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Das monglische Paradies

Ein Lesebuch mit Tiergeschichten

Erschienen am 15.12.2016
14,90 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783905707632
Sprache: Deutsch
Umfang: 80 S.
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Fritz Mühlenweg (1898-1961) reiste mehrfach durch die Wüste Gobi, auf  Kamelen, Pferden, im Zelt. Danach lebte er als Maler und Schriftsteller in Allensbach. Er kam aus einer tierliebenden Familie und bewies auch in der Mongolei ein besonderes Verhältnis zu Tieren. Das zeigen seine Tagebücher aus der Gobi und die Berichte anderer Teilnehmer der Hedin-Expedition. In seinen Romanen und Erzählungen über die Mongolei spielen Tiere mehr als Nebenrollen: geduldige und wütende Kamele, tanzende Kraniche, gefährliche Wölfe, Schutz suchende Hasen, Antilopenherden und Wildesel. Mühlenweg erfindet spannende, humorvolle und wundersame Szenen. Er beobachtet Naturwesen mit dem feinen Blick eines Malers und schreibt nachdenklich über die Begegnungen zwischen Mensch und Tier in einer gefahrvollen Natur.

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Autorenportrait

Fritz Mühlenweg (1898-1961) reiste mehrfach durch die Wüste Gobi, auf  Kamelen, Pferden, im Zelt. Danach lebte er als Maler und Schriftsteller in Allensbach.

Leseprobe

Der Hase ist in der Mongolei so gut zu Hause wie der Wolf. Überall sucht er, dem man die meiste Angst nachsagt, sein Heil in der Flucht. Allein der mongolische Hase flüchtet, wenn er in Not ist. zu den Menschen. Sitzt ihm ein Fuchs im Nacken, oder jagen ihn die Hunde, dann springt er ohne Bedenken in das nächste erreichbare Zelt. Niemandem würde es einfallen, den Hasen in plumpen Vertrauensbruch zu töten. Man hat ihn lieb. Kommt er zitternd ins Zelt gelaufen, dann steht der Familienvater auf, verjagt die streunenden Hunde oder bindet sie fest und entlässt den Hasen mit freundlichen Worten. Der Hase merkt sich das. Die seit unvorstellbar langer Zeit bewährte Freundschaft mit den Menschen ist zum Instinkt geworden. In der Mongolei rechnet der Hase beinahe zu den Haustieren. Rund um ein Zeltlager ist sein Heim. So gut der Hase weiß, dass er Freundschaft und Schutz beim Menschen zu erwarten hat, so gut ist der Wolf vom Gegenteil überzeugt. Sein grimmigster Feind ist der Mensch. Die Wolfsjagd wird von den Mongolen mit einem Hass ohnegleichen betrieben. Selbst das getötete Tier wird mit Schmähworten und Fußtritten im nachhinein für seine Untaten bestraft. Trotzdem gibt es Ausnahmen. Als im Jahre 1931 der Pantschen Bogdo bei den Belin-Mongolen zu Gast war, bat er sich aus, dass für Jahresfrist kein Tier gejagt werden dürfe. Das Gebot des hohen Kirchenfürsten wurde befolgt. Nun war es erstaunlich zu sehen, wie schnell sich die Wölfe umstellten. Nach kurzer Zeit fielen sie sogar bewachte Herden an. Anfänglich zögernd, dann immer frecher zeigten sie sich in der Nähe bewohnter Zelte. Und doch wurde dem Wolf nur in persönlicher Notwehr der Garaus gemacht. Erst als das Jahr vorüber war, fanden umfassende Treibjagden statt. Die Kraniche, die hoch in der Luft mit lautem Schrei den Tagesbeginn verkünden, sind die Freude der Kinder am Abend. Sie wissen die Wasserstellen, wo die Kraniche einfallen. Senkt sich die Sonne im Frühsommer und steht sie als blutrote Scheibe über fernen Bergen am Horizont, dann naht sich das Flügelrauschen der perlgrauen Vögel. Ihre ersten Schritte im seichten Wasser sind vorsichtig. Ein ums andere Mal heben sie die Beine, als ob sie die Festigkeit des Grundes erproben wollten. Eine merkwürdige Erregtheit befällt sie. Sie blicken nach der untergehenden Sonne, sperren die Schnäbel auf und können doch nur girrende Laute hervorbringen. Jetzt ist der große Augenblick für die Kinder da. Sie tun sich zusammen, bleiben in einiger Entfernung ruhig stehen und rufen mit verhaltener Stimme: 'Kranich, Kranich, tanz ein wenig' (Togeroh, Togeroh, Tschaman khare). Ist es nun, weil die Zeit gekommen ist, oder warten die Kraniche auf den Zuruf; jedenfalls laufen sie zur nächsten Bodenerhebung, spreizen die Flügel und beginnen schreiend auf und nieder zu hüpfen. Die Jubelrufe der Kinder begleiten den sonderbaren Tanz. Beim Untertauchen des letzten dünnen Sichelrands der Sonne lassen die Kraniche von ihrer Besessenheit, ordnen ihr Gefieder und schreiten doppelt würdig zum Wasser zurück.

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