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Schloß Gripsholm

Eine Sommergeschichte

Erschienen am 07.03.2006
17,95 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783717520948
Sprache: Deutsch
Umfang: 256 S.
Format (T/L/B): 1.3 x 15.5 x 9.6 cm
Einband: Leinen

Beschreibung

Wie weit ist es von einem Mann zu einer Frau? Die Antwort geben 'Daddy' und 'Prinzessin' auf einer launigen Ferienreise nach Schweden. Mit unbeschwerter Heiterkeit, sprühendem Witz und Charme bezaubert Kurt Tucholskys frische Sommerromanze nicht nur Verliebte.Lydia und Peter sind ein modernes Paar, unverheiratet, unkompliziert, unsentimental. 'Komische Oper', flötet der Schriftsteller seiner Angebeteten ins Ohr. 'Olln Döskopp', kontert Lydia zärtlich und rattert mit ihrem Peter von Berlin nach Kopenhagen - Seekrankheit und schöne Ausblicke inklusive. Die Fahrt endet am Mälarsee, wo die Verliebten auf Schloß Gripsholm ihr ideales Ferienidyll finden, Platz und Zeit für fabelhafte Wortraufereien, für Ausflüge, Kreuzworträtsel, einen Kuß. Peters Busenfreund Karlchen kommt zu Besuch und legt sich mit den beiden in eine 'tiefe Badewanne von Freundschaft'. Auf Karlchen folgt Billie, Lydias beste Freundin, und animiert zur zart-frivolen Dreiecksbeziehung auf Zeit. Kein einziges Wölkchen trübte den blauen Sommerhimmel über Schloß Gripsholm, wäre da nicht das benachbarte Kinderheim samt seiner sadistischen Leiterin.Mit leichter Hand entwarf Kurt Tucholsky (1890-1935) diese launige Romanze zwischen zwei sachlichen Menschen. Dank der unnachahmlichen Mischung aus schnoddriger Zärtlichkeit, leiser Melancholie und fröhlich-ausgelassener Sprachakrobatik wurde der Roman des unter dem Nationalsozialismus verbotenen Gesellschaftskritikers zu einem der größten Erfolge in der deutschen Nachkriegsliteratur.

Autorenportrait

Kurt Tucholsky (1890-1935), als Kind jüdischer Eltern in Berlin geboren, war einer der scharfsichtigsten Gesellschaftskritiker seiner Zeit. In der 'Weltbühne' und der 'Vossischen Zeitung', mit Liedern und Kabarettstücken trat er unermüdlich für einen pazifistischen Humanismus ein. Als Korrespondent der linksliberalen 'Weltbühne' lebte er 1924-1926 in Paris. 1929 emigrierte er nach Schweden. Nach Hitlers Machtübernahme wurde er ausgebürgert, seine Bücher in Deutschland verbrannt. 1935 nahm sich Tucholsky aus Verzweiflung über die Erfolge der Nationalsozialisten das Leben.

