Beschreibung
Eigentlich ist Mona mit ihrem Leben zufrieden. Obwohl sie gerne ein wenig schlagfertiger, spontaner, und auch ein bisschen schlanker wäre. Doch als sie zum Geburtstag statt des langersehnten Heiratsantrags einen Gratisblick auf Olaf im Bett mit ihrer besten Freundin bekommt, beschließt sie: Höchste Zeit, das Leben ganz neu anzupacken! Mona verlässt ihr Heimatdorf, heuert in Hamburg bei einer Treue-Test-Agentur an und widmet sich fortan ihrer Mission, untreue Männer ans Messer zu liefern, betrogene Ehefrauen zu rächen und sich nie, nie wieder zu verlieben. Oder doch?
Leseprobe
1. Ein zierlicher Frauenfuß erscheint in meinem Blickfeld, bekleidet mit einem edlen Brautschuh aus cremefarbenem, feinstem Satin. Mein Schuh. Mein Fuß! Merkwürdig! Habe ich nicht normalerweise ziemlich breite Plattfüße? Habe ich mir möglicherweise einige Zehen oder ein Stück von der Ferse abgehackt, um in dieses zarte Schuhwerk zu passen? Ruckedigu, Blut ist im Schuh. Na, und wenn, dann war es das wert! Ich habe jetzt auch gar keine Zeit, darüber nachzudenken. Stattdessen sehe ich verzückt an mir herunter. Dieses Kleid ist märchenhaft, der weite Rock bauscht sich um meine Oberschenkel, die sich auf magische Weise plötzlich lang und schlank anfühlen, die Korsage schmiegt sich an meinen Körper und drückt meine Brüste zu einem beachtlichen Dekolleté zusammen. Ich bin begeistert. Mit den Augen folge ich der Spur aus weißen Rosenblättern, die sich über den weinroten Teppich schlängelt, der durch die voll besetzten Bankreihen der Kirche hindurch bis zum Altar führt. Gemessenen Schrittes schreite ich über die Blüten hinweg, begleitet von den 'Ooohs' und 'Aaahs' der Kirchengemeinde. Vereinzelt erkenne ich Gesichter in der Menge: Dort sitzt meine beste Freundin Viola, die langen schwarzen Haare zu einer extravaganten Frisur hochgesteckt, und dort meine Mutter mit bereits verschmierter Wimperntusche. Auch mir treten jetzt die Tränen in die Augen, als ich Olaf vorne am Altar stehen sehe. Er sieht einfach fabelhaft aus in seinem nigelnagelneuen Smoking, wie er augenscheinlich nervös von einem Bein aufs andere tritt und mich erwartet. Mit schimmernden Augen und einem leichten Lächeln auf den Lippen gehe ich auf ihn zu. Ich scheine eine Augenweide zu sein, denn Olaf bleibt im wahrsten Sinne der Mund offen stehen. Dann tritt der bärtige alte Pfarrer in seiner festlichen weißen Robe mit rotgoldener Borte an uns heran, bedeutet der Gemeinde mit einer Handbewegung, wieder Platz zu nehmen und wendet sich mit einem gütigen Ausdruck in den Augen nun uns, dem Brautpaar, zu. Mein Herz beginnt vor lauter Vorfreude und Aufregung ein wenig heftiger zu schlagen, als er den Mund öffnet und sagt: 'Sie haben Post.' Wie bitte? Und dann verschwimmt alles vor meinen Augen, der Pfarrer, Olaf und die flackernden Kerzen auf dem Altar. Die Zierleiste auf dem Gewand des Priesters wird blasser, verliert ihre Farbe und Leuchtkraft und ist schließlich nur noch eine merkwürdig beige-rosafarbene Fläche. Simone Behrens (das bin ich) erwacht aus ihrem Tagtraum und landet wieder unsanft in Langenweiler (das ist ein 6000-Seelen-Kaff bei Essen). Ich blicke genau auf Balduin Dröses kahlen Schädel. Ein paar mickrige Strähnen hat er von links nach rechts über die speckig glänzende Haut gekämmt. Glaubt er wirklich, dass er dadurch irgendjemandem weismachen kann, er hätte noch Haare auf dem Kopf? Herr Dröse, von mir insgeheim Baldi getauft, ist mein direkter Vorgesetzter und sitzt mir im Großraumbüro der Datenverarbeitungsabteilung der Vereinsbank Langenweiler gegenüber, und das seit nunmehr fast fünf Jahren. Jeden Tag, Montag bis Freitag von neun bis siebzehn Uhr. Jetzt hebt er seinen Kopf und guckt mich misstrauisch an. Immer wieder erwischt er mich dabei, wie ich auf seine Platte starre und meinen Gedanken nachhänge. Er mustert mich mit seinen kleinen grauen Schweinsäuglein und verzieht die schmalen Lippen zu einem Grinsen, das seine nikotinverfärbten Zähne entblößt. O Gott, hoffentlich denkt der nicht, ich würde mich nun doch für ihn interessieren. Auf der letzten Betriebsfeier habe ich seine Hand auf meinem Hintern zwar mit einem halben Liter Bier über seinen kahlen Schädel quittiert, aber solche Kerle können da ja unglaublich ignorant sein. Ich muss echt darauf achten, ihn nicht ständig anzugucken. 'Sie haben Post', hallt die erstaunlich hohe, ja weibliche Stimme des Pfarrers in meinem Kopf nach. Ach, natürlich. Seufzend wende ich mich meinem Computer zu und checke meinen E-Mail-Briefkasten. Eine Nachricht von Olaf. Wenn man vom Teufel träumt, kriegt man 'ne E-Mai Leseprobe