Vom 'Ökostalinisten' und kommunistischen Bürgerschreck hat sich Jürgen Trittin im Lauf der Zeit zum Staatsmann gewandelt. Ein Wertkonservativer, der behauptet, bürgerlich seien wir inzwischen alle. Als vermeintlich ewiger Zweiter hat er es mittlerweile zur Nummer eins der Grünen gebracht, wo er in jeder Hinsicht (knapp zwei Meter Körpergröße) herausragt. Er plaudert schon mal mit Angela Merkel auf der Hinterbank und hat dabei auch seinen nächsten Posten fest im Blick: Bundesschatzmeister. Christian Böhme beschreibt den Fraktionschef von Bündnis 90/Die Grünen als einen mit allen Wassern gewaschenen Politiker. Einen Taktiker, der es versteht, bei aller Leidenschaft kühl zu kalkulieren, der innerhalb und außerhalb seiner Partei Bündnisse schmiedet. Und einen, der es trotz aller Widerstände verstanden hat, sich mehr als 30 Jahre an der Spitze der Grünen zu halten. Was treibt Trittin an? Was liegt ihm wirklich am Herzen? Wann legt er es darauf an, zu poltern und zu polarisieren, um seinen (zahlreichen) politischen Gegnern die Zornesröte ins Gesicht zu treiben?

Christian Böhme, Dr. phil., arbeitete nach dem Studium und der Promotion acht Jahre lang beim >Tagesspiegel< im Politik-Ressort, und von 2003 bis 2011 bei der >Jüdischen Allgemeinen Wochenzeitung<. Heute ist er freier Journalist und schreibt für zahlreiche Print- und Online-Medien, u. a. für die Blogs >The European< und >Starke Meinungen<.