Beschreibung
In den letzten Jahren hat sich in Frankreich und Belgien eine neue Generation von Dramatikerinnen herausgebildet: Laetitia Ajanohun, Rébecca Chaillon, Penda Diouf und Éva Doumbia stehen exemplarisch für vielseitige Künstlerinnen, die oft auch als Prosaautorinnen, Schauspielerinnen und Regisseurinnen arbeiten und sich dem Aktivismus verschrieben haben. Diese zeitgenössischen Theaterautorinnen verbindet die Suche nach einer neuen Schwarzen Identität und Geschichtsschreibung in Europa, die den Blick auf die Auswirkungen eines jahrhundertealten kolonialen Erbes lenkt und das Selbstbewusstsein afrikanischer Künstler*innen in der Diaspora stärkt. Der zweite Band der Reihe Drama Panorama - Neue internationale Theatertexte ist diesen vier Künstlerinnen gewidmet, die in ihren Theatertexten und Performances ein starkes Bild der strukturellen Unterdrückung Schwarzer Menschen in Frankreich und Belgien zeichnen. In ihren Erzählungen von rassistischer Diskriminierung, kolonialen Kontinuitäten in den mehrheitlich weißen Gesellschaften Europas, Polizeigewalt und sexualisierten Zuschreibungen schlagen sie den Bogen von persönlicher Erfahrung und Intimität zu frappierend universellen Motiven. Mit großer Lust an der Dekonstruktion widmen sie sich Schwarzen Identitäten und afrofeministischen Positionen. Als Ausgangspunkt für den Sammelband dienten den Herausgeberinnen Charlotte Bomy und Lisa Wegener vier Texte, die 2020 im Rahmen der Veranstaltungsreihe Afropéennes - Afropäerinnen in szenischen Lesungen und Performances in Berlin präsentiert wurden: LOVE IS IN THE HAIR von Laetitia Ajanohun (Übersetzung: Yvonne Griesel), Trink mich - solange ich heiß bin von Rébecca Chaillon (Übersetzung: Lisa Wegener), Die große Bärin von Penda Diouf (Übersetzung: Yasmine Salimi) und Drissa von Éva Doumbia (Übersetzung: Akilah Silke Güç).
Autorenportrait
Charlotte Bomy, geb. 1978 in Frankreich, Studium der Germanistik, Philosophie und Theaterwissenschaft in Straßburg und Berlin. Als promovierte Theaterwissenschaftlerin schrieb sie zahlreiche Essays und Artikel über zeitgenössische französische und deutschsprachige Dramatik, Bild-Text-Beziehungen in den darstellenden Künsten und Inszenierungen des Protests. Seit 2012 arbeitet sie als freie Übersetzerin in Berlin und übersetzt deutschsprachige Autorinnen ins Französische. Ihre Arbeit wurde mit zahlreichen Preisen und Stipendien ausgezeichnet. Lisa Wegener, geb. 1982 in Leipzig, ist Diplom-Übersetzerin und hat Angewandte Literaturwissenschaft (MA) in Berlin studiert. Seit 2010 übersetzt sie Prosa, Essay, Theaterstücke und Übertitel aus dem Englischen, Französischen und Niederländischen. Übersetzungen u.a. von Peter Brook, Dieudonné Niangouna, Jan Fabre, Virginie Despentes, Ella Hickson, Léonora Miano. Ihr Forschungsinteresse gilt Phänomenen des Intertextuellen und Intermedialen in der Übersetzung für die Bühne, Strategien der Dekolonisierung und feministischer Übersetzung in Theorie und Praxis.