Autorenportrait
Georg Dreißig wurde 1950 in Eschwege geboren, besuchte in Berlin die Waldorfschule und studierte zunächst Medizin. Später wechselte er ans Priesterseminar der Christengemeinschaft, wo er 1977 die Priesterweihe empfing. Er war erst Gemeindepfarrer in Johannesburg/Südafrika, dann Chefredakteur der Monatsschrift Die Christengemeinschaft in Stuttgart, seit 1988 ist er als Dozent am Priesterseminar tätig und gehört seit 2006 der Seminarleitung an. Zudem ist Georg Dreißig Kinderbuchautor und Vater von fünf Söhnen.
Leseprobe
Wisst ihr eigentlich, warum uns die Engel aus dem Himmel auf die Erde schicken und uns manchmal sogar recht alt werden lassen? Sie tun es, damit wir Gelegenheit haben, im Leben wenigstens ein bisschen klug und weise zu werden und, wenn unsere Zeit gekommen ist, etwas in den Himmel mitzubringen, worüber sie sich freuen können. Auch Handac hatten die Engel auf die Erde geschickt und ihm eine gute Spanne Lebens zugedacht, damit er sie nütze, um ein bisschen klug und weise zu werden. Aber Handac hatte es damit nicht besonders eilig. Man kann ja hier unten auf der Erde auch ganz andere Sachen machen und darüber sogar völlig vergessen, was die Engel mit einem vorhaben. Unser Handac wurde ein Geiger, und das ist eigentlich eine hübsche Sache. Aber er geigte schlecht, und das hatte einen ganz einfachen Grund: Es ging ihm nämlich gar nicht so sehr um die Musik, die man aus einer Geige hervorlocken kann, sondern vielmehr um jene, die entsteht, wenn recht viele Taler in einer Hosentasche aneinander stoßen. Wenn die blanken Münzen in seiner Tasche klimperten, war Handac zufrieden, legte flink seine Geige beiseite und zog mit ein paar Freunden ins nächste Wirtshaus. So war das, und es wäre Handac niemals eingefallen, sich etwas anderes zu wünschen. Da haben die Engel die Köpfe zusammengesteckt und miteinander überlegt, und das hat schon bald seine Folgen gezeigt