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Dunkle Schuld

Roman

Erschienen am 06.07.2009
Auch erhältlich als:
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783453434103
Sprache: Deutsch
Umfang: 302 S.
Format (T/L/B): 2.2 x 18.7 x 11.7 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Eigentlich hatte sich Ex-Cop Turner in das kleine Provinzkaff Cypress Grove zurückgezogen, um sein altes Leben hinter sich zu lassen. Doch als der unerfahrene Sheriff des Ortes mit einem Ritualmord konfrontiert wird, bittet er den Außenseiter um Hilfe. Ein Mann wurde gepfählt und als gekreuzigte Vogelscheuche aufgebaut. Turner nimmt die Ermittlungen auf und gewinnt nicht nur neue Freunde, sondern muss sich letztlich auch seiner Vergangenheit und damit sich selbst stellen. Der Auftakt einer neuen Krimi-Trilogie.

Autorenportrait

James Sallis wurde 1944 in Arkansas geboren und verbrachte dort seine Kindheit. Er studierte Literaturwissenschaft in New Orleans und arbeitete anschließend als Lektor und Drehbuchautor. Er übersetzte Raymond Queneau und Puschkin ins Englische und veröffentlichte eine Biografie von Chester Himes. Bekannt wurde er mit seiner Romanreihe um den schwarzen Privatdetektiv Lew Griffin. Seine Kriminalromane wurden mehrfach für Literaturpreise nominiert, u.a. für den Edgar, den Shamus und den Gold Dagger Award. 2008 wurde James Sallis mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet. Er lebt in Phoenix, Arizona.

Leseprobe

Den Jeep hörte ich schon, als er noch eine halbe Meile entfernt war. Er kam um den See herum, und als er die Biegung erreichte, ergriffen Vögel die Flucht. Sie stiegen aus den Bäumen auf, senkrecht in die Luft, und dann, als wären sie von einem heftigen Windstoß erfasst worden, schwenkten alle auf einmal unvermittelt scharf nach rechts. Die meisten dieser Bäume standen dort seit vierzig oder fünfzig Jahren. Die meisten der Vögel waren weniger als ein Jahr hier und würden auch nicht viel länger bleiben. Ich befand mich irgendwo dazwischen. Ich beobachtete den Jeep, als er zwischen den Bäumen auftauchte und der Fahrer auf dem langen Hang zur Hütte hinab in den dritten Gang schaltete. Das Nachmittagslicht auf dem See verwandelte ihn in Stanniolpapier. Kaum ein Laut. Ein hohes, leises Summen des gut gewarteten Motors. Von Zeit zu Zeit das Rascheln trockener Blätter, wenn der Wind sie ergriff und sie an den Bäumen wie Glocken zu klingen versuchten. Er hielt einige Meter entfernt an, unter dem Pekannussbaum. Die Schalen seiner Nüsse waren so hart, dass man sie brutal zertreten musste, um an einen halben Teelöffel ihres Inneren zu gelangen. Ich schwöre, dass die Eichhörnchen sie zum Knacken hübsch aufgereiht unter den Autoreifen ablegten und dann in der Nähe herumlungerten und warteten. Der Fahrer stieg aus dem Jeep und blieb daneben stehen. Er trug graue Arbeitskleidung von Sears, altmodische Gummistiefel, oben ganz weit, und einen dem Aussehen nach teuren Hut, der allerdings eher weiter unten im Südwesten zu Hause gewesen wäre. Mit verschränkten Armen lehnte er sich gegen die Fahrertür und blickte sich um. Die Leute hier in der Gegend bewegen sich nicht schnell. Sie wachsen auf mit dem Respekt vor dem Heim anderer Leute, ihrem Land und ihrem Privatleben, vor das Linien welcher Art auch immer gezogen worden sein mögen, manche davon unsichtbar. Auch mit Respekt vor der Geschichte des Ortes. Sie schleichen sich ran, wie man hier sagt, nähern sich behutsam. Vielleicht war das der Grund, warum ich hier war. "Guten Nachmittag", sagte er und hob auf der letzten Silbe leicht die Stimme, so dass seine Äußerung als Beobachtung, Begrüßung, Frage aufgefasst werden konnte. "Das sind sie alle." Er nickte. "So ist das. Selbst der schlechteste, hier in Gottes eigenem Land. Ich hoffe, ich störe nicht." Ich schüttelte den Kopf. "Gut. Das ist gut." Er stieß sich von der Tür ab, drehte sich um, griff in den Wagen, die Hand kam mit einer Papiertüte zum Vorschein. "Sieht aus, als wäre da oben auf der Veranda Platz für uns beide." Ich winkte ihn an Bord. Nachdem er sich auf den anderen Stuhl gesetzt hatte, wie mein eigener ein einfacher Küchenstuhl, der, da altersschwach und wackelig, kreuz und quer mit Sisalfaden stabilisiert wurde, reichte er die Papiertüte herüber. "Hab ich mitgebracht." Ich schälte das Papier von einer Flasche Wild Turkey. "Zufälligerweise mit Nathan geredet?" Mein Besucher nickte. "Er sagte, da wir beide uns noch nicht begegnet sind, wär's vielleicht keine schlechte Idee, eine Kleinigkeit mitzubringen. Um die Rädchen zu schmieren, sozusagen." Nathan lebte bereits seit sechzig oder mehr Jahren hier oben in einer Blockhütte. Tu einen Schritt auf sein Land, wer immer du auch bist, und du wirst mit einer Salve grobem Schrot begrüßt - das sagte zumindest jeder. Aber nicht lange nach meinem Einzug begann Nathan damit, alle paar Wochen mit einer Flasche aufzukreuzen, und dann saßen wir hier draußen auf der Veranda oder, an kälteren Tagen, drinnen am Kamin und ließen wortlos die Flasche kreisen, bis sie leer war. Ich ging rein, um Gläser zu holen. Schenkte uns beiden ordentlich ein und reichte ihm sein Glas. Er hob es ins Licht, trank einen Schluck, seufzte. "Wollte schon lange mal raufkommen und hallo sagen", meinte er. "Aber irgendwie ist immer was dazwischengekommen. Dachte, es hat Zeit. Ich meine, keiner von uns geht hier fort." Das war's dann für eine ganze Weile. Wir saßen da und schauten den Eichhörnchen zu, wie si

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