Leseprobe

Ernst Rowohlt Verlag Berlin W 50 Passauer Straße 8/9 8. Juni Lieber Herr Tucholsky, schönen Dank für Ihren Brief vom 2. Juni. Wir haben Ihren Wunsch notiert. Für heute etwas andres. Wie Sie wissen, habe ich in der letzten Zeit allerhand politische Bücher verlegt, mit denen Sie sich ja hinlänglich beschäftigt haben. Nun möchte ich doch aber wieder einmal die "schöne Literatur" pflegen. Haben Sie gar nichts? Wie wäre es denn mit einer kleinen Liebesgeschichte? Überlegen Sie sich das mal! Das Buch soll nicht teuer werden, und ich drucke Ihnen für den Anfang zehntausend Stück. Die befreundeten Sortimenter sagen mir jedesmal auf meinen Reisen, wie gern die Leute so etwas lesen. Wie ist es damit? Sie haben bei uns noch 46 RM gut - wohin sollen wir Ihnen die überweisen? Mit den besten Grüßen Ihr (Riesenschnörkel) Ernst Rowohlt 10. Juni Lieber Herr Rowohlt, Dank für Ihren Brief vom 8. 6. Ja, eine Liebesgeschichte. lieber Meister, wie denken Sie sich das? In der heutigen Zeit Liebe? Lieben Sie? Wer liebt denn heute noch? Dann schon lieber eine kleine Sommergeschichte. Die Sache ist nicht leicht. Sie wissen, wie sehr es mir widerstrebt, die Öffentlichkeit mit meinem persönlichen Kram zu behelligen - das fällt also fort. Außerdem betrüge ich jede Frau mit meiner Schreibmaschine und erlebe daher nichts Romantisches. Und soll ich mir die Geschichte vielleicht ausdenken? Phantasie haben doch nur die Geschäftsleute, wenn sie nicht zahlen können. Dann fällt ihnen viel ein. Unsereinem. Schreibe ich den Leuten nicht ihren Wunschtraum ("Die Gräfin raffte ihre Silber-Robe, würdigte den Grafen keines Blickes und fiel die Schloßtreppe hinunter"), dann bleibt nur noch das Propplem über die Ehe als Zimmer-Gymnastik, die "menschliche Einstellung" und all das Zeug, das wir nicht mögen. Woher nehmen und nicht bei Villon stehlen? Da wir grade von Lyrik sprechen: Wie kommt es, daß Sie in § 9 unsres Verlagsvertrages 15 Prozent honorarfreie Exemplare berechnen? So viel Rezensionsexemplare schicken Sie doch niemals in die Welt hinaus! So jagen Sie den sauern Schweiß Ihrer Autoren durch die Gurgel - kein Wunder, daß Sie auf Samt saufen, während unsereiner auf harten Bänken dünnes Bier schluckt. Aber so ist alles. Daß Sie mir gut sind, wußte ich. Daß Sie mir für 46 RM gut sind, erfreut mein Herz. Bitte wie gewöhnlich an die alte Adresse. Übrigens fahre ich nächste Woche in Urlaub. Mit vielen schönen Grüßen Ihr Tucholsky Ernst Rowohlt Verlag Berlin W 50 Passauer Straße 8/9 12. Juni Lieber Herr Tucholsky, vielen Dank für Ihren Brief vom 10. d. M. Die 15 % honorarfreie Exemplare sind - also das können Sie mir wirklich glauben - meine einzige Verdienstmöglichkeit. Lieber Herr Tucholsky, wenn Sie unsre Bilanz sähen, dann wüßten Sie, daß es ein armer Verleger gar nicht leicht hat. Ohne die 15 °% könnte ich überhaupt nicht existieren und würde glatt verhungern. Das werden Sie doch nicht wollen. Die Sommergeschichte sollten Sie sich durch den Kopf gehn lassen. Die Leute wollen neben der Politik und dem Aktuellen etwas haben, was sie ihrer Freundin schenken können. Sie glauben gar nicht, wie das fehlt. Ich denke an eine kleine Geschichte, nicht zu umfangreich, etwa 15-16 Bogen, zart im Gefühl, kartoniert, leicht ironisch und mit einem bunten Umschlag. Der Inhalt kann so frei sein, wie Sie wollen. Ich würde Ihnen vielleicht insoweit entgegenkommen, daß ich die honorarfreien Exemplare auf 14 % heruntersetze. Wie gefällt Ihnen unser neuer Verlagskatalog? Ich wünsche Ihnen einen vergnügten Urlaub und bin mit vielen Grüßen Ihr (Riesenschnörkel) Ernst Rowohlt 15. Juni Lieber Meister Rowohlt, auf dem neuen Verlagskatalog hat Sie Gulbransson ganz richtig gezeichnet: still sinnend an des Baches Rand sitzen Sie da und angeln die fetten Fische. Der Köder mit 14 °% honorarfreier Exemplare ist nicht fett genug - 12 sind auch ganz schön. Denken Sie mal ein bißchen darüber nach und geben Sie Ihrem harten Verlegerherzen einen Stoß. B Leseprobe