Beschreibung
Johann Heinrich Füssli (1741-1825) war einer der eigenwilligsten Künstler des 18. Jahrhunderts und spaltete mit dem betont sensationslüsternen Charakter seiner Kunst die öffentliche Meinung seiner Zeit. Weitgehend unbekannt blieben seine - fast ausschliesslich gezeichneten - Darstellungen der modernen Frau als Figur des Geheimnisses und der gefährlichen Anziehungskraft. Sie sind symptomatisch für eine damals verstärkt auftretende Angst vor der Destabilisierung geschlechterspezifischer Identitäten. Die in diesem Buch vereinte Auswahl von rund 60 dieser Studien bietet erstmals Gelegenheit, den Zeichner Füssli in seiner aufregendsten Form zu entdecken. Wo wir idealisierte Körper in anmutigen Posen erwarten, begegnen uns stattdessen Frauen, deren Körper von Frisuren der bizarrsten Art gekrönt werden und die eine betont herausfordernde Haltung gegenüber unseren Blicken einnehmen. Die zutiefst ambivalente Darstellung von ermächtigter Weiblichkeit, die in den Zeichnungen des Künstlers offenbar wird, könnte freilich aktueller nicht sein, wo wir uns doch heute intensiver denn je mit den vielfältigen Überschneidungen von Kunst, Geschlecht, Sexualität und Macht auseinandersetzen.
Autorenportrait
Jonas Beyer ist seit 2018 Kurator an der Grafischen Sammlung im Kunsthaus Zürich. Mechthild Fend ist Professorin für Kunstgeschichte an der Goethe-Universität, Frankfurt am Main. Ketty Gottardo ist Martin Halusa Curator of Drawings an der Courtauld Gallery, London. David H. Solkin ist emeritierter Professor am Courtauld Institute of Art, London.