Beschreibung
Die Sammlung Heinrich Rieger war bis zu ihrer Zerstörung 1938 eine der imposantesten Kollektionen zeitgenössischer Kunst in Wien. Ein Teil der Bilder konnte nach 1945 restituiert werden. Viele Werke, unter anderem mehrere Dutzend Schiele Zeichnungen, gelten nach wie vor als verschollen. Der Zahnarzt Dr. Heinrich Rieger verstand seine private Sammlung immer als Bestandteil der Öffentlichkeit, die er in Form von zahlreichen Ausstellungen und Abdrucken in Printmedien dem Publikum zugänglich machte. Diese geschlossene Kollektion wurde durch die Nationalsozialisten zerstreut, Heinrich Rieger und seine Frau Bertha wurden in Konzentrationslagern ermordet. Der über mysteriöse Kanäle verschwundene Teil der Werke befindet sich in der Welt - irgendwo zwischen Österreich und Amerika in der Obhut von um die tragische Geschichte wissender Sammler oder Kunsthandlungen. Die Zerstörung der Sammlung Heinrich Rieger ist die Folge eines historischen Unrechts, das so lange aufrecht bleibt, solange die neuen Besitzenden ihre gegenwärtige Mittäterschaft nicht erkennen und im Sinne der Ethik eines verantwortungsvollen Erinnerns handeln.
Autorenportrait
Lisa Fischer Dr., geboren 1959 in Wien. Kulturhistorikerin, Ausstellungskuratorin und Journalistin. Zahlreiche Publikationen, unter anderem: Lina Loos. Wenn die Muse sich selbst küsst, 1994, Schattenwürfe in die Zukunft. Kaiserin Elisabeth und die Frauen ihrer Zeit, 1998, mit Regina Köpl: Sigmund Freud. Wiener Schauplätze der Psychoanalyse, 2006, Eden hinter den Wäldern. Samuel von Brukenthal, Politiker, Sammler, Freimaurer in Sibiu / Hermannstadt, 2007.