Lesung mit Ralf Rothmann zum 25 jährigen Bestehen der Buchhandlung Akzente
Ein Kind im Krieg: Anfang 1945 muss die zwölfjährige Luisa Norff mit ihrer Mutter und der älteren Schwester aus dem bombardierten Kiel aufs Land fliehen. Das Gut ihres Schwagers Vinzent, eines SS-Offiziers, wird ein unverhoffter Raum der Freiheit: Kein Unterricht mehr, und während alliierte Bomber ostwärts fliegen und immer mehr Flüchtlinge eintreffen, streift die Verträumte durch die Wälder und versucht das Leben diesseits der Brände zu verstehen: Was ist das für eine Beunruhigung, wenn sie den jungen Melker Walter sieht, wer sind die Gefangenen am Klostersee, wohin ist ihre Schwester Billie plötzlich verschwunden, und von wem bekommt die Perückenmacherin eigentlich die Haare? Und als ihr auf einem Fest zu Vinzents Geburtstag genau das widerfährt, wovor sich alle Frauen in jenen Tagen fürchten, bricht Luisa unter der Last des Unerklärlichen zusammen.
Ralf Rothmann wurde 1953 in Schleswig geboren. Als er fünf Jahre alt war, zog die Familie nach Oberhausen: der Vater arbeitete auf der Zeche Haniel als Kohlenhauer, die Mutter als Kellnerin in einer Bahnhofsgaststätte. Nach einer Maurerlehre, Tätigkeiten auf dem Bau und auch als Krankenpfleger zog Rothmann 1976 nach Berlin und widmete sich fortan dem Schreiben. 1984 erschien der erste Lyrikband. Der Autor gilt als einer der bedeutendsten Schriftsteller der Gegenwart im deutschsprachigen Raum.