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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783421044167
Sprache: Deutsch
Umfang: 240 S.
Format (T/L/B): 2.1 x 20.4 x 13.2 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Literarische Hochspannung aus Argentinien Der Bauarbeiter José María lernt eines Tages an der Supermarktkasse das Hausmädchen Rosa kennen und verliebt sich in sie. Als er verdächtigt wird, seinen Vorarbeiter auf der Baustelle erschlagen zu haben, flüchtet er sich unbemerkt in die Villa der Dienstherrn seiner Geliebten. Er richtet sich in einem unbewohnten Flügel des Hauses ein, bleibt Wochen, Monate, dann Jahre und beobachtet Tag für Tag voller Obsession das Leben der Bewohner. Und er muss mit ansehen, wie Rosa Schlimmes angetan wird. 'Stille Wut' ist ein Roman, der uns das Fürchten lehrt, verfasst in einer knappen Sprache, die eine atemberaubende Dynamik entwickelt - 'das Beste, was die aktuelle Literatur Argentiniens zu bieten hat' (Clarin).

Leseprobe

'Als du geboren wurdest, bin ich gerade gekommen.' 'Ich glaub dir kein Wort', sagte Rosa lachend, 'daran kannst du dich unmöglich so genau erinnern.' Der Altersunterschied zwischen ihnen betrug fünfzehn Jahre. Rosa war fünfundzwanzig und José María vierzig. Er war so verliebt, dass er sich zu allem imstande glaubte, sogar, sich daran zu erinnern, was er an dem Tag gemacht hatte, als sie das Licht der Welt erblickte: War er wirklich gekommen? Damals war er mit einer dürren Bohnenstange liiert gewesen, die sich immer aufrichtete, wenn er ihre Taille umfasste, und dann noch größer und knochiger wirkte, als sie ohnehin schon war. Sie war einen Kopf größer als er, lispelte, trug Stretchkleidung und malträtierte ihr Haar mit einem Glätteisen, aber sie hatten Sex. Ein Jahr war José María mit dem Mädchen gegangen, und die Chancen standen achtundzwanzig zu eins, dass er tatsächlich am Tag von Rosas Geburt (im Februar) mit ihr geschlafen hatte. Außerdem wäre es einem Gottesbeweis gleichgekommen, sich so zeitgenau zu erinnern und dabei auch noch richtigzuliegen. Wie auch immer, es war sowieso nur ein Scherz, ein Spiel. Und Rosa gefiel es, zumindest die gute Absicht. Sie umarmte ihn. Sie bedeckte sein Gesicht mit Küssen, und er ließ sie gewähren. Als Rosas Ohr auf Höhe seines Mundes war, nutzte er die Gelegenheit und flüsterte: 'Wie wär's mal von hinten?' Rosa erstarrte. 'Ähm.', sagte sie. 'Was ist? Keine Lust?' 'Nein, es ist nur.' Rosa sprach ihre Sätze oft nicht zu Ende. Auch wenn sie jetzt erregt war, so war es doch normal, dass sie mitten in der Rede abbrach: Sie dachte einfach so schnell, und dann prallten ihre Gedanken aufeinander und unterbrachen sich gegenseitig. 'Es wird dir gefallen.' 'Ich weiß nicht.' 'Garantiert.' José María sah sie einen Moment lang schweigend an, und weil Rosa nichts sagte, glitt er von ihr hinunter, legte sich neben sie und fasste an ihre Taille, um sie umzudrehen. Doch Rosa zuckte zusammen und rückte schnell von ihm ab, als hätte die Berührung seiner Hand einen Stromschlag ausgelöst. 'Was ist?' Sie schüttelte den Kopf. 'Komm schon, Rosa, ich kenn mich aus.' Rosa stützte die Ellbogen auf, sah ihn an und fragte: 'Liebst du mich?' 'Das weißt du doch.' 'Warum willst du dann.?' 'Was hat denn das eine mit dem anderen zu tun, mein Schatz? Wir sind jetzt schon fast zwei Monate zusammen. Liebst du mich denn?' 'Und wie.' 'Ich dich auch. ' 'Ich habe gewusst, dass du irgendwann.' 'Ja, weil du es auch willst. Deshalb wusstest du es.' 'Aber, ich hab noch nie.' 'Ich auch nicht.' 'Echt?' 'Warum sollte ich dich anlügen?' 'Du hast es noch nie. Mit keinem?' José María küsste zum Schwur seine gekreuzten Finger. Sie lagen im Zimmer des kleinen Hotels im Bajo, in dem sie jeden Samstag abstiegen, und trugen nichts als ihre Armbanduhren. Letzte Woche hatte José María zwei falsche Rolex gekauft und Rosa eine davon geschenkt. José María konnte auf Rosas Uhr sehen, wie spät es war: Sie hatten noch zwanzig Minuten. Um zwölf mussten sie das Zimmer räumen. 'Wirklich nicht?' 'Was willst du? Soll ich schwören? Meinetwegen, ich schwöre es von hier bis China. Ich schwöre bei Gott.' 'Ist ja gut, ich glaub dir. Das heißt aber nicht, dass ich nachgebe!' 'Schatz, jetzt sei doch mal still. Wir haben noch zwanzig Minuten.' 'Zwanzig Minuten, das reicht doch sowieso nicht für so was!' 'Rosa, ich liebe dich.' 'Ja, schon klar.' 'Was ist schon Zeit, wenn es um Liebe geht?' 'Es ist nur. Für mich ist das sehr.' 'Lass es uns doch einfach mal ausprobieren!' 'Und wenn es wehtut?' 'Ach was! Wenn es dir wehtut, höre ich auf.' 'Wirst du mich danach noch genauso lieb haben?' José María lächelte. 'Küss mich', sagte er. Im Grunde hätte Rosa José María alles gegeben. Hätte sie zwei Hinterteile gehabt, er hätte beide haben können. Sie liebte ihn. Sie hatte keine Angst davor, dass es wehtun könnte oder dass er den Respekt vor ihr verlor - wenn sie ehrlich war, konnte sie Leseprobe

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