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Der Triumph der Heilerin

Roman

Erschienen am 13.07.2009
Auch erhältlich als:
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442470273
Sprache: Deutsch
Umfang: 543 S.
Format (T/L/B): 3.5 x 18.7 x 11.8 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Der dritte Band der Saga um Liebe, Leidenschaft und Verrat zur Zeit der Rosenkriege Der Krieg um Englands Thron stürzt das Land ins Elend, und Anne de Bohun, einstige Geliebte von König Edward IV., ist dankbar, mit ihrem Sohn in Brügge in Sicherheit zu sein. Doch dann muss Edward fliehen; Henry VI., Annes leiblicher Vater, hat in Westminster das königliche Zepter übernommen. Anne ist hin und her gerissen zwischen ihrer Liebe zu Edward und der Loyalität zu ihrem Vater. Und sie bangt um ihr Leben und das ihres Kindes, denn sie weiß nicht, ob sie dem zu ihrem Schutz befohlenen Leif Molnar in diesen verwirrenden Zeiten wirklich trauen kann .

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Leseprobe

Adler flogen am Himmel über London. Zwei Seeadler. Gemächlich zogen sie in der rauchgeschwängerten Luft ihre Kreise, ließen sich von der Hitze morgendlicher Herdfeuer in die Höhe tragen - er neben ihr, sie über ihm. König und Königin der Lüfte. Unter ihren Schwingen duckte sich die Stadt hinter Mauern. In den Häusern erwachte nach und nach der neue Tag. Die Adler sahen weit unter sich die Menschen, winzige Gestalten, die vor die Türen traten - unruhige Farbflecken aufgereiht in einem Gewirr dunkler Gassen. Die Adler stießen Schreie aus. Genug, hießen diese Schreie. Hier gibt es nichts für uns. Und sie flogen zur Küste hin, zum blanken, sauberen Meer, ohne noch einmal nach unten zu blicken. Die Menschen in London hatten keine Schwingen. Sie blieben zurück in den schmutzigen Straßen, in denen es vor Gerüchten zischte und brodelte. Zuerst war es nur ein ängstliches Flüstern zwischen Nachbarn, aber schließlich fand das Entsetzen Worte und wurde laut ausgesprochen. Krieg. Es gibt Krieg. Doch keiner sprach ihren Namen aus, denn allein das hätte einen Fluch bedeutet, hätte das Verderben über die Türschwellen getragen. Das schreckliche Wissen belastete den Tag. Die alte Königin, Margaret von Anjou, und der Earl von Warwick hatten ein Bündnis geschlossen, obgleich zuvor ihre Feindschaft mit dem Tod unzähliger Männer besiegelt worden war. Die Furcht vor diesem seltsamen Bündnis schwappte über die Mauern der Stadt, zog durch ihre Tore wie graue Nebelschwaden und ließ die Unwissenden frösteln. Die Gerüchte verbreiteten sich wie eine ansteckende Krankheit von Mund zu Mund. Auf der anderen Seite des Meeres waren Truppen zusammengezogen worden. Ihre Ritter hatten sämtliche Rösser der Normandie beschlagnahmt, und die Masten ihrer Schiffe waren stark wie Baumstämme. Dies und anderes bewies, dass sie die Unterstützung des wahnsinnigen und schrecklichen, französischen Königs Louis genoss. Es sei eine abgemachte Sache, flüsterten die Leute. Margaret habe geschworen, das Königreich für sich, ihren schwachsinnigen Ehemann und ihren unbefleckt empfangenen Sohn zurückzuerobern. Gott stehe uns bei, wenn das geschähe. Sie würde keine Gnade kennen, wenn ihre Soldaten in die Stadt zögen. London und die Londoner hatten sie schon einmal verraten, kein Gebet der Welt, kein Flehen um Gnade würde ihnen helfen, denn das Gedächtnis der alten Königin war gut. Viele Jahre zuvor war sie selbst aus dieser Stadt, aus ihrem Königreich vertrieben worden. Im Exil sann sie auf Rache. Sie war die Nemesis für Edward Plantagenet, und nun war endlich, endlich ihre Stunde gekommen. Dies flüsterten die Bürger von London mit bebenden Lippen, und die Kinder, die sie so reden hörten, zitterten vor Entsetzen. Die Leute beteten verzweifelt, und sie trauerten. Sie trauerten um ihren König, ihren Sommerkönig, und um Elizabeth, seine Königin, die schön war wie eine Himmelskönigin. Den Yorks war nur ein kurzer Sommer vergönnt gewesen, ein Sommer der Hoffnung und der Zuversicht, doch bald würden der junge König und seine silberschöne Königin fort sein, mitsamt ihren kleinen Prinzessinnen hinweggetragen von der Woge der Geschichte, und nie mehr zurückkehren. Daran zweifelte niemand. Am wenigsten Sir Mathew Cuttifer, Tuchhändler in der City of London. Unerschütterlich kniete er Stunde um Stunde wie auf glühenden Nägeln, während die Stille in seinem Arbeitszimmer in Blessing House, seinem Londoner Geschäftssitz, zum Schneiden dick wurde. Mathew betete um Erlösung. Zuerst galten seine Gebete dem englischen Königreich, dann seinem König, Edward Plantagenet, und dessen Familie. Dann betete er für seine Stadt und ihre verängstigten Bürger. Er bat für seine Frau und seinen Enkel, für seinen Hausstand, sein Handelsgeschäft und für sein eigenes Überleben, wenn es denn Gottes Wille sei. Und schließlich betete er für die Sicherheit und das Wohlergehen von Anne de Bohun, jenem Mädchen, das er sein Mündel nannte und das jenseits des Meers in der Stadt Brügge lebte. Jene junge Frau, Leseprobe