Beschreibung
Gemeinhin glauben die Leute, was der Bichel sagt. Er redet wie ein gelehrter Mann, wie ein Pfarrer oder ein studierter Doktor, und ist doch nur ein einfacher Viehhändler. Aber der Bichel kann erzählen. Diese Gabe ist nicht jedem gegeben. Der Bichel versteht es, die Leute in seinen Bann zu ziehen. Einen magischen Spiegel soll der Bichel besitzen, so hört man. Darin könne man geliebte Menschen sehen. Und der Spiegel verfüge über prophetische Kräfte, sage einem die Zukunft voraus. Nur über den Erdspiegel sprechen dürfe man nicht. Schlechte Gedanken reichten, um ihn zu zerstören. Und noch viel Schlimmeres könnten Zweifel und Unglauben anrichten! Seine Kritiker schimpfen den Bichel einen Menschenfänger, doch die meisten glauben ihm, wollen ihm glauben, dass sie ein besseres, ein leichteres Leben verdient haben. Die meisten - das sind junge Mädchen, hübsche und fleißige Töchter armer Tagelöhner. Sie mögen naiv und leichtgläubig sein, aber sie haben Träume. Bis eine nach der anderen plötzlich verschwindet
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Autorenportrait
ANDREA MARIA SCHENKEL, geboren 1962, gilt als eine der renommiertesten Krimiautorinnen Deutschlands. 2006 erschien ihr Debüt Tannöd - ein Überraschungserfolg, mit dem sie großes Aufsehen erregte: Der Roman wurde mit dem Deutschen Krimpreis, dem Friedrich-Glauser-Preis und dem Martin Beck Award, dem schwedischen Krimipreis für den besten internationalen Kriminalroman, ausgezeichnet. Die Startauflage betrug 1000 Exemplare - der Roman verkaufte sich über eine Million Mal, wurde in zwanzig Sprachen übersetzt und fürs Kino verfilmt. Für ihr zweites Buch Kalteis (2007) erhielt Schenkel zum zweiten Mal in Folge den Deutschen Krimipreis. Zuletzt erschienen Bunker (2009), Finsterau (2012) und Täuscher (2013) sowie Als die Liebe endlich war (2016), erstmals ein Roman jenseits des Krimigenres. Schenkel hat drei erwachsene Kinder und lebt in Regensburg und in Larchmont, einem Vorort von New York, wo sie derzeit ihr Masterstudium abschließt. Sie lehrt am Bronx Community College und der OTH Regensburg und schreibt regelmäßig für ZEIT Verbrechen.
Leseprobe
'Als der Bichel sie hereinließ, war es genauso, wie er es ihr gesagt hatte. Die Fenster waren abgehängt. Mit dem Zeigefinger vor seinem Mund deutete er ihr, dass sie still sein solle. Der Zauber vertrage keinen Lärm und keine Hetze. Katharina versuchte, ihre Anspannung zu unterdrücken. Das Licht war so schwach, es reichte nicht einmal aus, um den kleinen Tisch zu erhellen. Dennoch konnte Katharina erkennen, dass dort unter einem Tuch verborgen etwas lag. Es musste der Erdspiegel sein. Ihr Herz klopfte bis zum Hals. Der Bichel stand ganz nah neben ihr. Wenn er sprach, war Katharina, als könne sie seinen Atem im Nacken spüren '