Beschreibung
In der Einleitung dieser Untersuchung heißt es direkt zu Beginn: "Einleitung - ein Linguist auf Abwegen?", denn ich wage mich daran, den Arbeitsgegenstand der Literaturwissenschaftler (die literarischen Texte) zu nehmen und allein mit linguistischen Werkzeugen eine fundierte sprachwissenschaftliche Analyse anzufertigen. Es ist ein Irrtum, dass man nur mit literaturwissenschaftlichen Werkzeugen einen solchen Text analysieren könne. Auch die Linguistik kann einen bedeutenden Beitrag zur Betrachtung liefern und dem Text mit sprachwissenschaftlichen Werkzeugen seine Geheimnisse entlocken. Im Grunde ist es so, dass sich die Literaturwissenschaftler von jeher bei den Linguisten bedient haben. Sie erfassen die Metren von Gedichten, haben einen Katalog mit Tropen und diskutieren über ungewöhnliche Satzgliedstellungen. Linguisten können die Erscheinungsform eines Textes durch ihr Fachwissen jedoch noch gründlicher analysieren. Die in dieser Studie präsentierte Erkenntnisgewinnung basiert dabei im Wesentlichen auf drei Dingen: der Textlinguistik, der Narrationstheorie und einer Analyse der mikrostilistischen und makrostilistischen Elemente.
Autorenportrait
Cornelia Scherpe wurde 1987 in Sachsen geboren und arbeitete nach ihrem Abitur 2005 im Rahmen eines freiwilligen sozialen Jahres an einer Integrationskindertagesstätte. Dann verließ sie ihre Geburtsstadt, um in Düsseldorf an der Heinrich-Heine-Universität das Studium der Germanistik und der Soziologie aufzunehmen. Sie absolvierte 2009 den Bachelor und studierte direkt im Anschluss weiter im Masterstudiengang Germanistik. Im September 2011 bekam sie den zweiten akademischen Grad "Master of Arts" mit der Durchschnittsnote "sehr gut" verliehen. Noch zu Zeiten ihres Bachelor-Studiums ging sie als Jungunternehmerin im Bereich der Online-Medien an den Markt. Nach ihrem Master-Abschluss wurde sie Online-Texter in Vollzeit.
Leseprobe
Textprobe:Kapitel 5 "Die Therapie" - Inhaltszusammenfassung:Nun wird sich der didaktische Wert der angeführten linguistischen Werkzeuge in der Praxis zeigen. Unser Beispieltext ist der Roman "Die Therapie" des promovierten Juristen Sebastian Fitzek. Zum besseren Verständnis folgt an dieser Stelle eine knappe Inhaltsangabe.Fitzeks Erstlingswerk von 2006 erzählt die Geschichte des Psychiaters Doktor Viktor Larenz. Der Plot entspannt sich zunächst wie ein Kriminalroman in Berlin, wo Larenz auf der Suche nach seiner zwölf Jahre alten Tochter Josephine ist; im weiteren Roman meist Josy genannt. Das Kind leidet an einer unbekannten Krankheit, deretwegen ihr Vater Kollegen aller denkbaren medizinischen Fachrichtungen konsultiert hat. Bei einem befreundeten Arzt geht das Kind allein ins Sprechzimmer und kehrt nicht mehr zurück. Nach einiger Wartezeit befragt Larenz seinen Kollegen und dessen Sprechstundenhilfe, doch die behaupten, Josy wäre nie in der Praxis gewesen. Die Umstände ihres Verschwindens bleiben ganz und gar mysteriös.Nach dieser Vorgeschichte springt der Autor vier Jahre vor. Wir treffen den berühmten Psychiater, der sich im Glauben sein Kind sei tot, auf die Nordseeinsel Parkum zurückgezogen hat. Er hat seinen Beruf inzwischen aufgegeben und arbeitet auf der Insel an einem Interview für eine Zeitschrift. Er hofft so, seine Trauer besser aufarbeiten zu können. Auf Parkum aber trifft er auf Anna Spiegel, eine offenbar geistig verwirrte Frau, die sich von ihm therapieren lassen möchte. Sie sei Kinderbuchautorin, sagt sie, und sehe manchmal ihre Protagonisten im wahren Leben. Anna beschreibt unter anderem, wie sie als Kind ihren Hund getötet