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Gemeinsam finden wir das Glück

Roman, Piper Taschenbuch 30356

Erschienen am 17.02.2014
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783492303569
Sprache: Deutsch
Umfang: 332 S.
Format (T/L/B): 2.4 x 19.1 x 12.1 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Dem 13-jährigen Bror fällt die Decke auf den Kopf. Seine Eltern streiten unentwegt, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Scheidung ins Haus steht. Bror will weg - aber wohin? Er findet Zuflucht bei der 60-jährigen Jane, die ein großes Herz für verletzte Tiere und gestrandete Seelen hat. Gemeinsam mit der 29-jährigen Theresa, die ebenfalls an einem Wendepunkt in ihrem Leben steht, stellen sie sich den Schatten ihrer Vergangenheit und machen sich auf, ihr Glück zu finden.

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Hersteller:
Piper Verlag GmbH
Mark Oliver Stehr
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DE 80799 München

Autorenportrait

Emma Hamberg, geboren 1971 im schwedischen Vänersborg, hat mehrere Kinder- und Jugendbücher geschrieben sowie als Comiczeichnerin und für Rundfunk und Fernsehen gearbeitet. Sie lebt mit ihrem Mann und drei Töchtern in einem Vorort von Stockholm. Nach »Immer dieser Zirkus mit den Männern«, »Landliebe gesucht« und »Für Wunder ist es nie zu spät« erschien zuletzt ihr Roman »Gemeinsam finden wir das Glück«.

Leseprobe

1. Kapitel Ein Elternpaar, das keine Luft bekommt, und ein Junge, der einen Entschluss fasst Bror hört sie durch die Wand hindurch. Jeden Abend. Es beginnt ganz leise, am Anfang klingt es fast gemütlich, so als würden sie sich darüber unterhalten, welchen Film sie sich heute Abend ansehen wollen. Wobei sie natürlich nicht über Filme reden, sondern über ganz andere Dinge. Sie unterhalten sich zunächst ruhig - bis etwa zehn Uhr. Danach ist es eine Weile ziemlich laut, bis elf (sie glauben nämlich, dass Bror zu dieser Zeit schläft), um gegen halb zwölf mucksmäuschenstill zu werden (denn da sind sie vom Streiten so ausgepowert, dass sie es nicht mehr fertigbringen, laut zu reden). Jetzt ist es Viertel nach zehn. Happy Hour. Kotz dich aus, so viel du willst, und das völlig kostenlos. Vielleicht kommt es dich später mal teuer zu stehen, aber was macht das schon, wenn jetzt Happy Hour ist? 'Ich brauche Luft zum Atmen, verdammt noch mal! Ich kriege keine Luft, verstehst du? Das alles hier erstickt mich. Ich könnte kotzen!' 'Meinst du, du bist der Einzige, der hier keine Luft kriegt? Ich arbeite den ganzen Tag, operiere stundenlang ohne Pause. Schreibe Arztbriefe, spreche mit Patienten und Angehörigen, und dann gehe ich einkaufen, um .' 'Wie einkaufen? Ich kaufe doch immer ein! Wann hast du zuletzt eingekauft? Sag es mir!' 'Ich war gestern im ICA Maxi, verdammt!' 'Tatsächlich? Haha! Das kann gar nicht sein, denn da war ich im Coop!' 'Wieso kann ich nicht im ICA Maxi gewesen sein, nur weil du im Coop warst?' Bror beugt sich vor zu seinem Plattenspieler. Er besitzt tatsächlich einen Plattenspieler von 1969, den er von seinem Opa geerbt hat. Vorsichtig lässt Bror die Nadel auf der Vinylplatte landen. Anfangs kratzt es ein bisschen, doch dann erfüllt Serge Gainsbourgs heisere Stimme mit Ces petits riens sein Jungenzimmer. Es tut gut, einem französischen Mann zuzuhören, der von lauter kleinen Dingen singt, während die Eltern im Zimmer nebenan streiten. Bror studiert das Plattencover. Vor einem intensiv roten Hintergrund blickt Serge schlaftrunken in die Kamera, den Mund leicht geöffnet, das schwarze Haar perfekt geschnitten. Entschlossen steht Bror aus dem Bett auf, steckt seine nackten Füße in die Lederhausschuhe, nimmt eine Schere aus der mittleren Schreibtischschublade und geht zum großen Spiegel neben dem Kleiderschrank. Man muss den Stil wahren. Auch als es Serge richtig mies ging, hat er den Stil gewahrt. Er hat weiter seine stylishen Zigaretten geraucht, ja, er hat sich sogar geweigert, die krankenhauseigenen Decken zu benutzen, sondern hat darauf bestanden, sich eine Markendecke von zu Hause mitzubringen. Vorsichtig schneidet sich Bror den Pony und die Haare an den Ohren, hebt sorgfältig die Strähnen vom Boden auf und wirft sie in den Papierkorb. Er bewundert seine Anzüge, die ordentlich auf Kleiderbügeln im Schrank hängen. Wie können manche Leute nur solche Meisterstücke verschenken? Sie hängen im Secondhandladen der Heilsarmee und warten nur auf Bror. Sie sind aus schwarzem Samt mit schmalen weißen Streifen, sonnengelb mit rotem Seidenrevers oder schwarz mit Seemannsknöpfen. Fünfzig Jahre alte Anzüge aus Frankreich, vielleicht ein bisschen zu groß für einen Dreizehnjährigen, aber seine Oma näht sie um, damit sie passen. Die Krawatten haben ohnehin eine Einheitsgröße, und dass die Hüte zu groß sind, macht nichts, sie sehen trotzdem ganz schön elegant aus. 'Wie damals, als du den Termin in der Kinder- und Jugendpsychiatrie verschlafen hast. Wie kannst du so was vergessen? Immerhin geht es um deinen eigenen Sohn!' 'Hör mal zu, ich vergesse doch nicht meinen eigenen Sohn!' 'Wie würdest du das denn bezeichnen, wenn er ganz allein dasitzt und mich anruft? Natürlich mich. Dich würde er nie anrufen, du gehst ja sowieso nicht ans Telefon.' 'Herrgott, wie lange willst du eigentlich noch darauf herumreiten? Es ist zwei Jahre her, zwei Jahre.' So. Jetzt sieht er elegant aus. Ziemlich genau wie Serge im Jahr 1962. Routinie