Beschreibung
Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Romanistik - Italienische u. Sardische Sprache, Literatur, Landeskunde, Note: 1,7, Ludwig-Maximilians-Universität München (Institut für Italienische Philologie), Veranstaltung: Carlo Goldoni und das Theater des Settecento, Sprache: Deutsch, Abstract: aus der Einleitung:
Mit La Locandiera (1752) und I Rusteghi (1760) hat sich Carlo Goldoni von den moraldidaktischen Zielen seiner Komödienreform distanziert. Während in La Bottega del Caffè (1750) mit Ridolfo noch ein optimistischer Hüter bürgerlicher Werte im Mittelpunkt stand, rückt zwei Jahre später die Figur der Mirandolina ins Zentrum seines Interesses: eine den bürgerlichen Normen nicht vollständig geneigte Person, deren spielerischer und zugleich sympathischer Umgang mit Moral und Sitte hier besonders interessieren. In I Rusteghi ist dann die Entwicklung hin zu einer offenen Kritik an der mittlerweile extrem übersteigerten Befolgung bürgerlicher Normen erkennbar, die sich auch in der Lächerlichkeit, die dem Rustego als strengem Verteidiger dieser Werte zufällt, äußert. Diese unterschiedlichen Ansätze kritischer Gesellschaftsbetrachtung zum einen die indirekte, weil unter den Vorzeichen der Karnevalisierung stehende Problematisierung bürgerlicher Normen in La Locandiera und zum anderen deren direkte Kritik in I Rusteghi dienen als Zugang zu einer genaueren Analyse der beiden Stücke.
In Bezug auf La Locandiera soll dabei zunächst Mirandolinas normkonträres Handeln unter Berücksichtigung sowohl der dafür nötigen Voraussetzung als auch der betroffenen Normen untersucht werden. Die daran anschließende Darstellung und Erläuterung der sympathischen Wirkung Mirandolinas auf das Publikum soll verdeutlichen, dass die indirekte Kritik an den bürgerlichen Werten sich im Prinzip durch die Unterstützung des amoralischen Handelns ausdrückt. Die Attraktivität, die in diesem Kontext auch die Koketterie Mirandolinas ausstrahlt, stellt die Weichen für eine indirekte Standesreflexion. Dieser folgt ein Blick auf die insgesamt mangelhafte Umsetzung moraldidaktischer Gesichtspunkte in La Locandiera. Die nähere Betrachtung der für den Zuschauer unbefriedigend ausfallenden Normenrestitution im dritten Akt sowie die Interpretation aller genannten Punkte vor dem Hintergrund des Karnevals und der Karnevalisierung, runden meine Ausführungen zu La Locandiera ab.
In I Rusteghi sollen zuerst Verzerrungen und Exzesse bürgerlicher Normbefolgung unter Einbeziehung einer Definition der Figur des Rustego sowie dessen exponierter Vergnügungsfeindlichkeit aufgezeigt werden. Im Anschluss daran wird die Opposition der von den Rusteghi unterdrückten, in ihrem Wesen aber sehr viel rationaleren Frauen erörtert, wobei ein besonderes Interesse der als Privattheater getarnten Intrige und Felices kritischer Schlussrede gilt. Überlegungen zu der widersprüchlichen und daher lächerlichen Anlage der Rusteghi und den Einschränkungen, die Felices Resümee und die darin bezogenen rationalen und modernen Positionen im Rahmen des letzten Karnevalstages erfahren, komplettieren die Analyse der Rusteghi.
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