Beschreibung
"Heute will ich kurz anhalten und nicht nur John Lennon Grüße ins Jenseits schicken, sondern einen Streifzug durch die Wirklichkeit unternehmen, die sich mir offenbart." So beginnt Hans Platzgumers wunderbar hoffnungsfrohe Betrachtung unserer Zeit. In seinem fünfzigsten Lebensjahr hält der Autor inne und beschreibt das scheinbar Wirkliche, das ihn überall umgibt und stets umgab. Es herrschen Elend, Hunger, unfassbares Leid, nicht hinnehmbare Ungerechtigkeit. Gegen all dies gilt es sich zu positionieren und nichts unversucht zu lassen, um aus der Welt einen besseren Ort zu machen. Dennoch ist die Welt auch wunderschön. Wer sich für die Verbesserung der Lebensbedingungen einsetzt, muss die Schönheit des Augenblicks erkennen können. Sie liefert die Gewissheit: Das Leben ist lebenswert. Hans Platzgumers Exkurs wird zu einer ebenso vergnüglichen wie ernsten Mischung aus Essay und Biografie. Eine Zeitreise durch die Realitätswahrnehmung des Menschen. Es treten auf: John Lennon, Donald Trump, Otto Waalkes, Papst Franziskus, Friedrich Nietzsche, Hatschi Bratschi, eine Indische Kurzschwanzgrille, WALL·E und etliche andere.
Autorenportrait
Hans Platzgumer Geb. 1969 in Innsbruck, wohnhaft in Bregenz und Wien, wo er als Autor und Komponist tätig ist. Schreibt Romane, Essays, Theatermusiken und Hörspiele. In den 90er-Jahren wurde Hans Platzgumer für einen Grammy nominiert. Seit Beginn des neuen Jahrtausends verlagerte er den Schwerpunkt seines künstlerischen Schaffens hin zur literarischen Arbeit. 2016 stand sein Roman "Am Rand" auf der Longlist des Deutschen Buchpreises. Zuletzt erschienen: "Drei Sekunden Jetzt" (Roman, 2018), "Holst Gate" (CD/LP, 2018).
Leseprobe
Come out and play? Ich bin schon draußen! Seit einem halben Jahrhundert spiele ich, besser: ringe ich, mit dem, was ich als wirklich anzunehmen habe. Tag für Tag, in jeder Lebensphase aufs Neue bin ich hoffnungslos mit dem Diesseits verstrickt. Heute will ich kurz anhalten und nicht nur John Lennon Grüße ins Jenseits schicken, sondern einen Streifzug durch die Wirklichkeit unternehmen, die sich mir offenbart. Meine Wahrnehmung dieser Wirklichkeit wird jener anderer Menschen mal mehr und mal weniger ähneln. Jeder hat seine eigenen Orte, Unorte, Zeiten, Unzeiten. Meine sind hin und wieder ganz klein, dann wieder riesengroß, manchmal liegen sie ganz nahe, dann wieder weit entfernt. Wohin auch immer es mich verschlagen hat und verschlägt, es prägt meine ganz persönliche Empfindung des Realen. Meine Wirklichkeitsauffassung ist weder glamouröser noch erbärmlicher als das, was andere erleben. Auch ist die Sachlage, die sich für mich ergibt, weder unwiderlegbar wahr noch frei erfunden. Doch sie ist, ganz einfach, unleugbar, sie ist, ich bin. Keine Angst: Ich spreche nicht von den großen erkenntnistheoretischen Fragen. Ich werde mich nicht in die seit Jahrtausenden geführten Realismusdebatten begeben. Nicht die Fraglichkeit der Wirklichkeit an sich ist Thema meines Rundblicks, sondern ihre Praxis: die Dinge an sich und Geschehnisse an sich, die sich immerzu in meine Denkstrukturen hineinfressen. Diese Unausweichlichkeit des Lebens. Das direkte, hautnahe Erfahren von Wirklichem, nicht soweit ich es begreifen kann, sondern begreifen muss. Die Annahme einer Realität, die ich, ganz subjektiv, als erkennbar erachte. Sie beeindruckt mich, fordert, überfordert mich, und zugleich reizt sie mich mehr als alles andere. Willkommen in meiner Wirklichkeit!