Beschreibung
Der junge Psychologe und Anthropologe Alberto Villoldo reist zu den Schamanen nach Südamerika, um 'die Psychologie der Heilung zu erforschen'. Er lernt Ayahuasca kennen, die Pflanzendroge, die Visionen und paranormale Erfahrungen hervorruft, und taucht tiefer in die Welt und das Denken der Schamanen ein, als er ursprünglich vorhatte. Es beginnt eine Reise in andere Dimensionen, die seine Anschauungen über die Wirklichkeit der Alltagsrealität aus den Angeln hebt.
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Autorenportrait
Alberto Villoldo lebt in Los Angeles und ist klassisch ausgebildeter medizinischer Anthropologe. 25 Jahre lang bereiste er die Hochländer der Anden und des Amazonas und studierte die schamanischen Heilpraktiken. In seinen Seminaren führt er alljährlich Tausende von Medizinern und Laien in die energiemedizinischen Techniken ein. Er ist Autor zahlreicher Bücher, darunter "Tanz der vier Winde" und "Insel der Sonne".
Leseprobe
1973 habe ich mich auf eine Reise begeben, die nie zu Ende geht. Sie hat als romantische Suche mit dem Ziel begonnen, die Wirkung eines legendären Zaubertranks zu erkunden. Inspiriert haben mich jugendlicher Idealismus und ein Ph.D.-Titel, der wie eine Karotte vor meiner Nase baumelte. Ich reiste nach Peru, ins Amazonasgebiet, und fand, wonach ich suchte. Das war der leichte Teil der Reise. Etliche Jahre, Bücher und Lebensabschnitte später fühle ich mich genötigt, die Geschichte meiner Reise zu erzählen, die Geschichte jener Jahre. Jede mystische Tradition, von der jüdischen Kabbala bis hin zu den Upanischaden der Hindus, geht davon aus, dass Dinge existieren, die erfahren, aber nicht wiedergegeben werden können. Sinneserfahrungen haben anscheinend gewisse Qualitäten, die sich einer Beschreibung entziehen. Häufig sind unsere lebhaftesten und wichtigsten Erlebnisse solche, die vollkommen verworren klingen, wenn wir darüber berichten; deshalb ist es besser, gar nicht erst zu versuchen, sie zu erzählen, als sie nur unzureichend wiederzugeben. Von dieser Art sind auch meine Abenteuer, und vor zwei Jahren steckte ich deshalb in einer Zwickmühle. Ich wollte meine Geschichte erzählen, wollte weitergeben, was ich in Erfahrung gebracht hatte, und doch wusste ich nicht, wie ich das machen sollte. Vor vielen Jahren sagte mir ein halbblinder Wahrsager, es gäbe zwei Arten von Menschen auf dieser Erde: die Träumer und die Geträumten. Ich brauchte jemanden, einen Mitträumer, dem ich vertrauen konnte, der daran glaubte, dass es Dinge gibt, die erfahren, aber nicht wiedergegeben werden können - und der trotzdem darüber zu schreiben gewillt war. Erik Jendresen und ich lernten uns 1979 kennen. 1982 zog er als Schriftsteller nach Mexiko; wir blieben zwar miteinander in Kontakt, sahen uns jedoch erst im Frühling des Jahres 1987 wieder. In der Zwischenzeit setzte ich meine Arbeit in Peru fort, während Erik für Bühne und Film schrieb. Im April 1987 reisten wir gemeinsam nach Brasilien und verbrachten drei Wochen mit Gesprächen, lasen meine Tagebücher und wanderten am Strand von Rio de Janeiro entlang. Die Macht der vier Winde ist die Frucht unserer Freundschaft und Zusammenarbeit. Es ist meine Geschichte, geschrieben in seiner Sprache, und sie ist wahr. Alberto Villoldo Palo Alto, Kalifornien Prolog Ich bin in Bewegung. Und atme. Ich krieche durch eine vielschichtige Wirrnis aus nassen Blättern, herabhängenden Schlingpflanzen, Rottönen, Gelbtönen, Grüntönen, grau gebleicht vom Mondlicht. Mein Kopf hängt fast auf den Boden. Schneller, japse ich. Der Boden gibt leicht nach unter dem Druck meiner. Hände und Füße? Sie bewegen sich im Rhythmus zu dem Hämmern in meiner Brust. Mein Atem ist heiß und feucht; mein Herz schlägt zu schnell, und trotz des dampfenden Urwaldgewirrs kann ich mich riechen. Es kommt eine Lichtung, und da sitze ich, mit gekreuzten Beinen, nackt und nassglänzend im Mondschein. Mein Kopf ist zurückgeworfen, meine Kehle gespannt, preisgegeben, die Arme sind locker ausgebreitet, die Handrücken auf dem Erdboden. Ich beobachte mich vom Saum des Urwalds aus. Bis auf mein Atmen Stille. Hinter mir regt sich der Urwald schlaflos. Ich bewege mich mit der Geschmeidigkeit eines Schattens, folge dem Rand der Lichtung, um meine Beute einzukreisen. Lautlos. Näher. Jetzt atmen wir gemeinsam. Mein Kopf fällt vornüber. Mein Kinn berührt die Brust. Ich hebe den Kopf, öffne die Augen und blicke in gelbe Katzenaugen, meine Augen, Tieraugen. Einen halben Zug lang stockt mir der Atem in der Kehle, dann strecke ich die Hand aus, um das Gesicht der Dschungelkatze zu berühren. 28. Oktober 1975 Dritter Tag im Urwald. Drei Tage des Wartens, während Ramón das ayahuasca zubereitet. Letzte Nacht war Vollmond, da hat er das stinkende Gebräu in den ausgehöhlten Stamm eines Baumes gestellt, der an der Lagune hinter seiner strohgedeckten Hütte steht. Heute Nacht werde ich das ayahuasca nehmen, und Ramón wird mich durch das Ritual geleite