Autorenportrait
Paul Watzlawick, geboren 1921 in Villach/Kärnten, studierte Philosophie und Sprachen. Psychotherapeutische Ausbildung am C.G. Jung-Institut in Zürich. 1957 bis 1960 Professor für Psychotherapie in El Salvador, später lehrte er an der Stanford University. Er starb 2007 in Palo Alto, Kalifornien. Zahlreiche Veröffentlichungen, darunter Anleitung zum Unglücklichsein.
Leseprobe
Man kann Paul Watzlawicks Buch mit einem lachenden und einem weinenden Auge lesen. Jeder Leser dürfte etwas von sich selbst in diesem Buch wiederfinden - nämlich seine eigene Art und Weise, den Alltag unerträglich und das Triviale enorm zu machen. Darüber hinaus ist dieses Buch - obwohl der Autor dies nirgends zugibt - eine einzige große 'Symptomverschreibung', eine therapeutische Doppelbindung ganz im Stile der sogenannten Palo-Alto-Gruppe*. Und deshalb wird der Psychotherapeut oder Berater zwischen den Zeilen dieser maliziösen Seiten so manches herauslesen können, was unmittelbare Bedeutung für den therapeutischen Dialog hat: Metaphern, Vignetten, Witze, hintergründige Geschichten und gewisse andere 'rechtshemisphärische' Sprachformen, die ungleich wirkungsvoller sind als tierisch ernste Deutungen menschlicher Fehlhaltungen. * Paul Watzlawick ist seit 196o Forschungsbeauftragter am Mental Research Institute in Palo Alto, Kalifornien. Einleitung 'Was kann man nun von einem Menschen. erwarten? Überschütten Sie ihn mit allen Erdengütern, versenken Sie ihn in Glück bis über die Ohren, bis über den Kopf, so daß an die Oberfläche des Glücks wie zum Wasserspiegel nur noch Bläschen aufsteigen, geben Sie ihm ein pekuniäres Auskommen, daß ihm nichts anderes zu tun übrigbleibt, als zu schlafen, Lebkuchen zu vertilgen und für den Fortbestand der Menschheit zu sorgen - so wird er doch, dieser selbe Mensch, Ihnen auf der Stelle aus purer Undankbarkeit, einzig aus Schmähsucht einen Streich spielen. Er wird sogar die Lebkuchen aufs Spiel setzen und sich vielleicht den verderblichsten Unsinn wünschen, den allerunökonomischsten Blödsinn, einzig um in diese ganze positive Vernünftigkeit sein eigenes unheilbringendes phantastisches Element beizumischen. Gerade seine phantastischen Einfälle, seine banale Dummheit wird er behalten wollen.' Diese Worte stammen aus der Feder des Mannes, den Friedrich Nietzsche für den größten Psychologen aller Zeiten hielt: Fjodor Michailowitsch Dostojewski. Und doch drücken sie, wenn auch in beredterer Sprache, nur das aus, was die Volksweisheit seit eh und je weiß: Nichts ist schwerer zu ertragen als eine Reihe von guten Tagen. Es ist höchste Zeit, mit dem jahrtausendealten Ammenmärchen aufzuräumen, wonach Glück, Glücklichkeit und Glücklichsein erstrebenswerte Lebensziele sind. Zu lange hat man uns eingeredet - und haben wir treuherzig geglaubt -, daß die Suche nach dem Glück uns schließlich das Glück bescheren wird. Dabei ist der Begriff des Glücks nicht einmal definierbar. So wurden zum Beispiel die Hörer der 7. Folge des Abendstudios des Hessischen Rundfunks im September 1972 Zeugen der zweifellos befremdenden Diskussion zum Thema 'Was ist Glück?' [11]*, in deren Verlauf es vier Vertretern verschiedener Weltanschauungen und Disziplinen nicht gelang, sich auf die Bedeutung dieses scheinbar so selbstverständlichen Begriffs zu einigen - und das trotz der Bemühungen des eminent vernünftigen (und geduldigen) Gesprächsleiters. Das sollte uns eigentlich nicht überraschen. 'Worin das Glück besteht, darüber waren die Meinungen immer geteilt', lesen wir in einem Essay des Philosophen Robert Spaemann über das glückliche Leben [22]: '289 Ansichten zählte Terentius Varro und ihm folgend Augustinus. Alle Menschen wollen glücklich sein, sagt Aristoteles.' Und Spaemann erwähnt dann die Weisheit eines jüdischen Witzes vom Sohn, der dem Vater eröffnet, er wolle Fräulein Katz heiraten. 'Der Vater widerspricht. Fräulein Katz bringe nichts mit. Der Sohn erwidert, er könne nur mit Fräulein Katz glücklich sein. Darauf der Vater: >Glücklich sein, und was hast du schon davon?<' * In eckige Klammern gesetzte Ziffern verweisen auf das Literaturverzeichnis auf S. 133 ff. Die Weltliteratur allein schon hätte uns längst mißtrauisch machen sollen. Unglück, Tragödie, Katastrophe, Verbrechen, Sünde, Wahn, Gefahr - das ist der Stoff, aus dem die großen Schöpfungen bestehen. Dantes Inferno ist ungleich
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Ist zwei mal so viel auch immer doppelt so gut?