Beschreibung
Wie so viele europäische jüdische Wissenschaftler und Künstler floh auch Claude Lévi-Strauss Anfang der 1940er Jahre vor den Nationalsozialisten in die USA und lebte als Flüchtling in New York. Dieser Band legt Zeugnis ab von der Erfahrung des Exils, von einem sowohl biografisch als auch historisch entscheidenden Moment. Diese zwischen 1941 und 1947 geschriebenen Texte präsentieren den politischen Zeitzeugen und lassen zugleich die Vorgeschichte der strukturalen Anthropologie sichtbar werden, mit der Lévi-Strauss in der Nachkriegszeit die wissenschaftliche Welt im Sturm erobern sollte.
Die amerikanischen Jahre stehen für ihn im Zeichen historischer Katastrophen: zum einen der Vernichtung der amerikanischen Ureinwohner und zum anderen des Völkermords an den Juden Europas. Seit der Zeit des Exils scheint die Anthropologie von Lévi-Strauss durch die Erinnerung und die Möglichkeit der Shoah, die nie benannt wird, geprägt zu sein. Strukturale Anthropologie Zero bedeutet daher, zur Quelle eines Denkens zurückzukehren, das unser Menschenbild revolutioniert hat. Diese Vorgeschichte des Strukturalismus unterstreicht aber auch das Gefühl eines neuen Anfangs, das ihren Autor am Ende des Krieges beseelte, und beleuchtet das Projekt eines zivilisatorischen Neubeginns.
Autorenportrait
Claude Lévi-Strauss wurde 1908 in Brüssel geboren und starb am 1. November 2009 in Paris. Er gilt als Begründer des Strukturalismus und lehrte von 1935 bis 1939 Soziologie an der Universität von São Paulo und von 1935 bis 1945 an der New School for Social Research. 1950 erhielt er an der École Pratique des Hautes Études einen Lehrstuhl für Vergleichende Religionswissenschaften der schriftlosen Völker und 1959 am Collège de France den Lehrstuhl für Anthropologie.
Bernd Schwibs, geboren 1945, ist nach Stationen an der Fondation Maison des Sciences de l’Homme, beim Suhrkamp Verlag, bei den Zeitschriften
Psycheund
Westendjetzt freierÜbersetzer.
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