Beschreibung
Im Europa des 30-jährigen Krieges ist der junge Flame Peter Paul Rubens entschlossen, die Malerei zu revolutionieren. 1600 reist er von Antwerpen nach Italien, um die alten Meister zu studieren. Mit seinen außergewöhnlichen Gemälden, die von Figuren aus Fleisch und Blut bevölkert werden, feiert er in Rom erste Erfolge. Doch sein Aufstieg wird jäh durch den Tod seiner Mutter unterbrochen. Peter kehrt in die Spanischen Niederlande zurück und baut sich gemeinsam mit seiner Frau Isabella ein neues Leben auf. Seine Bilder, die den Betrachter schockieren und berühren, machen ihn bald reich und in ganz Europa berühmt. Sein Ansehen steigt so sehr, dass Mächtige wie Maria de Medici von ihm gemalt werden wollen und die Statthalterin der Spanischen Niederlande ihn schließlich als Botschafter nach Spanien und England entsendet. Dort sieht er sich einer unlösbaren Aufgabe gegenüber: Er soll im kriegsgebeutelten Europa den Frieden wiederherstellen. Geistreich und eindringlich erzählt dieser Roman aus dem Leben eines der größten Genies des 17. Jahrhunderts.
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Autorenportrait
Johanna Blackader (geb. Rüschoff), Jahrgang 1985, hat Journalistik und Kunstgeschichte studiert und arbeitet für ein Londoner Medienunternehmen als Redakteurin für Energiewirtschaft. Aufgewachsen im Münsterland, lebt sie heute mit ihrem Mann und ihrer Tochter im Norden Düsseldorfs. "Peter Paul" ist ihr erster Roman.
Leseprobe
Kapitel 1 Antwerpen, November 1599 Der Meister wartete auf ihn wie bei ihrer ersten Begegnung, halb in der Däm-merung des Ateliers verschwindend, griesgrämig und kugelrund. Zwei einsame Kerzen spendeten Kegel gelben Lichts, während sich draußen grauer Regen in langen Fäden vom Himmel herabkettete. Peter schüttelte Wassertropfen aus dem Haar, grüßte und sah den Meister fragend an. Der stellte sich ohne Morgengruß und mit dem Blick fest auf die Staffelei geheftet auf die Zehenspitzen, breitete die Arme zu beiden Seiten aus und vollführte langsam einen Halbkreis nach oben, bis er völlig gestreckt dastand. Es sah aus, als versuchte der dicke, kleine Mann vergeblich, noch ein wenig zu wachsen. Dann ließ er seinen Körper wieder erschlaffen, um anschließend erneut auf die Zehenspitzen zu steigen und die gestreckten Arme im Halbkreis nach oben zu führen. Peter beeilte sich, den Kittel überzustreifen und es ihm gleichzutun. Er mochte die morgendlichen Aufwärmübungen, auch wenn van Veen dabei einen Anblick bot wie eine Ente beim Eistanz. Sie streckten, kreisten und erschlafften eine Weile und sprachen kein Wort, bis die Tür aufflog. Schwungvoll trat ein mächtiger Mann ein, winzige Augen im massigen Gesicht, begleitet von Wasser und Schmutz. Die an der Tür flackernde Kerze erlosch zischend, und van Veen verlor im gleichen Moment die Balance. "Da scheiß doch der Ochse in die Milch! Otto, du versuchst dich im Seiltanz", rief der Besucher. Van Veen rappelte sich hoch, grunzte und verschwand ohne ein Wort im Nebenraum. Es war ihm offensichtlich unerträglich, vor dem städtischen Schatzmeister derart der Lächerlichkeit preisgegeben zu sein. Er hatte in den vergangenen Jahren alles dafür getan, um sich als Octavius van Venius in Antwerpen ins Gespräch zu bringen, um klarzustellen, er sei kein pinselschwingender Farbenanrührer, sondern ein Schöngeist adliger Abstammung, mit einem untrüglichen Sinn fürs Klassische. Nikolaas Rockox' enormer Brustkorb hob und senkte sich mit tiefen Lachern. Er zog den tropfenden Mantel aus, nahm den Hut ab, in dessen Krempe sich Wasser gesammelt hatte, das auf den Atelierboden schwappte, und hängte beide Kleidungsstücke auf einen Haken neben der Tür. Anschließend machte er es sich auf einem Stuhl bequem - kein leichtes Unterfangen, überstieg doch der Umfang seines Hinterteils bei Weitem die Maße des Möbelstücks. Beim Hinsetzen stieß er mit dem Arm ein nachlässig bemaltes Tongefäß um, das auf einer Kommode gestanden hatte, nun zu Boden fiel und zerbrach. Während Peter im hinteren Teil des Raumes von einem Bein aufs andere trat, kam der Meister zurück, in der linken Hand einige zusammengerollte Papiere. Er schien in der Kammer eine Entgegnung vorbereitet zu haben. "Eines sei dir gesagt, Nikolaas, wenn van Venius auf den Zehenspitzen steht, dann aus gutem Grund und mit Eleganz. Aber was weißt du schon von Eleganz, oder davon, dass nur ein gestählter Körper zu den geistigen Meisterleistungen verhilft, für die man im ganzen Land bekannt wird!" Mit heruntergezogenen Mundwinkeln blickte er von einem zum anderen. Dann sah er das kaputte Gefäß. Er tat einen schnellen heftigen Atemzug, der kurze Körper spannte sich zum Bogen, die Hände verkrampften sich zu Krallen, das Gesicht schwoll an, er ergriff ein weiteres Gefäß von der Kommode und schleuderte es kraftvoll zu Boden, offenbar um nicht auf der Stelle selbst in tausend Stücke zu zerspringen. Nikolaas Rockox wandte den Kopf ab und hielt eine schwielige Hand hoch. Bevor der Schatzmeister ein Wort von sich geben konnte, trat Peter vor. "Entschuldigt mein Missgeschick, Meister." Er kniete nieder, um die Scherben so gut es ging aufzusammeln. Er wusste, dass van Veen dieses zweite Gefäß besonders gern gehabt hatte. Es war ein sorgfältig geformtes Stück mit ausladendem Bauch und elegantem Hals gewesen, verziert mit feinen Verschlingungen in Magenta und Violett. "Kuhfüßiger Blödesel", zischte van Veen und gab ihm einen Schlag auf den Kopf. Peter zuckte zusammen un