Wie konnte es geschehen, dass sich eine hochentwickelte moderne Nation wie Deutschland von Hitler und seinen Gefolgsleuten in der NSDAP für deren barbarischen Ziele in Dienst nehmen ließ und die Selbstzerstörung der eigenen politischen, kulturellen und moralischen Grundlagen in Kauf nahm? Bis in die Gegenwart hinein wirken die Erfahrungen von Krieg, Verfolgung und Terror und prägen die Auseinandersetzungen zwischen den Generationen. Sie bilden die unauslöschliche Grundlage für stets neue Versuche, die Geschichte im Kollektivgedächtnis lebendig zu halten. M. Rainer Lepsius (1928-2014), der Nestor der deutschen Nachkriegssoziologie, widmete zahlreiche Studien den gesellschaftlichen Voraussetzungen und Bedingungen, die zum Entstehen und Aufstieg des Nationalsozialismus führten. Seine in den 1980er Jahren an der Universität Mannheim gehaltene Vorlesung Soziologie des Nationalsozialismusbündelt seine einschlägigen Forschungen zu einem großen Essay, der die Stringenz der wissenschaftlichen Argumentation mit der Frische eines lebendigen Erzählstils verbindet - und darin mit den legendären Arbeiten von Sebastian Haffner und Hannah Arendt vergleichbar ist.