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Dumm 3.0

Wie Twitter, Blogs und Networks unsere Kultur bedrohen

Erschienen am 15.03.2010, 1. Auflage 2010
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783579068831
Sprache: Deutsch
Umfang: 192 S.
Format (T/L/B): 2 x 22 x 14.3 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Die dritte Medienrevolution und ihre Folgen Wie verlässlich sind die Informationen aus dem Internet? Ein Buch für alle, die in der Medienbranche tätig sind Zerstört das Sterben der alten Medien unsere Bildung und unsere Kultur? Markus Reiter spricht von der 'dritten Medienrevolution' der Menschheitsgeschichte, durch die die Verlässlichkeit unserer Informationen und unsere Kommunikationsformen radikal verändert werden. Statt seriöser Information erwartet uns ein unendlicher Haufen 'Blödsinn', in dem nur schwer die Perlen zu finden sind. Markus Reiters neues Buch ist ein Loblied auf die Tugenden der alten Medien und ein Nachdenken darüber, wie diese Tugenden in die neue digitale Welt gerettet werden können. Das Internet bietet großartige Chancen, die Unzulänglichkeiten der alten Medien zu verbessern. 'Das geht aber nur, wenn die alten Tugenden nicht von neuen Untugenden abgelöst werden.'

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Hersteller:
Gütersloher Verlagshaus Penguin Random House Verlagsgruppe G
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Autorenportrait

Markus Reiter ist Kommunikationstrainer, Journalist und Medienberater. Mit seinem Büro "Klardeutsch" in Stuttgart unterstützt er Zeitungen, Zeitschriften und Internet-Redaktionen beim Medienwandel. Reiter hat Politikwissenschaft, Volkswirtschaftslehre und Geschichte an den Universitäten Bamberg, Edinburgh und der FU Berlin mit dem Abschluss Diplom-Politologe studiert. Nach Tageszeitungs-Volontariat war er freier Mitarbeiter u. a. für das Deutsche Allgemeine Sonntagsblatt, die Neue Zeit und die Berliner Morgenpost. Dann PR-Berater für Politik in europäischen Projekten. 1997 bis 2000 zunächst Reporter, dann stellvertretender Chefredakteur von Reader's Digest Deutschland. 2000 bis 2002 Feuilletonredakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Von Januar 2003 bis September 2006 war Reiter Chefredakteur und Mitglied der Geschäftsleitung einer süddeutschen Kommunikationsagentur. Markus Reiter ist Dozent in der Aus- und Weiterbildung an mehreren Journalisten-Akademien, darunter der Akademie der Bayerischen Presse, der ARD-ZDF-Medienakademie und der Akademie des Deutschen Buchhandels. Er hat zahlreiche Bücher und Artikel zum Thema Sprache, Kommunikation und Medien veröffentlicht. Reiter lebt in Stuttgart und Berlin.

Leseprobe

Eines möchte ich meinem Buch direkt voranstellen: Ich bin nicht gegen das Internet. Ganz im Gegenteil: Ich liebe das Internet, und ich kann mir nur schwer vorstellen, länger als ein paar Tage darauf verzichten zu müssen. Was mich allerdings beunruhigt, ist die nahezu heilsgeschichtliche Erwartung, die einige Internet-Enthusiasten auf das Netz projizieren. Man kann fast von einer Internet-Religion sprechen. Ihre Anhänger glauben, das Netz werde die Kultur bereichern, die Demokratie erneuern, den Journalismus revolutionieren, die Literatur verbessern, jedem Menschen Zugang zu Bildung und Wissen ermöglichen und eine neue Ökonomie schaffen, in der fast alles verschenkt wird, vor allem wenn es sich um geistiges Eigentum handelt. Den Anhängern dieser Internet-Religion widerspreche ich auf den folgenden Seiten. Ich werde darlegen * warum die Kostenlos-Mentalität des Internets und der laxe Umgang mit dem Urheberrecht im Netz Kunst, Kultur und die Kreativwirtschaft auf Dauer austrocknen, * wie die vermeintliche Anonymität im Internet die kulturell gewachsenen Formen unseres zivilisierten Umgangs miteinander erodieren, * warum wir den guten alten Journalismus bewahren müssen, wenn wir auf eine funktionierende Demokratie und Gesellschaft Wert legen, * warum das Internet die Demokratie nicht verbessert, sondern sie neuen Gefahren aussetzt, * warum das Internet die Grundlagen unserer Bildung angreift und wir deshalb ein neues Verständnis von Bildung und Aufklärung brauchen. Wenn im Untertitel dieses Buches von der Gefährdung unserer Kultur die Rede ist, dann möchte ich dies nicht auf ein verengtes Verständnis von Hochkultur, also Literatur, Musik, Theater und so weiter, verstanden wissen. Ich untersuche vielmehr, wie das Internet unsere von uns gestaltete gesellschaftliche Umwelt beeinflusst. Kultur meint hier abendländische Kultur, in anderen Worten: Zivilisation, also die Art und Weise, wie wir in unserer Gesellschaft miteinander umgehen, wie wir uns informieren und wie wir die Quellen unserer geistigen Schöpfungen schützen. Ich versuche meine Ausführungen durch Begegnungen mit Menschen zu illustrieren, die für die eine oder andere Position zum Internet stehen. Journalisten, Blogger und Schüler als Angehörige der Generation Internet habe ich im Zuge der Recherchen getroffen. Die Interviews mit ihnen sind in diesem Buch grafisch hervorgehoben. Vermutlich werden Sie feststellen, dass sich einige Argumente wiederholen. Das liegt daran, dass mir das gleiche Argument in verschiedenen Zusammenhängen überzeugend erschien. Die Leser, die in diesem Buch nur einzelne Kapitel lesen, wollte ich nicht hin und her verweisen. Im Übrigen dient ein gewisses Maß an Redundanz der Klarheit der Botschaft. Mir ist klar, dass dieses Buch Widerspruch hervorrufen wird. Das ist gut. Noch besser allerdings wäre es, wenn ich dadurch zum Nachdenken anregen könnte. Das ist gar nicht so einfach, wie es sich anhört. Denn für die, die sich dem Internet als neuer Religion verschrieben haben, gleicht ein Angriff darauf einem Aufruf zum Heiligen Krieg. Glaubensgewissheiten lassen sich durch Argumente nur schwer erschüttern. Lieber versuchen die Gläubigen, die Widersprüche wegzuinterpretieren. Bei meinen Recherchen fiel mir besonders auf, dass die Internet-Apologeten, die Alpha-Blogger der Republik und die vielen anonymen Kommentatoren in den Blogs und Internetforen, täglich die Argumente und Überzeugungen anderer Menschen in oft rüpelhaftem Ton kritisieren. Auf Kritik an ihren eigenen Positionen reagieren sie allerdings mimosenhaft. Ein besonders krakeelender Ober-Blogger soll sogar mit Klage gedroht haben, als minder prominente Schreiber Formulierungen des Ober-Bloggers aufspießten, die nach dessen Selbstauskunft angeblich nie gemacht worden seien. Für Narzissten, so können Psychologen bestätigen, gibt es kein passenderes Medium als das Internet. Den fundamentalistischen Anhängern einer Religion fällt es schwer, andere Glaubensauffassungen neben sich zu dulde Leseprobe