Beschreibung
Russische Revolutionäre sprachen ungewöhnlich oft von 'Märtyrern der Revolution', der 'heiligen Sache', dem kommenden 'Reich des Sozialismus' oder gar dem 'Allerheiligsten des Terrors'. Auch in ihren Praktiken übernahmen sie ungeachtet ihrer mehrheitlich atheistischen Ausrichtung oftmals bewusst Elemente religiöser Ethiken. Diese Arbeit, die der kulturgeschichtlichen Revolutions- und Terrorismusforschung zugeordnet werden kann, untersucht die religiöse Imprägnierung der Selbstzeugnisse und Praktiken der Revolutionäre und bietet damit einem Beitrag zum besseren Verständnis ihres Denkens und Handelns. Im Zentrum steht die Untersuchung des Verhältnisses von Autonomie- und Authentizitätsvorstellungen und säkularisierten Heilserwartungen. Auf dieser Grundlage wird die Frage nach dem Gewaltpotenzial der Bewegung und der Langlebigkeit ihrer Moralvorstellungen beantwortet. Darüber hinaus werden die Zusammenhänge zwischen dem sogenannten 'revolutionärem' und 'sowjetischem Selbst' diskutiert.
Autorenportrait
Dr. Vitalij Fastovskij ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Zeitgeschichte.