Beschreibung
"Palahniuk hat mit seinem scharfen Erzählton zweifellos einen Nerv getroffen, der nicht mehr nur eine kultische Subkultur-Fraktion begeistert." Der Spiegel "Der Grund, warum Menschen Palahniuks Bücher lesen, sind seine klugen, scharfzüngigen Beobachtungen des Lebens von heute: komische Anti-Liebesgrüße an die moderne Welt." Time Magazine "Mit lakonischer Schärfe knöpft sich Palahniuk thematisch immer wieder aufs Neue die Familie vor und spiegelt in ihr die Verwerfungen der amerikanischen Gesellschaft. Konsequenterweise nannte eine Kritiker Palahniuk den Leichenbeschauer des 20. Jahrhunderts', seine Romane Autopsieberichte einer an Übersättigung verendeten Kultur'. Kollegen wie Bret Easton Ellis trauen ihm sogar die Nachfolge von Ikonen wie Thomas Pynchon und Don DeLillo zu. Im deutschsprachigen Raum dagegen gilt es, den Autor erst noch zu entdecken." Sonntagszeitung
Autorenportrait
Der amerikanische Autor Chuck Palahniuk, geboren 1962, träumte lange davon, Schriftsteller zu werden. Doch erst ein persönlicher Einschnitt in seinem Leben gab ihm schließlich den Impuls, seinen Traum zu verwirklichen. Seit seinem Überraschungserfolg »Fight Club« genießt Palahniuk nicht nur bei zahllosen Lesern Kultstatus, er hat sich mit seinen folgenden Romanen auch in die Riege amerikanischer Bestsellerautoren geschrieben. Chuck Palahniuk lebt in Portland, Oregon.
Leseprobe
Er beugte sich vor, sein Atem roch nach Whiskey, aus der Flasche getrunken. Sein Mund nicht ganz geschlossen. Seine blauen Augen nicht mehr als halb offen. In der einen Hand ein aufgerolltes Seil, ein altmodisches Hanfseil, blond wie sein Haar. Gelb wie sein Cowboyhut. Ein Cowboyseil. Er fuchtelte mir beim Sprechen mit dem Seil vorm Gesicht herum. Hinter ihm eine offene Tür, durch die eine Treppe zu sehen war, die nach unten ins Dunkle führte. Er war jung, hatte einen flachen Bauch, trug ein weißes T-Shirt und braune Cowboystiefel mit dicken Absätzen. Die blonden Haare unter einem Strohhut. Ein Gürtel mit einer großen Metallschnalle hielt seine Jeans zusammen. Seine dünnen weißen Arme, glatt und gebräunt wie die Spitzen seiner Cowboystiefel. Seine Augen mit einem Dickicht kleiner roter Linien geädert. Er sagt, ich soll das Seil nehmen und festhalten - fest. Er zieht am Seil und fängt an runterzusteigen, seine Cowboyabsätze hämmern auf die Stufen, einmal, noch einmal, und noch ein harter, hölzerner Schritt in den dunklen Keller hinab. Er zieht mich in das Dunkel hinunter, sein Atem riecht nach Whiskey, wie der Wattebausch beim Arzt, die kalte Berührung von Alkohol unmittelbar vor einer Injektion. Noch einen Schritt ins Dunkel hinein, und der Cowboy sagt: 'Regel Nummer eins der Spuktunneltour heißt: Man redet nicht darüber.' Und ich bleibe stehen. Das Seil hängt wie ein schlaffes Lächeln zwischen uns. 'Regel Nummer zwei der Spuktunneltour heißt', sagt der Cowboy, sagt sein Whiskeyatem: Man redet nicht darüber.' Das Seil, die geflochtenen Fasern, ist fest gedreht und liegt fettig glatt in meiner Hand. Ich stehe immer noch, ziehe an dem Seil und sage: Hey. Aus dem Dunkel fragt der Cowboy: 'Was: hey?' Ich sage, ich hab dieses Buch geschrieben. Das Seil zwischen uns wird straffer, straffer, straff. Und das Seil stoppt den Cowboy. Aus dem Dunkeln sagt er: 'Geschrieben? Was?' Fight Club, sage ich. Und da macht der Cowboy einen Schritt auf mich zu. Das Klopfen seines Stiefels auf der Stufe: näher. Er schiebt den Hut zurück, um besser sehen zu können, stößt mit seinen Augen nach mir, heftig blinzelnd, sein Atem kräftig wie der eines Kesselschmieds, alkomatenkräftig, und sagt: 'Das gab's als Buch?' Ja. Bevor es den Film gab. Bevor Landjugendvereine in Virginia zerschlagen wurden, weil sie Fight Clubs veranstalteten. Bevor Donatella Versace Rasierklingen in Männerkleidung einnähte und das den Fight Club Look nannte. Bevor Gucci-Models ohne Hemd und mit Veilchenaugen, blutig und bandagiert über den Laufsteg gingen. Bevor Modehäuser wie Dolce & Gabbana ihre neue Herrenkollektion - Satinhemden im 70er- JahreStil, bedruckt mit Plakatmotiven, Hosen in Tarnfarben, enge, tief sitzende Lederhosen in schmutzigen Mailänder Betonkellern präsentierten. Bevor junge Männer sich mit Lauge oder Sekundenkleber Kussmünder in die Hände ätzten. Bevor junge Männer in aller Welt offizielle Anträge stellten, ihren Namen in 'Tyler Durden' zu ändern. Bevor die Band Limp Bizkit ihre Website mit dem Satz begann: 'Dr. Tyler Durden empfiehlt eine starke Dosis Limp Bizkit.' Bevor ein amerikanischer Bürobedarfslieferant Paketaufkleber mit dem Aufdruck 'An Tyler Durden, Paper Street' auf den Markt brachte. Bevor in brasilianischen Nachtclubs Faustkämpfe organisiert wurden, bei denen junge Männer sich gelegentlich totprügelten. Bevor The Weekly Standard 'Die Krise der Männlichkeit' ausrief. Bevor Susan Faludi das Buch Männer: Das betrogene Geschlecht veröffentlichte. Bevor die Studenten der Brigham Young University für das Recht kämpften, sich an Montagabenden zu prügeln - mit der Begründung, dass aus den Vorschriften der Mormonen kein Verbot ihres 'Provo Fight Club' abzuleiten sei. Bevor der Sohn des Gouverneurs von Utah, Mike Leavitt, weil er in einer Mormonenkirche einen Fight Club organisiert hatte, wegen Ruhestörung und Hausfriedensbruchs vor Gericht gestellt wurde. Bevor die Zeitung The Onion einen Artikel über 'Das Nähkränzche Leseprobe