Beschreibung
Heilig ist ihm nichts, aber alles kann göttlich sein, bei Tomaz Salamun, dem größten lebenden Dichter Sloweniens. Durch die unverbrauchten Bilder, Fragen und Befehle, die alle Normen herausfordern und zugleich unheimlich vertraut und richtig scheinen, wirkt seine Poesie seit 46 Jahren immer wieder von Neuem erfrischend frech, wendig und jung. Das Unschuldige und das Obszöne, das Triviale und das Gewaltige - in Salamuns allumfassender Poesie liegen sie nahe beisammen. Mit seiner Freude am Sprachspiel und der unstillbaren Lust, jegliche Grenzen zu überschreiten, verführt er uns, mitzutanzen und zu staunen über die unendliche Vielfalt der Welt. 'Ich will, dass du in Ohnmacht fällst.' Nun liegt endlich wieder ein neuer zweisprachiger Auswahlband vor, übersetzt von der Dichterin Monika Rinck und dem slowenischen Dichter und Germanisten Gregor Podlogar. 'Singe! Forsche! Sag es noch mal: Ich will dich, Salamun.'
Autorenportrait
Tomaz Salamun, geb. 1941 in Zagreb, aufgewachsen in Koper, lebt in Ljubljana. Er gilt als 'der produktivste Störenfried und wortmächtigste Häretiker in der slowenischen Gegenwartsliteratur' (Michael Braun). Seine Gedichte sind in fast alle europäischen Sprachen übersetzt. In der Edition Korrespondenzen erschienen die beiden Auswahlbände 'Vier Fragen der Melancholie' (2003) und 'Aber das sind Ausnahmen' (2004), übersetzt von Peter Urban, und der 'Band Ballade für Metka Krasovec' (2005), übersetzt von Fabjan Hafner.
Leseprobe
PHARAONEN UND KÖNIGE, KASSEL, PARIS Wir hatten wunderschöne Mädchen, wir waren super in der Disco, Andro und ich. Der Dual verschwindet. Wir glitten von den Bergen im Karst, sind ans Meer gefahren. Erinnerst du dich an Cabiria? Die Röcke waren lang, die Leute waren erstaunt. Überall hast du den Raum zur Seite gedrängt. Aber in Paris, bei deiner Biennale des Jeunes, war ich es, der in die Nacht gegangen ist. Es ist toll, wenn junge Leute verzückt aufjauchzen und man schwimmend ihrem Schluchzen lauscht. Robert wurde schwul in der Sakristei, als ein pelziger Mann ihn ansprang. Ich erinnerte ihn an diese heilige Kreatur. Gibt es da einen, der die Seelen zählt, die ihm dankbar sind? Tomaz Brejc sagte, was hast du gemacht, du siehst so erholt aus, und wir sind alle erschöpft und müde. Das stimmt. Dann sollte ich Andraz zur Seite stehn und seine Flügel trimmen. Brüder können nicht miteinander schlafen.