Beschreibung
Mit der Neuausgabe des Zend-Avestas liegen nach mehr als zweihundert Jahren erstmals wieder die heiligen Schriften der Religion Zarathustras in lesbarer deutscher Sprache vor. Sie haben bereits weit vor unserer Zeitrechnung die Konzepte von Himmel, Hölle und Paradies, von der Auferstehung der Toten, von Sünde und Vergebung, vom Teufel und von den Engeln beschrieben und dürften damit auch weitreichenden Einfluss auf die Ausgestaltung sowohl der jüdischen als auch der christlichen Lehre genommen haben.
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Leseprobe
Die deutsche Ausgabe des Zend-Avestas wurde erstmals von Johann Friedrich Kleuker im Jahre 1776 als Übersetzung des französischen Ori-ginals herausgegeben. Dieses war nur wenige Jahre vorher von Anquetil du Perron veröffentlicht worden. Die zweite deutsche Auflage, und vor fast 250 Jahren die letzte, erschien 1786. Die vorliegende Neuausgabe entspricht der dritten Ausgabe von 2011, der Studienausgabe (Das Zend-Avesta), und richtet sich an den interessierten Laien, der sich aus erster Hand umfassend über die zarathustrische Religion informieren möchte. Im Unterschied zur Studienausgabe wurde hier jedoch auf den Teil Jetschts Sades aus dem Textteil verzichtet, da dieser wegen seiner lang-atmigen und von vielen Wiederholungen bestimmten Litaneien wohl lediglich für die iranistische Forschung von Interesse sein dürfte. Somit wird mit der vorliegenden Ausgabe den oft geäußerten Wünschen nach einer gestrafften Ausgabe entsprochen. Lange Zeit hat man im deutschsprachigen Raum die heiligen Schriften der Religion Zarathustras nahezu vollständig aus den Augen verloren. Dies mag nicht zuletzt daran gelegen haben, dass die zarathustrische Re-ligion in ihrer heutigen Ausformung des Parsentums im Vergleich zu den großen Weltreligionen nur eine sehr untergeordnete Rolle spielt. Über die historischen Lebensdaten Zarathustras besteht unter Fachleuten kein Einvernehmen. Die Schätzungen gehen mit ca. 1800 bis 600 vor unserer Zeitrechnung weit auseinander. Die Konzepte seiner Lehre von Himmel (Gorotman), Hölle (Duzakh) und Paradies (Behescht), von der Auferstehung der Toten, von Sünde und Vergebung, vom Teufel (Ahriman) und von den Engeln (Izeds) dürften deutlichen Einfluss auf die Ausgestaltung sowohl der jüdischen als auch der christlichen Lehre gehabt haben. Selbst die Ideen des Fegefeuers und des Heiligen Geistes (Feruer) waren in seiner Religion bereits angelegt. Darüber hinaus hat auch das der zarathustrischen Lehre zugrunde liegen-de Konzept einer Zeit vor aller Zeit, die in Unendlichkeit verschlungen ist, als unbeschreibbare ursächliche Realität und als Ursprung aller Schöpfung große Gemeinsamkeit mit der in den Upanishaden Indiens beschriebenen Vorstellung des absoluten Brahman. Vielleicht ist dies auch der Grund dafür, dass die Lehre Zarathustras in Indien besonderen Anklang und Anerkennung gefunden hat. Bei Zarathustras lebendigem Wort handelt es sich unzweifelhaft um ein ähnlich bedeutsames Erbe früher geschichtlicher Geistesgröße, wie es die Schriften Buddhas, Laotses oder die des Konfuzius darstellen. Umso befremdlicher scheint es, dass seit so langer Zeit im deutschen Sprach-raum keine leicht lesbare Ausgabe dieser Schriften vorhanden war. Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts gab es in Europa niemanden, der in der Lage gewesen wäre, die alten persischen Schriften, von denen einige zuvor bereits nach Europa gebracht worden waren, zu entziffern. Im Jah-re 1754 machte sich der Franzose Abraham H. Anquetil du Perron zu einer abenteuerlichen Reise nach Ostindien auf, um die alten Sprachen Zend (Altpersisch, auch Avestisch) und Pahlavi (Mittelpersisch, auch Pehlvi) zu erlernen. Zugleich hatte er sich vorgenommen, Kopien der Originalschriften von Zarathustras Lehre zu beschaffen. Mit unglaubli-cher Energie, aber auch wenn nötig mit Geld und Erpressung gelang ihm schließlich beides. Im Jahre 1762 konnte er sowohl die Originalschriften des Zend-Avestas als auch seine französische Übersetzung der damaligen gelehrten Welt vorlegen. Bei den Texten selbst handelt es sich ganz überwiegend um Rituallitera-tur, religiöse Gesetze, Gebete und Anrufungen, aus denen sich das Ge-samtkonzept der Religion und Philosophie der Lehre Zarathustras er-schließen lässt. Johann Friedrich Kleuker war von dem vorliegenden Ma-terial zum einen aufgrund seiner religiösen Tiefe fasziniert, zum anderen aber auch von seiner äußeren Form irritiert. Insbesondere konnte er die Berechtigung der vielen Wiederholungen im Text nicht nachvollziehen, die er für orientalische Weitschweifigkeit hielt. In seiner Übersetzung versuchte er, dieses Dilemma dadurch zu entschärfen, dass er den Text durch Fortlassung redundanter Passagen zu straffen bemüht war. Mit seiner wichtigen und zugleich feinfühligen Einleitung ist es ihm ge-lungen, eine bis heute unübertroffene Vermittlung der Essenz und Tiefe der zarathustrischen Lehre und damit der Religion der Parsen für den interessierten Leser einsichtig zu machen. Bei der Bearbeitung der vorliegenden Neuausgabe stand das Anliegen im Vordergrund, eine auch dem Laien verständliche und lesbare deutsch-sprachige Ausgabe des Zend-Avestas zu übergeben. An der guten Lesbarkeit des Gesamtwerkes wird es schon im 18. Jahr-hundert gemangelt haben. Die Vermischung von Textteilen, Kommenta-ren und redaktionellen Teilen, über tausend Fußnoten, die erwähnten Kürzungen des Textes mit vielen Verweisen auf andere Textstellen und eine wohl damals schon durch die Übersetzungstreue verursachte kom-plizierte Wortwahl und Satzstellung werden einen wesentlichen Anteil daran gehabt haben, dass so lange Zeit eine Neuausgabe nicht in Angriff genommen wurde. Mit der vorliegenden Ausgabe wurde eine Neuanordnung der Texte im Gesamtwerk vorgenommen, die Fußnoten wurden auf ein sinnvolles Maß gekürzt, auf einige kommentierende und redaktionelle Textanteile sowie auf umfangreichere philologische Anmerkungen wurde verzichtet. Soweit es möglich war, wurden jedoch die von Kleuker gekürzten Teile des Originaltextes wieder in ihre ursprüngliche Form gebracht, weil diese Kürzungen aus heutiger Sicht eher als eine Verstümmelung des Ur-sprungstextes verstanden werden müssen. Die Sprache des 18. Jahrhunderts wurde darüber hinaus behutsam in ver-ständliches Deutsch übertragen. Einige wenige Textstellen, deren Bedeu-tung nicht mehr eindeutig nachvollziehbar war, wurden in der ursprüng-lichen Fassung belassen. Der Begriff Perser, oft als Synonym für Parsen gebraucht, wurde durch diesen Begriff ersetzt, wenn es sinnvoll war. Die Satzzeichen wurden zum Teil ebenfalls unverändert übernommen, um das Verständnis des Textzusammenhangs zu unterstützen. Die griechische Namensform Zoroaster wurde durch die inzwischen ge-bräuchlichere, Zarathustra, ersetzt. Die verwendete mittelpersische Fas-sung Ormuzd für den höchsten Gott Ahura Mazda wurde belassen. Die Abbildungen wurden der Ausgabe von 1776 entnommen. Beim allgemeinen Teil I bis IV handelt es sich um die Einleitung Johann Friedrich Kleukers.