Beschreibung
Kabinettstückchen aus der Rumpelkammer der Geschichte Ein Lesevergnügen vom Meister der himmlisch leichten Unterhaltung kurzweilig, pikant, vergnüglich Wenn Hans Conrad Zander zur Feder greift, wird man auf angenehme Weise unterhalten. Die 14 Nothelfer dieses Buches helfen jedem - Christ, Heide oder Katholik. Der heilige Antonius hilft gegen den Terror des Finanzamtes, Turnvater Jahn überforderten Pädagogen bei der Durchsetzung der allerneuesten Disziplin, Kardinal Meisner segnet das Internet, König Ludwig XIV lehrt den gebeutelten Privatpatienten Haltung zu bewahren und die heilige Theresia wird eine windige Generation von Vorwärtsparkern aufrütteln zu wahrer Männlichkeit. Jedem, der zu diesem Buch greift, wird es gehen wie Mackie Messer unterm Galgen in London: 'Wenn die Not am höchsten, ist die Rettung am nächsten.
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Autorenportrait
Hans Conrad Zander, geboren 1937 in Zürich, lebt heute in Köln. Er war Mönch im Dominikanerorden, Reporter des "Stern" und Gastprofessor an der Universität Essen. Bekanntgeworden ist er als Autor von WDR und NDR ("Zeitzeichen") und als Verfasser von Sachbüchern und Satiren vor allem zur Religionsgeschichte.
Leseprobe
"Wenn die Not am höchsten, ist die Rettung am nächsten." So singt Mackie Messer, der Bettlerkönig, in Brechts Dreigroschen-Oper unter dem Galgen in London. Not lehrt singen! Viele von uns sind heute in ähnlich prekärer, modern gesagt: mobiler und flexibler Lage wie einst Mackie Messers Bettlertruppe in London. Aber deshalb singen? Singen, bis ein Reitender Bote der Königin im allerletzten Augenblick die Rettung bringt? Das Singen haben wir gründlich verlernt. Und an die Königin von England glaubt auch keiner mehr. Gibt es nicht etwas Besseres als singen? Not lehrt beten! In ganz anderer Not als die Engländer des 19. Jahrhunderts waren die Deutschen im 13. und 14. Jahrhundert. Nicht der Kapitalismus suchte sie heim, sondern die Pest. Wahllos raffte der Schwarze Tod auch die Jüngsten, die Stärksten im Land dahin. Da war kein Deutscher, der nicht niederkniete. Innig flehte der eine zum heiligen Blasius, ein anderer kniete vor dem heiligen Florian, ein dritter machte eine Wallfahrt zum heiligen Veit. Und dann die niederschmetternde Erkenntnis: Der heilige Blasius half wenig, der heilige Veit noch weniger, der heilige Florian richtete, im Gegenteil, nur Schaden an. Die Pest aber wütete noch grimmiger. Was tun in dieser äußersten Not? Not macht erfinderisch! Was jetzt den Bayern mitten in der schlimmsten Pest einfiel, darf als eine der stärksten deutschen Erfindungen bezeichnet werden: die "Vierzehn Nothelfer"! Wenn ein einzelner Schutzpatron so gar nicht hilft, dann helfen aber doch mit Sicherheit vierzehn. Alle auf einmal angerufen. Im Verein. Und sie halfen. Das starke Nothelferpaket aus Deutschland half in Schweden und in Italien, in Ungarn und in Frankreich. Wo immer in Europa eine christliche Seele an Gott und der Menschheit verzweifelte, kamen ihr die Vierzehn Nothelfer, alle auf einmal, als machtvolle Eingreiftruppe kollektiv zu Hilfe. Aber warum gerade vierzehn? Wäre nicht die Zahl zwölf ein viel stärkeres Symbol? Das ist eine gute Frage. Zählt man nämlich die Nothelfer aus uralten Kalendern zusammen, so preisen zwar alle hoch und heilig die "Vierzehn Nothelfer". In Wirklichkeit sind die vierzehn aber 27. Allerdings nicht immer dieselben. Jetzt erkennen wir das eigentliche Geheimnis dieses mächtigen deutschen Kultes. Die Vierzehn Nothelfer sind keine unveränderbare Mannschaft wie die Zwölf Apostel. Sie waren vielmehr unseren Vorfahren das, was uns heute der Dax ist. Das ist eine ganz strenge Auswahl der allerbesten deutschen Börsenwerte. Gerade deshalb fault manchmal eine Aktie aus dem Dax regelrecht heraus. Und muss ersetzt werden durch eine neue, stärkere. Genauso damals an der altdeutschen Nothelferbörse. Womit wir auch schon die Frage beantwortet haben, warum es vierzehn waren und nicht zwölf. Schon für den modernen Börsen-Dax wird jede Aktie, die nicht Triple A ist, sofort zur Belastung. Wieviel mehr ein unsolider Heiliger für die Crew der Nothelfer! Rufen wir aber Vierzehn Nothelfer an, so dürfen wir sicher sein, dass wir uns wenigstens auf zwölf von den vierzehn blind verlassen dürfen. Oder nicht? Und doch war in diesen altdeutschen Kult, so erfolgreich er in ganz Europa war, von Anfang an ein unverzeihlicher Bock eingebaut. Unter den Vierzehn Nothelfern waren nie mehr als drei Frauen: die heilige Barbara, die heilige Katharina und die heilige Margarete. Das eigentliche Verhängnis kommt erst noch. 1969 hat Papst Paul VI den Allgemeinen Heiligenkalender erbarmungslos zusammengestrichen. Seine erklärte Absicht war es, alle jene Heiligen, die erwiesenermaßen nicht existiert haben, von den Altären zu stürzen. Unverzeihlich genug, dass er aus eben diesem Grunde den heiligen Christophorus, den Nothelfer aller deutschen Autofahrer, abgeschafft hat. Da waren's nur noch dreizehn. Aber viel empörender ist, dass Paul VI auch gleich noch die heiligen Nothelferinnen, alle drei zusammen, abgeschafft hat. Wollte dieser unselige Papst etwa, just in den blühendsten Jahren der Frauenbewegung, der Welt weis Leseprobe