Beschreibung
'Gödel, Escher, Bach' ist vielleicht das ungewöhnlichste Buch des letzten Quartals des 20. Jahrhunderts. Wie oft geschieht es, daß ein bis dato völlig unbekannter Autor in monomanischer Obsession ein paar hundert Seiten schreibt und damit die geistige Welt revolutioniert? Ein Buch, das über Nacht zum Kultbuch und Bestseller wird und sein Autor zum Mythos? Schon die Verknüpfung von Bachschen Kompositionen, den Bildern Eschers und dem berüchtigten Unvollständigkeitssatz des österreichischen Mathematikers Kurt Gödel, dessen 100. Geburtstag am 28. April 2006 gefeiert wird, ist ungewöhnlich genug. Treten dann auch noch Achilles und eine Schildkröte auf den Plan, via Lewis Carroll einer alten griechischen Paradoxie entlehnt., dann wissen wir, daß wir ein rätselhaftes Jahrhundertbuch in Händen halten, das sich letztlich um eine Frage dreht, die sich in Hunderte verzweigt: Wie können selbstbewußte beseelte Wesen aus einer unbewußten, unbeseelten Materie entstehen? Und allmählich wird klar, daß hier in der Tat etwas höchst Ungewöhnliches vorliegt: das intelligente, brillante Sachbuch eines ernstzunehmenden Computer-Wissenschaftlers und zugleich ein auf vordergründiger wie auf kryptischer Ebene subtil und witzig gestaltetes Kunstwerk. Dies ist Anlaß, sich erneut eines der ungewöhnlichsten Sachbücher aller Zeiten vorzunehmen. Douglas R. Hofstadter und Gero von Randow führen in das Buch ein und begleiten die Lektüre eines der verblüffendsten und erhellendsten Bücher, das je geschrieben wurde.
Autorenportrait
Douglas Hofstadter, geboren am 15. Februar 1945 in New York, verbrachte seine Jugend in Kalifornien (davon ein Jahr von 1958 bis 1959 in Genf). Bis 1965 studierte er Mathematik an der Universität von Stanford, danach bis 1972 an der Universität von Oregon in Eugene, wo er 1975 in Physik promovierte. Von 1974 bis 1975 war er Wissenschaftlicher Assistent im Fachbereich Physik der Universität Regensburg und entdeckte dort den sogenannten 'Schmetterling von Hofstadter'. Douglas Hofstadter hat seit 1988 einen Lehrstuhl für Kognitionswissenschaft an der Indiana University in Bloomington inne und leitet dort das Center for Research on Concepts and Cognition. 1984-1988 war er Walgreen Professor for the Study of Human Understanding an der Universität von Michigan in Ann Arbor. Gastprofessuren an der Universität Bologna, dem MIT, und dem Collège de France. 1979 erschien sein Buch Gödel, Escher, Bach: ein Endloses Geflochtenes Band, für das er 1980 mit dem Pulitzer-Preis und dem American Book Award ausgezeichnet wurde. Neben seinen wissenschaftlichen Studien interessiert sich Douglas Hofstadter leidenschaftlich für Sprachen und beherrscht unter anderem Französisch, Italienisch, Deutsch, Spanisch, Russisch und Chinesisch. Ebenso enthusiastisch widmet sich der Autor dem Klavierspiel, das ihn zu 30 Kompositionen von Klavierstücken inspirierte. Mit seiner 1993 verstorbenen Frau Carol hat er zwei Kinder: Danny (geboren 1988) und Monica (1991). Seit dem Jahr 2012 ist Douglas Hofstadter mit Baofen Lin verheiratet. 'Unsere Ichs sind keine wasserfesten Einheiten. Mein Bewusstsein schwappt ins Gehirn meiner Verwandten, ins Gehirn von Menschen, die ich gut kenne und umgekehrt.' Douglas Hofstadter Frühere Bücher von Douglas Hofstadter Gödel, Escher, Bach: an Eternal Golden Braid (1979, deutsch: Gödel, Escher, Bach: ein Endloses Geflochtenes Band, KlettCotta Stuttgart 1985; erw. Neuausgabe 2006; 19. Auflage 2013). The Mind's I: Fantasies and Reflections on Self and Soul (1981, deutsch: Einsicht ins Ich. Fantasien und Reflexionen über Selbst und Seele; gemeinsam mit Daniel Dennett, KlettCotta Stuttgart 1986). Metamagical Themas: Questing for the Essence of Mind and Pattern (1985, deutsch: Metamagicum. Fragen nach der Essenz von Geist und Struktur, KlettCotta Stuttgart 1988). Ambigrammi: un microcosmo ideale per lo studio della creatività (1987). Fluid Concepts and Creative Analogies: Computer Models of the Fundamental Mechanisms of Thought (1995, deutsch: Die FARGonauten. Über Analogie und Kreativität, KlettCotta Stuttgart 1996). Le Ton beau de Marot: In Praise of the Music of Language (1997). Eugene Onegin: A Novel Versification (Übersetzung ins Englische von dem Roman in Versen Eugen Onegin von Alexander Sergeevich Puschkin, 1999). I Am a Strange Loop (2007, deutsch: Ich bin eine Seltsame Schleife, KlettCotta, Stuttgart 2008). The Discovery of Dawn (Übersetzung ins Englische von dem Roman La Scoperta dell'Alba von Walter Veltroni, 2008). That Mad Ache (Übersetzung ins Englische von dem Roman La Chamade von Françoise Sagan, 2009). Translator, Trader: An Essay on the Pleasantly Pervasive Paradoxes of Translation (2009).
