Beschreibung
Ein Buch über das wichtigste Erfolgsgeheimnis der Evolution! Kampf oder Kooperation? Der renommierte Medizinprofessor und Psychotherapeut Joachim Bauer widerlegt die weit verbreitete These, der Mensch sei primär auf Egoismus und Konkurrenz eingestellt. Ausgehend von aktuellsten neurowissenschaftlichen Erkenntnissen zeigt er, dass das menschliche Handeln vielmehr durch das Streben nach Zuwendung, Wertschätzung und Kooperation bestimmt wird.
Autorenportrait
Prof. Dr. med. Joachim Bauer ist Neurowissenschaftler, Arzt und Psychotherapeut. Nach erfolgreichen Jahren an der Universität Freiburg lehrt und arbeitet er heute in Berlin. Für seine Forschungsarbeiten erhielt er den renommierten Organon-Preis. Er veröffentlichte zahlreiche Sachbücher, u. a. 'Warum ich fühle, was du fühlst'. Zuletzt erschienen bei Blessing/Heyne der SPIEGEL-Bestseller 'Selbststeuerung - Die Wiederentdeckung des freien Willens' (2015), 'Wie wir werden, wer wir sind - Die Entstehung des menschlichen Selbst durch Resonanz' (2019) und 'Fühlen, was die Welt fühlt' (2020).
Leseprobe
Zum Besten, was man in New York gelegentlich über einen anderen hören kann, gehört der mit Hochachtung gesprochene Satz: 'He (she) is a mensch.' Die Bezeichnung entspricht einer Art Nobelpreis der persönlichen Wertschätzung. Einzelne Personen mögen die Voraussetzungen für dieses Prädikat erfüllen. Was wir jedoch von Natur aus sind, war immer umstritten. Die Frage, ob Menschen von Natur aus auf Kampf oder Menschlichkeit ausgerichtete Wesen seien, wird auch in unserer Zeit kontrovers gesehen. In jüngster Zeit hat eine Serie neurobiologischer Beobachtungen ein neues Bild entstehen lassen. Es beschreibt den Menschen als ein Wesen, dessen zentrale Motivationen auf Zuwendung und gelingende mitmenschliche Beziehungen gerichtet sind. Die neuen Erkenntnisse und sich daraus ergebenden Schlussfolgerungen sind das Thema dieses Buches. Neue Erkenntnisse werfen immer auch Fragen auf: Wie steht es um den Menschen im 'Kampf ums Dasein', was bedeuten die jüngsten Beobachtungen für jenes Menschenbild, das sich im Gefolge Charles Darwins entwickelt hat? Was ist aus unseren 'egoistischen Genen' geworden, von denen uns die Soziobiologen um Richard Dawkins erzählt haben? Welchen Stellenwert hat, wenn der Mensch ein im Innersten auf Zuwendung und Kooperation gepoltes Wesen ist, die Aggression, dieses markante und so bedrohliche Faktum unseres Dasein? Ihr Stellenwert wird auf der Basis von wissenschaftlichen Untersuchungen, die seit kurzem auch zu dieser Frage vorliegen, neu zu bestimmen sein. Schließlich bleibt zu klären, welche Schlussfolgerungen sich aus dem 'Prinzip Menschlichkeit' für die gesellschaftlichen Lebensbereiche ergeben, für die Wirtschaft, für das Leben am Arbeitsplatz, aber auch für die Pädagogik, den Bildungsbereich und die Medizin. Bis zu diesen Fragen hin wird das Buch den Bogen spannen. Die Macht, die von Menschenbildern ausgeht Anthropologische Vorstellungen bzw. Menschenbilder sind mehr als nur Glaubenssache. Sie bestimmen nicht nur, wie wir uns selbst und andere sehen, sondern auch, wie wir miteinander umgehen. Und damit haben sie weit reichende Auswirkungen darauf, wie wir leben. Bei näherer Betrachtung wird deutlich, dass Menschenbilder zu einem nicht geringen Teil mit den Erfahrungen zusammenhängen, die wir mit anderen - vielleicht auch mit uns selbst - gemacht haben. Auch die Art und Weise, wie andere uns gesehen haben oder sehen, kann unser Denken über den Menschen prägen. Und nicht zuletzt beeinflussen Wünsche, wie wir uns und andere gern sehen wollen, unser Menschenbild. Den meisten am nächsten sein dürfte aber das, was sie unmittelbar in sich fühlen. Nicht jeder empfindet grundsätzlich Sympathie für andere Menschen und findet immer zumindest halbwegs gute Lösungen, falls ihm jemand Schwierigkeiten bereitet. Viele verbinden mit anderen Menschen Erfahrungen von Leid oder erleben Angst. Noch quälender kann es sein, mit immer wieder auftauchenden eigenen Gefühlen von Neid, Zorn und gar Hass konfrontiert zu sein, wenn es um andere Menschen geht. Schlechte Gefühle können verstörend und irritierend sein: Ist das 'normal'? Gehören solche Gefühle zu mir selbst, bin ich das, was ich fühle? Oder sind sie von außen bestimmt, hervorgerufen durch das, was mir widerfahren ist? Falls ja, so würde sich die Frage stellen, ob die Entwicklung eines negativen Menschenbildes die einzig mögliche Reaktion ist oder ob es andere, positivere Arten der Verarbeitung negativer Erfahrungen gibt. Dies alles sind schwierige, für manche Menschen auch quälende Fragen. Menschenbilder mögen die Folge von Erfahrungen sein, noch wichtiger aber ist, was sie ihrerseits bewirken. Sie bestimmen, ob wir anderen vertrauen oder nicht, was wir von anderen erwarten und wie wir auf andere reagieren. Eine tief verwurzelte Grundüberzeugung, dass Menschen von Natur aus zur Bosheit neigen, wird - sagen wir - einen Lehrer nicht nur im Einzelfall auf eine bestimmte Weise auf ein Kind reagieren lassen, das zum Beispiel einen Fehler gemacht hat, sie wird vielmehr sei