Beschreibung
Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Geschichte Europa - and. Länder - Neuzeit, Absolutismus, Industrialisierung, Note: 1,0, Universität Hamburg (Geschichte), Veranstaltung: Entstehung von Parteien in Deutschland, Sprache: Deutsch, Abstract: Das 19. Jahrhundert gilt gemeinhin als Jahrhundert der Säkularisierung, als das Jahrhundert der gundstürzenden Modernisierung und wird deshalb oft prägnant zusammengefasst als das Bürgerliche Jahrhundert bezeichnet. Die Religion gibt immer weniger Lebenssinn und stiftet weniger sozialen Zusammenhalt. Im Gegensatz dazu steht der Nationalismus, dessen ideologische Kraft entscheidend dazu beiträgt, in ganz Europa politische und gesell-schaftliche Konstellationen zu prägen und umzuformen. Häufig wird dabei der Nation eine ersatzreligiöse Funktion zugewiesen, die eine neue soziale Integration der desintegrierten, modernen Menschen ermöglicht und somit die Religion als obersten innerweltlichen Wert ablöst.Bleibt man bei der Betrachtung dieser Erkenntnisse stehen , erhält man jedoch nur ein sehr verkürztes Bild der Mentalitäts- und Ideengeschichte des 19. Jahrhunderts. Denn trotz der zunehmenden Säkularisierung muss man insbesondere im katholischen Raum auch von einer erneuten Rekonfessionalisierung sprechen, die den beginnenden Funktionsverlust der Kirche sogar überlagerte und zu einer neuen kirchlichen Religiosität und massenhafter Volksfrömmigkeit führte . In der Forschung wurde deshalb jüngst das 19.Jahrhundert sogar als Zweites konfessionelles Zeitalter bezeichnet. Nun wäre es möglich, diese Phänomene als letztes Aufbäumen der vormodernen Gesellschaft gegen die unvermeidliche Moderne zu bezeichnen, als Gegenreakion einer untergehenden Welt. Doch auch dies würde dem Geschehenen nicht gerecht werden, denn der Katholizismus war nicht nur antimodern, sondern auch ein Faktor der modernen, sozialen Mobilisierung. Konfrontiert mit der nationalen Bewegung entstand nämlich bald für die Katholiken ein Grunddilemma: Sie mussten die Universalität ihrer Glaubensgemeinschaft mit der Idee singulärer Nationalität in Einklang bringen . Es zeigte sich hierbei, dass der Widerspruch zwischen Religion und Nation, der auch das Schlagwort von der Nation als Ersatzreligion leitet, durchaus überwindbar war. Wie der politische Katholizismus vor der Reichsgründung mit diesem Spannungsfeld der Nationalen Frage umgegangen ist und welche eigenen nationalen Möglichkeiten die Katholiken entwickelt haben, soll Thema der vorliegenden Arbeit sein. Hierbei soll auch auf die Bedeutung der Auseinandersetzungen um die Nationale Frage für die organisatorische und strukturelle Konsolidierung des politischen Katholizismus in Bezug auf die spätere Parteibildung eingegangen werden.
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