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Die Wenigen und die Vielen

Roman, einer Zeit

Erschienen am 19.04.2010
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783630872926
Sprache: Deutsch
Umfang: 364 S.
Format (T/L/B): 3.5 x 19.4 x 13 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Hans Sahls wahrhaft großer Roman: Eines der wichtigsten Werke der deutschen Exilliteratur In seinem einzigen Roman erzählt Hans Sahl die Geschichte eines Schriftstellers, der zur Flucht aus Nazi-Deutschland gezwungen wird, kreuz und quer durch Europa gehetzt wird und bei seiner glücklichen Ankunft in New York das eigenartige Gefühl nicht abschütteln kann: Das Exil werde ich nie mehr hinter mir lassen. 'Ich bin kein Held. Ich habe Angst vor Ratten und vor Schlangen. Ich gehe ungern durch einen dunklen Wald. Ich liebe es nicht, misshandelt zu werden. Schlachtenlärm und Weltuntergänge sowie alle historischen Ereignisse, die sich geräuschvoll abspielen, sind mir unsympathisch. Ich liebe Bücher und Bilder, gute Musik und gute Weine.' So beginnt Georg Kobbe in Hans Sahls 1959 erstmals publiziertem Roman 'Die Wenigen und die Vielen' von sich zu erzählen. Es ist die abenteuerliche Geschichte eines Berliners Dichters, der, weil er die falschen Bücher las und schrieb, vor allem aber, weil er ein Jude war, durch halb Europa gejagt wurde, bis er sich schließlich in Amerika in Sicherheit bringen konnte.Hans Sahls Roman, der vom Untergang einer ganzen Welt erzählt, gehört zu den wichtigsten Zeugnissen der Geschichte des deutschen Exils.

Leseprobe

Ich bin kein Held. Ich habe Angst vor Ratten und vor Schlangen. Ich gehe ungern durch einen dunklen Wald. Ich liebe es nicht, mi?andelt zu werden. Schlachtenl? und Weltunterg?e sowie alle historischen Ereignisse, die sich ger?chvoll abspielen, sind mir unsympathisch. Ich liebe B?cher und Bilder, gute Musik und gute Weine. Ich esse gern gut. Ich lebe gern bequem. Unter normalen Umst?en w? ich gewi?ein n?tzliches Mitglied der Gesellschaft geworden. Ich h?e es bestimmt zu etwas gebracht, w? geachtet und geehrt worden, h?e einen ausk?mmlichen Posten in der Verwaltung und ein H?chen vor der Stadt, in dem es sich leben lie?. Ich w? viel gereist, nicht zuletzt, um meine Sprachkenntnisse zu vervollkommnen und meine Sehnsucht nach exotischen Gegenden zu befriedigen. Meine Gedichte w?n jeden Sonntag in der Frauenbeilage des gesch?ten Lokalblattes erschienen, rechts unten, in der Ecke, zwischen Kochrezepten und ?lichen praktischen Winken f?r die Hausfrau, sorgf?ig gesetzt und nicht ohne eine gewisse Aufmachung, wie es sich f?r einen angesehenen Mitarbeiter geh?rt, der sich in zwanzig Jahren die Aufmerksamkeit der Abonnenten erobert hat. Ich w? ein Freund des Fortschritts gewesen, allen Neuerungen auf technischem, wissenschaftlichem und k?nstlerischem Gebiet zug?lich, ein Vork?fer der Moderne, beseelt von dem tiefen Glauben an Wahrheit und Menschlichkeit und an die steigende Auflagenziffer meiner Zeitung. Ich h?e die sozialen Auseinandersetzungen meiner Epoche mit der Objektivit?des unparteiischen Beobachters verfolgt, der wei? da?>nichts so hei?gegessen wird, wie es gekocht wirdGerechtigkeit auf Erdenmetaphysischen< Mitgef?hls f?r die von der Gesellschaft Enterbten nicht enthalten k?nnen. Ich w? f?r die Armen und Unterdr?ckten eingetreten, soweit es meine Zeitung und die hinter ihr stehende - ?brigens sehr m?tige - Gruppe erlaubt haben w?rde, und ich h?e mich nicht gescheut, in dichterischer, das hei? symbolischer Form, auf gewisse ?elst?e hinzuweisen, Justizirrt?mer aufzudecken und das Unrecht, wenn auch mit Ma?und Vorsicht - man kann nichts Unm?gliches verlangen! - anzuprangern. Dar?ber w? ein Menschenalter verstrichen, reich an M?he und Sorgen, aber auch reich an Anerkennung, und ich w? als ein weiser und rechtschaffener Mann zu Grabe getragen worden, den Kindern ein leuchtendes Vorbild, der Nachwelt ein Beispiel humaner Pflichterf?llung und t?ger Anteilnahme an den Gesch?en der Welt.Ecce homo! Was f?r ein Mensch w? mit mir dahingegangen! Ja, was f?r ein Mensch, dumm, eitel, selbstgef?ig; einer von denen, die geboren wurden, um gl?cklich zu sein und ihre Tage in einem H?chen vor der Stadt zu beschlie?n. Aber das Jahrhundert, in dem ich geboren wurde, hat meiner Karriere ein ebenso fr?hes wie unr?hmliches Ende bereitet. Ich bin aufgewachsen in einem Land, das von Hunger und B?rgerkrieg heimgesucht war und in dem finstere Gedanken die Gehirne verw?steten. Anstatt dem Sch?pfer f?r jeden Tag zu danken, den er mir schenkte, habe ich mir oft gew?nscht, den n?sten nicht mehr zu erleben. Meine Arbeiten sind ?ber die halbe Welt verstreut; meine Gedichte erschienen in Zeitungen, die von mutigen M?ern ohne Geld gedruckt wurden, links unten, in der Ecke, zwischen Gr Leseprobe

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