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Das Leben des Herrn de Moliere

Roman

Erschienen am 18.04.2006
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783630620961
Sprache: Deutsch
Umfang: 235 S.
Format (T/L/B): 2 x 18.8 x 12 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Am Beispiel Molières: ein Schlüsselroman über den Künstler Bulgakow und sein Verhältnis zur Sowjetunion.Den Komödiendichter Molière, der von seinen Zeitgenossen gehasst wurde, rettete die Gunst des Sonnenkönigs. Dreihundert Jahre später sieht sich Michail Bulgakow in einer ähnlichen Situation. Auch er ist der verfemte Dichter, den das Wohlwollen des Alleinherrschers Stalin vor Verhaftung und Lager bewahrt.

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Autorenportrait

Michail Bulgakow wurde am 15. Mai 1891 in Kiew geboren und starb am 10. März 1940 in Moskau. Nach einem Medizinstudium arbeitete er zunächst als Landarzt und zog dann nach Moskau, um sich ganz der Literatur zu widmen. Er gilt als einer der größten russischen Satiriker und hatte zeitlebens unter der stalinistischen Zensur zu leiden. Seine zahlreichen Dramen durften nicht aufgeführt werden, seine bedeutendsten Prosawerke konnten erst nach seinem Tod veröffentlicht werden. Seine Werke liegen im Luchterhand Literaturverlag in der Übersetzung von Thomas und Renate Reschke vor.

Leseprobe

Prolog Ich unterhalte mich mit der Hebamme Was hindert mich, lachend die Wahrheit zu sagen? Horaz Molière war ein berühmter französischer Komödiendichter im Reiche Ludwigs XIV. Antioch Kantemir Eine Hebamme, die ihre Kunst bei der berühmten Louise Bourgeois im Christlichen Entbindungshaus zu Paris erlernt hatte, entband am 13. Januar 1622 die liebreizende Madame Poquelin, geborene Cressé, von ihrem ersten Kind, einem frühgeborenen Säugling männlichen Geschlechts. Ich kann mit Sicherheit sagen: Wäre es mir gelungen, der ehrbaren Wehmutter begreiflich zu machen, wen sie da holte, so hätte sie womöglich vor Aufregung dem Säugling einen Schaden zugefügt - und damit ganz Frankreich. Nun denn: Ich trage einen Rock mit riesigen Taschen und halte in der Hand nicht eine Stahl-, sondern eine Gänsefeder. Vor mir brennen Wachskerzen, und mein Gehirn arbeitet rege. 'Gnädige Frau', sage ich, 'gehen Sie vorsichtig mit dem Säugling um und denken Sie daran, daß er vorzeitig zur Welt gekommen ist. Der Tod dieses Säuglings würde für Ihr Land einen schweren Verlust bedeuten.' 'Du lieber Gott! Madame Poquelin wird einen anderen gebären!' 'Madame Poquelin wird so einen nie wieder gebären und ebenso keine andere Madame in den nächsten Jahrhunderten.' 'Ihr setzt mich in Erstaunen, Herr!' 'Ich bin selber erstaunt. Begreifen Sie doch, dreihundert Jahre später werde ich in einem fernen Land mich Ihrer nur deshalb erinnern, weil Sie den Sohn von Monsieur Poquelin in Händen gehalten haben.' 'Ich habe schon bedeutendere Säuglinge in Händen gehalten.' 'Was verstehen Sie unter bedeutend? Dieser Säugling wird bekannter werden als Ihr derzeit herrschender König Ludwig der Dreizehnte und berühmter als Ihr nächster König, und diesen König, Madame, wird man Ludwig den Großen oder den Sonnenkönig nennen! Es gibt ein wildes Land, gute Frau, Sie kennen es nicht, das Moskowitische Reich, ein kaltes und schreckliches Land. Dort gibt es keine Aufklärung, und bewohnt ist es von Barbaren, die in einer für Ihr Ohr seltsamen Sprache reden. Doch sogar in dieses Land werden bald die Worte dessen dringen, den Sie soeben holen. Ein Pole, Hofnarr des Zaren Peter des Ersten, wird sie in jene barbarische Sprache übertragen, und das bereits nicht aus der Ihrigen, sondern aus der deutschen Sprache. Der Narr, genannt König der Samojeden, wird mit kratzendem Kiel krakelige Zeilen niederschreiben: >Gorshybus. Jest nushno daty tak welikyja dengi sa waschy liza isrjadnyja. Skashyte mne netschto malo tschto sodelalyste sym gospodam, kotorych as wam pokasywach i kotorych wyshdu wychodjastschich s mojewo dwora s tak welikym wstydom.< Der Übersetzer des russischen Zaren will mit diesen sonderbaren Worten die Worte Ihres Säuglings aus der Komödie >Die lächerlichen Preziösen< wiedergeben: >GORGIBUS. Ihr scheint, weiß Gott, einen beträchtlichen Aufwand zum Einfetten Eures Gesichts für unentbehrlich zu halten. Und nun erzählt mir mal, was Ihr mit den beiden Herren angefangen habt, die sehr kühl waren, als ich sie soeben das Haus verlassen sah.< In der >Beschreibung der Komödien welche genannt sind im Staatlichen Ministerialerlaß vom 30. Mai des Jahres 1709< werden unter anderem folgende Stücke erwähnt: die Komödie >Vom geschlagenen Doktor< (oder >Der gezwungene Arzt<) und ein anderes - >Das Geschlecht des Herkules, darin Jupiter die Hauptperson<. Wir erkennen sie. Das erste ist >Der Arzt wider Willen<, eine Komödie dieses Ihres Säuglings, und das zweite >Amphitryon<, ebenfalls von ihm. Es ist derselbe >Amphitryon<, den Sieur de Molière im Jahre 1668 mit seinen Komödianten in Paris uraufführen wird, in Anwesenheit Pjotr Iwanowitsch Potjomkins, Gesandten des Zaren Alexej Michailowitsch. Sie sehen also, die Russen werden erfahren von dem Menschen, den Sie soeben holen, und das noch in diesem Jahrhundert. Oh, Verbindung der Zeiten! Oh, Ströme der Aufklärung! Die Worte dieses Kindes wird man ins Deutsche übersetzen, ins Englische, ins Italienische, ins Spanische, ins Leseprobe

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