habe, um später zu erfahren, dass auch dieser nur eingebildet gewesen war. Larenz gedenkt zunächst, diesen Fall abzulehnen, da er nicht mehr praktiziert, doch dann erzählt ihm Anna von ihren aktuellen Wahnvorstellungen, in denen Josy vorzukommen scheint. Sie beschreibt das Mädchen Charlotte aus ihrem Roman und Larenz erkennt die Parallelen. Die Frau gibt Fakten aus Josys Leben preis, die ihr eigentlich nicht bekannt sein dürften. Die Therapie beginnt daraufhin und schwankt zwischen medizinischem Gespräch und Verhörszenario. Während dieser Tage geschehen in Larenz' Umfeld eigenartige Dinge. Der Bürgermeister der Insel tritt an ihn heran und warnt ihn vor Anna, sie sei gefährlich, womöglich sei sie eine Kriminelle und gebe die Wahnvorstellungen nur vor, um an ihn heranzukommen. Gleichzeitig sucht Larenz den telefonischen Kontakt zu seinem engsten Freund, Kai Strathmann, der als emotionale Stütze und Privatermittler für Larenz da ist. Kai überprüft fernab der Urlaubsinsel Annas Aussagen und findet unerklärliche Zusammenhänge. Die junge Frau hatte von einem Wochenendhaus berichtet, in das Charlotte sie geführt habe und tatsächlich entspricht dieses Häuschen dem Urlaubshaus der Familie Larenz. In ihm wurde jedoch eingebrochen. Kai entdeckt Blut im Badezimmer. Auch Kai warnt ihn daraufhin vor dem weiteren Kontakt zu Anna und bittet ihn, auf das Festland zurückzukehren. Larenz ignoriert jedoch alle Warnungen und beginnt sogar zu hoffen, Anna stehe in Kontakt zu Josy. Immerhin gibt sie während der Therapiesitzungen Details zu dem Kind preis, die nur Larenz selbst zu wissen glaubte. Nun sieht er in Anna den Schlüssel zu seiner Tochter Josy, die auf einmal gar nicht mehr so tot zu sein scheint. Anna entpuppt sich jedoch langsam als greifbare Gefahr, als Larenz nach einer Sitzung seinen eigenen Hund tot vorfindet - so getötet, wie Anna es von ihrem eigenen eingebildeten Hund beschrieben hatte. Zudem glaubt er nun, sie mische ihm Gift in den Tee, der zunächst nur Erkältungssymptome ausgelöst hatte, doch nun eine lebensbedrohliche Schwächung bewirkt. An dieser Stelle der Handlung wird die Insel von Unwettern heimgesucht, was allen Figuren einen Zwangsaufenthalt beschert; niemand kann die Insel mehr verlassen.Die Realität beginnt sich in dieser zweiten Hälfte des Buches aufzulösen, als etwa Telefongespräche möglich sind, obwohl es kein Funknetz gibt Münchhausener-Stellvertreter-Syndrom litt und seine reale Tochter Josy unnötig mit Paracetamol und Penicillin behandelt hatte, obwohl diese eine Allergie gegen beide Medikamente hatte. Zudem litt Larenz an Schizophrenie und bildete sich zunehmend ein, seine Frau Isabell würde die Tochter vergiften. Dies führte eines Nachmittags dazu, dass er glaubte, mit der Tochter vor Isabell fliehen zu müssen und dabei aus Versehen Josy beim Verstecken im See getötet, indem er sie unter die Wasseroberfläche drückte, bis sie erstickte. Anna Spiegel war demnach innerhalb seiner Traumwelt der Teil seiner gestörten Vater-Persönlichkeit, die er als Psychiater zu therapieren versuchte; eine psychotische Form der Selbsttherapie.Im Gespräch mit Dr. Roth stell sich ganz zum Schluss jedoch heraus, was auch Larenz bis dato nicht wissen konnte, dass Josy nur bewusstlos war. Larenz' Frau Isabell verließ daraufhin mit der Tochter Berlin und setzte sich ins Ausland ab.Das überraschende Ende wird jedoch zuvor bereits stilistisch und narrativ angekündigt, was den besonderen Reiz des Werkes aus linguistischer Sicht ausmacht. An Beispielen wird dies jetzt zu zeigen sein.
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