Beschreibung
aus dem Vorwort Das Thema Identität hat neue Aktualität. Denn in vielen euro-päischen Ländern gibt es Bewegungen, die die eigene Identität besonders in ökonomisch schwierigen Zeiten durch Migranten und Flüchtlinge bedroht sehen und Fremdes abwehren wollen. Wir wollten also einmal grundlegend nach diesem Thema fragen und hatten für das Frühjahr 2018 zusammen mit holländischen LehrerInnen der Fächer Philosophie und Religion eine Tagung zum Thema Dialogical Self in Utrecht (NL) geplant. Leider konnte diese Tagung nicht stattfinden, doch wir haben uns bemüht, nun wenigstens in unserer Jahrespublikation das Thema zu bearbeiten und einige der geplanten Beiträge zu veröffentlichen. So wie wir bei den Tagungen in Lodz und Meran etliche AutorInnen aus Polen bzw. Italien gewinnen konnten, finden sie nun auch in dieser Ausgabe etliche AutorInnen aus den Niederlanden. Ganz grundsätzlich kann man festhalten, dass die philosophische Entwicklung sich immer mehr vom Modell eines substanziellen Ich mit charakteristischen (Wesens-) Eigenschaften entfernt und u.a. dialektische Modelle der Ichentwicklung und Enkulturation in den Blick fasst. Martin Bubers dialogisches Ich z.B. bezieht sich aber keineswegs nur auf das Aufwachsen zwischen den Kulturen, sondern auch auf die individuelle Entwicklung im Austausch, bzw. der Begegnung mit dem Du, das sogar konstitutiv für das Ich wirkt, im Kontakt mit Eltern, Freunden und peer group. Ichgenese wird also als Prozess gesehen, und das Fach Philosophie an Schulen und Hochschulen hat hier die Chance, über Reflexion Ichstärkung bewirken zu können.