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Leseprobe
Vorwort Als ich vor vielen Jahren professionell mit der Tierfilmerei anfing, fragte ich mich: Was ist das Spektakuläre im Leben eines Tieres? Tiere sind in erster Linie Energiesparer und längst nicht so agil und aktionsversessen wie wir Menschen. Daher spielt sich bei ihnen, wenn man vom Tagtäglichen wie etwa der Futtersuche absieht, nicht viel ab. Es gibt eigentlich nur zwei besondere Ereignisse bei Tieren: die Balz- beziehungsweise Paarungszeit und die Geburt der Jungen, wobei Letztere nur die Weibchen betrifft. Bleibt also die Paarungszeit als das absolute Highlight. Dann verwandeln sich Tiere manchmal in wundersamer Weise, wie wir Menschen ja auch. Aus Rothirschen etwa, die ansonsten das ganze Jahr über friedlich im Rudel zusammenstehen und nebeneinander Gräser, Blätter und Bäumchen knabbern, werden auf einmal für ein paar Wochen erbitterte Rivalen. Und Bären, die sich normalerweise aus dem Weg gehen und ein phlegmatisches, ruhiges Leben als Einzelgänger führen, mutieren plötzlich zu Kampfmaschinen. Somit ist die Paarungszeit für einen Tierfilmer natürlich die vielversprechendste Zeit, was aber nicht unbedingt heißt, dass man die Aufnahmen bekommt, die man haben möchte. Und naturgemäß begibt man sich, wenn der Hormonspiegel im Tierreich so hoch ist, oft auch in besonders gefährliche Situationen. Für mich sollte der Kampf zweier brunftiger Wildschweinkeiler in der Eifel eine der riskantesten Dreharbeiten überhaupt werden. Ich habe so viel Kurioses mit Tieren - und auch mit Menschen - erlebt, dass ich wahrscheinlich ganze Bände damit füllen könnte. Vieles davon ist nur für den Naturenthusiasten oder Tierfreak interessant, anderes, so glaube ich, auch für Menschen, die die Natur und Tiere vor allem bei Waldspaziergängen oder Zoobesuchen beziehungsweise in Tiersendungen im Fernsehen oder eben in Büchern erleben. Ein Eindruck, den ich bei meinen Vorträgen und Live-Reportagen immer wieder bestätigt sehe. Die Beobachtungen zum Liebesleben der Tiere, zu Brunft und Balz, Paarungs- und Fortpflanzungsverhalten und zur Aufzucht des Nachwuchses stoßen dabei übrigens auf besonders große Resonanz, gerade auch bei Familien mit Kindern und Jugendlichen. Zu den Höhepunkten gehören dabei zweifellos die Aufnahmen von der sogenannten Hasenhochzeit - die sorgen im Saal immer für viele Lacher. Wenn ich die Augen schließe und mich frage, welche Geschichten am erzählenswertesten sind, kommen erstaunlicherweise sehr unterschiedliche Sachen heraus; da denke ich an Eisbären und eine Paarung im Schneesturm oder an das lustige Treiben der Maikäfer, das schon Wilhelm Busch inspiriert hat. Mir fallen Geschichten mit Wüstenelefanten in Namibia ein, bei denen ich mir sagte: Das glaube ich jetzt nicht, was da gerade passiert, oder die unglaubliche Gelegenheit, Löwen bei der Paarung filmen zu können, und zwar aus einer Nähe, wie ich es nie zuvor zu hoffen gewagt hätte. Ich denke an Kindheitserlebnisse, an Tauchgänge in eiskalten Bergbächen in Deutschland, wo man wundersame Dinge unter Wasser beobachten kann, die sonst komplett im Verborgenen ablaufen. Oder an eine meiner größten Herausforderungen als Tierfilmer, nämlich eine solche Hasenhochzeit samt Paarung perfekt zu filmen. Geschichten schreiben sich immer sehr schön, wenn man sie gerade frisch erlebt hat und einem noch die Hand zittert vor Aufregung. Da hat man oft das Gefühl: Das ist die Sensationsgeschichte. Später, wenn man zu Hause im Warmen und Trockenen am Schreibtisch sitzt, neben sich eine Tasse mit frischem, duftendem Tee, stellen sich die Erlebnisse manchmal ganz anders dar, und man denkt: Ja, das war schon hart und tough, aber im Nachhinein nicht so aufregend, wie ich es in dem Moment empfunden habe. Es gibt aber auch Episoden, die noch Monate, vielleicht sogar Jahre später genauso reizvoll, einzigartig, dramatisch, lustig oder verblüffend sind wie zu dem Zeitpunkt, als man sie erlebte. Von solchen Geschichten möchte ich in diesem Buch erzählen. Frösche & Co - Klammern statt Küssen S