abgedruckten stenographischen Mitschriften geben eine knappe, gut lesbare Übersicht über die Grundfragen der Theologie, orientiert am Leitfaden des Glaubensbekenntnisses.
Autorenportrait
Karl Barth (1886-1968) studierte Theologie in Bern, Berlin, Tübingen, Marburg und war von 1909 bis 1921 Pfarrer in Genf und Safenwil. Mit seiner Auslegung des Römerbriefes (1919, 1922) begann eine neue Epoche der evangelischen Theologie. Dieses radikale Buch trug ihm einen Ruf als Honorarprofessor nach Göttingen ein, später wurde er Ordinarius in Münster und Bonn. Er war Mitherausgeber von «Zwischen den Zeiten» (1923-1933), der Zeitschrift der «Dialektischen Theologie». Karl Barth war der Autor der «Barmer Theologischen Erklärung» und Kopf des Widerstands gegen die «Gleichschaltung» der Kirchen durch den Nationalsozialismus. 1935 wurde Barth von der Bonner Universität wegen Verweigerung des bedingungslosen Führereids entlassen. Er bekam sofort eine Professur in Basel, blieb aber mit der Bekennenden Kirche in enger Verbindung. Sein Hauptwerk, «Die Kirchliche Dogmatik», ist die bedeutendste systematisch-theologische Leistung des 20. Jahrhunderts.