Beschreibung
Weihnachten und Berlin, das passt einfach nicht zusammen: Hedonistische Partymetropole, Kodderschnauze und das besinnliche Fest der Liebe? - Nein, das geht nicht. Und doch holt der Hauptstädter im November die Lichterketten aus dem Keller und schmückt seinen Balkon bis zur Unkenntlichkeit. Irgendwie geht es nämlich doch. Auch wenn in Berlin so recht niemand etwas mit dem Weihnachtsfest zu tun haben will, die Nordmanntannen sind am 24.12. trotzdem alle ausverkauft. Über dreißig Autorinnen und Autoren aus der Lesebühnenszene der Hauptstadt entführen in die geheime Welt der Original Berliner Weihnacht. Und nicht alles ist einfach so ausgedacht. Das Interview mit dem Weihnachtsmann vielleicht schon, aber nicht, was die Ureinwohner an den Festtagen machen, wenn die Zugezogenen heim nach Westdeutschland fahren. Oder die Geschichte, wo. aber das wird nicht verraten. Schließlich ist Weihnachten das Fest der Überraschungen. Erst recht in Berlin, denn das ist für Überraschungen immer gut. Unkonventionelle und skurrile Weihnachtsgeschichten von Manfred Maurenbrecher, Kirsten Fuchs, Heiko Werning, Lea Streisand, Martin 'Gotti' Gottschild, Daniela Böhle u.v.a.m.
Autorenportrait
Michael-André Werner, Ende der 1960er in Berlin geboren, ist Romancier und Mitglied der Berliner Lesebühne 'Die Brutusmörder'. Auszeichnungen: Walter-Serner-Preis, Reinheimer Satirelöwe. Veröffentlichungen: 'Schwarzfahrer' (Roman, Aufbau: 2003), 'Ansichten eines Klaus' (Roman, Aufbau: 2012) Volker Surmann, Jahrgang 1972, ist Autor und Satyr-Verleger. Er lebt seit 2002 in Berlin, liest bei der Lesebühne 'Brauseboys', veröffentlicht eigene Romane und Anthologien und schreibt für das Kabarett 'Stachelschweine' sowie diverse Printmedien.
Leseprobe
Niemals ist es in Berlin so schön wie zu Weihnachten. Es gibt keine Engländer, keine Spanier, keine Schülergruppen, keine Junggesellenabschiede, keine Pubcrawls. In Friedrichshain wird berlinert, in Prenzlauer Berg gibt es Parkplätze, und man kann durch Mitte laufen, ohne nach dem Weg gefragt zu werden. Denn alle, ausnahmslos alle, die zugezogen sind, sind nach Hause gefahren. Wenn die Zugezogenen am 23.12. alle abgefahren sind, dann können wir uns endlich so geben, wie wir wirklich sind. Dann räumen wir zuerst den Müll von der Straße und sammeln die Hundescheißeattrappen ein. Wir legen überall bunte Teppiche hin und zünden Kerzen an. Wir grüßen einander freundlich und tragen den Omas die schweren Taschen nach oben. Die Bäcker verschenken Brot und Pfannkuchen, und in allen Kneipen gibt es Freibier. (aus Lea Streisand: 'Weihnachten in der Heimat')