Beschreibung
Eine kochbegeisterte Buchhändlerin verliebt sich in einen Barmann. Ein eigensinniger Postbeamter wagt auf der Suche nach der perfekte Ramen-Suppe die Reise in sein Sehnsuchtsland Japan. Eine gestresste Managerin entspannt sich endlich bei einer Kugel Himbeereis. Ein Hygienekontrolleur der alten Schule macht Bekanntschaft mit der wirkungsvollen Kraft indischer Gewürze. Und Señora Dolores kocht noch einmal ihren berühmten spanischen Eintopf und findet dabei alte Freunde wieder. Stevan Paul nimmt uns in seinen Texten mit auf eine Reise rund um die Welt. Zwischen Japan, Friesland, Italien, Hamburg, Spanien und New York entfalten sich anrührende und humorvolle Geschichten, die alle eins verbindet: Die Leidenschaft für gutes Essen und eine universelle Liebe zur Kulinarik. Und um die Geschmackswelten direkt in die eigene Küche zu holen, gibt es zu jeder Geschichte natürlich das passende Rezept. 'Stevan Pauls Texte sind wie seine Gerichte: Sie enthalten immer einen persönlichen Twist, eine Würze und eine besondere Kombination, die sie einzigartig macht. Ein feiner, raffinierter und liebevoller Buchgenuss.' (Tim Raue)
Produktsicherheitsverordnung
Hersteller:
mairisch Verlag / Stolz, Beskos, Reichenbach GbR
Daniel Beskos
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Schwenckestr. 68
DE 20255 Hamburg
Autorenportrait
Stevan Paul stammt vom Bodensee, ist gelernter Koch und lebt seit über zwanzig Jahren in Hamburg. Er war schon Frühstückskoch in einem Musikclub, hat als DJ auf St. Pauli Platten aufgelegt und ein paar Jahre in Sterne-Restaurants gekocht. Heute arbeitet er als freier Journalist für Zeitschriften und Magazine. Er ist Autor zahlreicher Kochbuchbestseller, darunter 'Deutschland vegetarisch' und 'Meine japanische Küche'. Im mairisch Verlag ist Stevan Pauls Literatur zu Hause: Nach seinem Roman 'Der große Glander' erscheint nun schon sein dritter Band mit kulinarischen Geschichten. www.stevanpaul.de instagram.com/stevanpaul.de
Leseprobe
Señora Dolores holt einen Esslöffel aus der offenstehenden Besteckschublade, taucht ihn in den Eintopf, pustet, probiert, zieht Luft zwischen die Lippen, kaut und schluckt mit geschlossenen Augen. Sie schüttelt den Kopf, das ist es noch nicht. 'Haben Sie vielleicht freundlicherweise ein Glas Sherry für mich?', fragt sie. 'Nicht offen', antwortet Antonio. Seine Frau sieht verärgert zu ihm hinüber, nickt ihm kurz und energisch zu, er versteht: 'Aber hier ', Antonio geht zum Kühlschrank und wählt einen Fino Sherry, 'der hier ist ganz wunderbar!' Felipa schüttet Salzmandeln aus einer Tüte in eine Schale und schiebt sie über den Küchentresen. Antonio öffnet den Sherry, der hellgelb ins Weinglas fließt, das sogleich kühl beschlägt. Señora Dolores dankt, nimmt das Glas und riecht hinein, ein Lächeln im Gesicht: 'Ah! Bodegas Lustau! Der gute Puerto Fino, ich danke!' Antonio und Felipa stehen und staunen, Dolores nimmt einen winzigen Schluck, der ihren Mund reich füllt mit dem Geschmack von Mandeln und Hefebrot, kühlen Birnen und Zitrone, dem Aroma grüner Oliven, später Kamille und einer Idee von Salz. Und sofort ist alles wieder da, sie schließt die Augen und steht im Keller ihrer alten Bodega, atmet den vertrauten Geruch der knochenbleichen Erde, es riecht nach Kreide und warmem Holz, nach süßen Rosinen und dem Duft reifer Orangen. Sie steht zwischen den schwarzen Fässern, die sich übereinander stapeln, ein leichter Wind geht durch die schweren Bastmatten vor den Fensterbögen, die Mittagshitze bleibt draußen. Gleich müsste eigentlich ihr Mann um die Ecke kommen, der stolze Kellermeister, in der Hand die langstielige Kelle schwenkend, den Schalk im Blick: 'Na, kleine Fassprobe für meine geliebte Loli?' Dolores vermisst ihren Mann. Sie haben sich lange nicht mehr gesehen. Apropos. Wo treibt der sich eigentlich rum? 'Señora?' Sie schrickt aus ihren Gedanken hoch, zurück in die Küche der jungen Leute: 'Ja, großartiger Tropfen, ein Genuss!' Schnell nimmt sie noch einen zweiten kleinen Schluck. Dann gießt sie den übrigen Sherry im Glas in den Eintopf. 'Halt!', ruft Filipa und eilt zum Kochtopf, blickt hinein, als wäre da vielleicht noch was zu machen: 'Was machen Sie denn da?' Die alte Dame lächelt ungerührt: 'Das ist mein Kichererbsen-Geheimnis, Liebes!'