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Mein guter Feind Goethe. Die geheimen Memoiren des Grafen Alexandre de Cagliostro

Historischer Roman

Erschienen am 09.03.2020, 1. Auflage 2020
Auch erhältlich als:
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783862827602
Sprache: Deutsch
Umfang: 304 S.
Format (T/L/B): 2.6 x 20.9 x 13.2 cm
Einband: Paperback

Beschreibung

"Ich habe eine Fackel unter die Menschheit geworfen und daraus wurde ein Brand in allen Völkern, den keiner zu löschen vermag." Alexandre Graf de Cagliostro - Großkophta, Reisender durch die Zeit, Menschenkenner und Wunderheiler - fühlt sich gekränkt: Goethe bezeichnet ihn als Scharlatan. Doch trotz offenkundiger Verachtung faszinierte ihn Cagliostro auch. Der Zwiespalt des Dichters wirft bis heute Fragen auf. Einige Menschen hassen Cagliostro, viele lieben ihn. Er pflegt Beziehungen zu einflussreichen Zeitgenossen und zwischen Goethe und Cagliostro entsteht eine besondere Feindfreundschaft. Während der Graf vom Volk verehrt wird, hat er eine offene Rechnung mit den Reichen und Mächtigen. Unter der Losung "Freiheit - Gleichheit - Brüderlichkeit" führt er die Aristokratie vor. Er ist der geheimnisvolle Drahtzieher hinter der Halsbandaffäre, die der französischen Monarchie ihr Ansehen kostet und schließlich zur Französischen Revolution führt. HeinzJoachim Simon nimmt sich einem der spektakulärsten Hochstapler der Weltgeschichte an und erzählt eine abenteuerliche Geschichte des Europas in aufgewühlten Zeiten. Scharfsinnig, mitreißend und inspirierend! Das Motto des Autors: "Ein Roman ist nur dann gut, wenn der Leser glaubt, dabei zu sein." www.heinzjoachimsimon.de

Autorenportrait

Heinz-Joachim Simon lebt in der Nähe von Stuttgart. In spannenden Romanen ging er der Frage nach, warum die deutsche Geschichte immer wieder auf Abwege geriet. Nach seinen viel beachteten biografischen Romanen über den berühmten Kriegsfotografen Robert Capa, den Revolutionär Ernesto Che Guevara und den Pharao Echnaton legt Simon nun einen Roman vor, der ein Epos über einen der zwiespältigsten Scharlatane der Geschichte ist.

Leseprobe

Der Wunderheiler von Straßburg Ich tat Ungeheuerliches. Goethe ahnte es. Natürlich kannte er nicht die Raffinesse meines Plans, und wie es dann kam, geschah einiges auch recht zufällig. Eine Revolution will vorbereitet sein, lange vor den Straßenkämpfen muss sich ein Gedanke breit machen, in unserem Fall, dass man Könige und Fürsten eigentlich nicht brauchte. Ich war Herostratos und mein Tempel von Milet war die Bastille. Ob ich Gewissensbisse habe? Tausende von Menschen sind durch die Revolution umgekommen und noch viel mehr dadurch, dass schließlich ein General die Macht an sich riss. Nein, ich hatte gute Gründe, den Adel zu hassen. Niemals vergaß ich die Straßen von Palermo und auch nicht, was der Marchese meiner Schwester antat. Die Aristokraten sahen mit Verachtung auf die, die sie ernährten. Erst als ich mich zum Grafen aufschwang, nicht durch Ahnen berechtigt, sondern durch meinen Wagemut, mich Graf de Cagliostro zu nennen, sahen sie mich als einen Menschen an. Goethe nannte mich Betrüger, Scharlatan und Schwindler. Zugegeben, einiges davon war ich. Aber was zählt das dagegen, dass ich mithalf, in den Menschen einen Traum einzupflanzen? Ich bin der Großkophta, der Schüler des Althotas. Alle Religionen, ob Christentum, Judentum, der Islam, selbst Hindus und Buddhisten, glauben an höhere Wesen, und das, so lehrte es mich Althotas, bot die Möglichkeit, dem Sumpf zu entkommen, in den ich einst hineingeboren worden war. Bei einem Logenmitglied, in einem prächtigen Palast nahe dem Palast der Rohans, nahm ich Quartier. Schon bald drängten sich in Straßburg die Menschen bis auf den Gehweg vor dem Haus. Wie immer sorgte ich dafür, um meine Person, die Aura des Geheimnisvollen zu verbreiten. So ließ Lorenza das Empfangszimmer mit Symbolen der Freimaurer schmücken, das allwissende Auge sowie der Uroboros, das alte ägyptische Symbol der sich in den Schwanz beißenden Schlange. Überall gab sie kund, dass ich als Großkophta der 'Loge nach ägyptischem Ritus' ein unendliches Wissen über die Lebenssäfte besäße, das die Wunder ermöglichte. Wenn ich zurückblicke, war Straßburg sicher der Zenit meiner Laufbahn als Wunderheiler, Magier und Großkophta. Man glaubte mir, weil man glauben wollte. Ja, man feierte mich. Natürlich waren auch einige skeptische Stimmen zu hören, aber sie wurden von denen, die dank meiner Behandlung gesund wurden, lautstark überstimmt. Meine Beliebtheit hatte auch damit zu tun, dass ich von den Armen kein Geld nahm. Und, mehr noch, auf meine Kosten ließ ich ein Spital errichten, in dem selbst schwerste Fälle kostenlos aufgenommen wurden. Gut, ich hatte auch in Straßburg einige reiche Gönner, die mir ihre Schatulle öffneten und Kredite gewährten, deren Rückzahlung nicht erwartet wurde. Doch alle Welt nahm an, dass ich so reich war, weil ich Blei in Gold verwandeln konnte. Erweckungsabende mit Séancen und die Aufnahme in meine 'Loge nach ägyptischem Ritus der strengsten Observanz' brachten natürlich auch hohe Einnahmen. Nach meinen Erweckungsabenden, bei denen ich die Zukunft voraussagte, war man gar süchtig. Es war dafür gar nicht so einfach, ein unschuldiges Kind zu finden, das ich befragen und dem ich obendrein die Aussagen eingeben konnte, die meine Klientel hören wollte. Barsini sorgte dafür, dass ich über den Klatsch und Tratsch der Stadt bestens informiert war, und die Straßburger staunten immer wieder, dass ich von ihren kleinen und großen Geheimnissen wusste, und schrieben dies meinen übersinnlichen Fähigkeiten zu. Barsini trieb sich in den Spelunken und Gasthäusern der Stadt herum, ging Liebschaften mit Zofen der Adelshäuser ein und kam so zum Wissen über die schmutzigste Wäsche der sittsamen Bürger und Aristokraten der Stadt. Meine Geschichten über die Wanderung durch die Zeit brauchte ich gar nicht mehr aufzutischen, da diese bereits im Umlauf waren. Da meine 'Loge nach ägyptischem Ritus' auch Frauen aufnahm, war ich bei der Weiblichkeit überaus beliebt, und sie sorgten dafür, dass man mich fast wie ein

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