Leseprobe
Aus dem Vorwort von Douglas Hofstadter zur Ausgabe aus dem Jahr 2001 zum zwanzigjährigen Jubiläum von GEB Die Bilder und Ideen, die den Kern von GEB bilden Überflüssig zu sagen, daß mich diese allgemeine Verwirrung im Laufe der Jahre sehr frustriert hat, war ich doch der Meinung, ich hätte meine Zielsetzungen im Text selbst wieder und wieder zum Ausdruck gebracht. Offenbar ist es nicht oft genug oder klar genug geschehen. Doch da ich nun die Möglichkeit habe, es noch einmal zu tun - noch dazu an so hervorgehobener Stelle -, möchte ich ein letztes Mal den Versuch unternehmen zu sagen, warum ich dieses Buch geschrieben habe, wovon es handelt und worin seine Hauptthese besteht. Auf einen kurzen Nenner gebracht: GEB ist der sehr persönliche Versuch zu erklären, wie beseelte Wesen aus unbeseelter Materie entstehen können. Was ist ein Selbst, und wie kann sich ein Selbst aus einem Stoff ohne Selbst wie einem Stein oder einer Pfütze entwickeln? Was ist ein "Ich" und warum sind solche Gebilde (zumindest bislang) nur anzutreffen in Verbindung mit, wie es der Dichter Russell Edson so wunderbar gesagt hat, "schwankenden Knollen aus Traum und Trauer" - das heißt, nur in Verbindung mit feuchten Gewebeklumpen, die sich, in harten Schutzhüllen untergebracht und auf bewegliche Untergestelle montiert, mit Hilfe zweier etwas unsicherer, gelenkig verbundener Stelzen durch die Welt bewegen? GEB geht diese Fragen an, indem es langsam eine Analogie entwickelt, die unbelebte Moleküle mit bedeutungslosen Symbolen vergleicht und im weiteren einen Vergleich zieht zwischen Selbsten ("Ichs" oder "Seelen", wenn Sie es vorziehen - was immer belebte von unbelebter Materie unterscheidet) und bestimmten verwirbelten, verschlungenen, strudelartigen und bedeutungsvollen Mustern, die nur in ganz besonderen Systemen aus bedeutungslosen Symbolen entstehen. Mit diesen seltsamen, verschlungenen Mustern befaßt sich das Buch so ausführlich, weil sie kaum bekannt, kaum gewürdigt, erwartungswidrig und voller Geheimnisse sind. Aus Gründen, die nicht allzu schwer zu erraten sein dürften, bezeichne ich diese eigenartigen, verflochtenen Muster überall im Buch als "Seltsame Schleifen", obschon ich in späteren Kapiteln auch den Ausdruck "Verwickelte Hierarchien" verwende, der im wesentlichen die gleiche Idee zum Ausdruck bringt. Das ist einer der Gründe, warum M. C. Escher - oder genauer, sein graphisches Werk - in dem "Endlosen Geflochtenen Band" einen so hervorragenden Platz einnimmt. Escher war nämlich auf seine eigene, besondere Weise von Seltsamen Schleifen ebenso fasziniert wie ich und hat sie in den verschiedensten Zusammenhängen gezeichnet, alle wunderbar verwirrend und faszinierend. Doch als ich mit den Vorarbeiten zu dem Buch begann, hatte ich Escher noch gar nicht im Visier (in der Schleife, wie sich an dieser Stelle sagen ließe). Mein Arbeitstitel war ziemlich nüchtern - Gödel's Theorem and the Human Brain, "Der Gödelsche Satz und das menschliche Gehirn"-, und ich hatte noch keineswegs vor, paradoxe Bilder oder gar spielerische Dialoge einzuflechten. Doch immer wieder, während ich meine Ansichten über Seltsame Schleifen zu Papier brachte, tauchten flüchtige Bilder von dieser oder jener Escher-Graphik fast unterschwellig vor meinem geistigen Auge auf, bis mir eines Tages klar wurde, daß diese Bilder in meiner Vorstellung so eng mit den Ideen verknüpft waren, über die ich schrieb, daß es geradezu widersinnig gewesen wäre, den Lesern die von mir so stark empfundene Verknüpfung vorzuenthalten. Und so hieß ich Eschers Kunst an Bord willkommen. Was Bach angeht, so werde ich auf seinen Eintritt in meine "metaphorische Fuge über Geist und Maschinen" ein wenig später zu sprechen kommen. Doch erst einmal zurück zu den Seltsamen Schleifen. Der Auslöser für GEB war meine lang gehegte Überzeugung, daß der Begriff der "Seltsamen Schleife" den Schlüssel zu jenem Gehei Leseprobe
Schlagzeile
Das Kultbuch der Computerkultur