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Geschichten der romanischen und germanischen Völker

von 1494 bis 1514.- Zur Kritik neuerer Geschichtschreiber (1884)., Duncker & Humblot reprints

Erschienen am 13.11.2013, 3. Auflage 2013
139,90 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783428167999
Sprache: Deutsch
Umfang: XXXVIII, 497 S., 174
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

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Autorenportrait

'Historiker, * 20.12. (nach Familientradition 21.12.) 1795 Wiehe/Unstrut (Thüringen), 23.5.1886 Berlin, begraben Berlin, Sophienkirche. R. stammte aus einem kursächs., seit 1815 preuß. Städtchen in der Goldenen Aue und wuchs in einem aufgeklärt-luth. Elternhaus auf. Nach dem Besuch der Klosterschule in Donndorf und der Fürstenschule in Pforta 1807-14 studierte er bis 1817 in Leipzig Klass. Philologie und ev. Theologie. Sein wichtigster Lehrer wurde Gottfried Hermann (1772-1838), der die Sprachphilologie im strikten Sinne der Textkritik und -auslegung vertrat; R. lernte aber bei Christian Daniel Beck (1757-1832) zugleich die Realphilologie kennen, der es primär um historisches Sachwissen zu tun war. Auch in der Theologie zogen ihn die philologisch-historischen Außenwerke des Fachs an, während er sich von der im rationalistischen Geist betriebenen Dogmatik fernhielt. Am Vortrag der allgemeinen Geschichte störte ihn die zusammenhanglose Präsentation unverstandener Tatsachen. Neben seinen Studienfächern befaßte sich R. systematisch mit allen Richtungen der neueren dt. Literatur und Philosophie, ohne sich dabei an eine von ihnen zu binden; er las damals auch die Röm. Geschichte von Barthold Georg Niebuhr (1776-1831): das erste dt. historische Buch, welches Eindruck auf mich hervorbrachte. Nachdem R. 1817 mit einer Disputation über Thukydides promoviert worden war, unternahm er eine Wanderung ins romantische Deutschland, u.a. nach Heidelberg. 1818 legte er in Berlin die Prüfung für das höhere Lehramt ab und ging als Lehrer für Alte Sprachen und Geschichte an das Gymnasium in Frankfurt/Oder. Mit seinem Erstlingswerk, den Geschichten der romanischen u. germanischen Völker (1824), die die Kämpfe der europ. Mächte um Italien an der Wende vom 15. zum 16. Jh. behandeln, v.a. aber mit der Beilage Zur Kritik neuerer Geschichtschreiber, in der er sein neues Programm der Quellenkritik vorführt, schaffte R. den Eintritt in die akademische Karriere. Er wurde 1824 ao., 1834 o. Prof. d. Geschichte an der Univ. Berlin (em. 1871). 1827 erhielt er Urlaub für eine Archiv- und Bibliotheksreise nach Wien und Italien, die sich bis 1831 hinzog; das hier gesammelte Quellenmaterial bildete die Hauptgrundlage für viele seiner späteren Werke. 1831 übertrug ihm die preuß. Regierung die Leitung der neugegründeten Historisch-politischen Zeitschrift, die zur Unterstützung der preuß. Politik nach der franz. Julirevolution von 1830 gedacht war; sie bekam unter seiner Leitung allerdings eher ein historisches als ein politisches Aussehen und mußte daher 1836 eingestellt werden. Dafür gelang R. mit der Geschichte der Päpste (3 Bde., 1834-36) der endgültige historiographische Durchbruch; das durch seinen Gegenstand, seine Erkenntnismethode und seine literarische Form gleich aufsehenerregende Werk, das 1841, im Zuge des aufkommenden Ultramontanismus, auf den Index der verbotenen Bücher gesetzt wurde, machte ihn weltberühmt. 1858 richtete Kg. Maximilian II. von Bayern, der R. seit seiner Berliner Studienzeit 1831/32 verbunden war, auf dessen Veranlassung die Historische Kommission bei der Bayer. Akademie der Wissenschaften ein; R. wurde ihr Präsident und nahm wesentlichen Einfluß auf ihr Publikationsprogramm, zu dem v.a. Quelleneditionen zur dt. Geschichte gehörten. R.s Interesse an der Geschichte ging aus den vielfältigen Studien seiner Jugendzeit hervor und hatte ein religiöses Grundmotiv: das Bedürfnis nach Anschauung und Verehrung Gottes in der Geschichte, dem er auf direktem Wege nicht nahezukommen vermochte. Statt sich auf den transzendenten Gott einzustellen, hielt er sich an die Immanenz Gottes in der Wirklichkeit, so daß ihm deren empirische Erforschung geradezu als priesterliches Amt erschien; seine schon im Erstlingswerk erhobene Forderung nach strikter historischer Objektivität, der Inbegriff seines Geschichtsdenkens, hatte darin ihre Begründung. Diese Anschauungsweise kam einer religiösen Legitimierung der Autonomie der Geschichtswissenschaft gleich. Das Generalthema von R.s Historiographie ist die europ. Staatengeschichte der frühen Neuzeit. Er kam dazu durch Studien zu Renaissance und Reformation und wurde darin zunächst durch eher zufällige Quellenfunde festgehalten. Unter dem Eindruck der Julirevolution wurde aber ein politisches Erkenntnisinteresse maßgeblich. Angesichts der ideologischen Polarisierung Europas in die Lager von Revolution und Restauration, von Monarchie und Volkssouveränität hielt R. es für geboten, die historisch gewachsene Vielfalt der europ. Staatenverhältnisse aufzuweisen und damit die Gegenwart über ihre geschichtlichen Grundlagen aufzuklären. Dieses zuerst in der Historisch-politischen Zeitschrift, v.a. in den Artikeln Die großen Mächte (1833) und Politisches Gespräch (1836), später auch in den vor Maximilian II. gehaltenen Vorträgen Ueber die Epochen der neueren Geschichte (1854) ausgearbeitete Konzept blieb fortan für R.s Geschichtsschreibung bestimmend. Nachdem er in seinem Erstlingswerk sowie in den Fürsten und Völkern (1827), einer vergleichenden Darstellung des osman. Reichs und Spaniens im 16. und 17. Jh., die Anfänge des europ. Staatensystems behandelt hatte, eröffnete er mit den Päpsten die Reihe seiner großen Werke über die Hauptakteure des Systems, die er jeweils im Zenit ihrer inneren Ausprägung und ihrer europ. Geltung vorführte, mit besonderem Blick auf die Wechselwirkungen zwischen äußerer und innerer Politik sowie das Verhältnis von Staat und Kirche, auch unter Berücksichtigung der Literaturgeschichte und immer im Zusammenhang mit der Entwicklung der anderen europ. Staaten. Auf die Päpste folgte, auch aus konfessionellen Motiven, die Dt. Geschichte im Zeitalter der Reformation (6 Bde., 1839-47); danach erschienen die Preuß. Geschichte (3 Bde., 1847-48), die Franz. Geschichte (5 Bde., 1852-61) und die Engl. Geschichte (7 Bde., 1859-68); die bis zum 15. Jh. reichende Weltgeschichte (9 Bde., 1881-88) lieferte nachträglich die gemeinsame Vorgeschichte. Im Anschluß an Niebuhr gründete R. seine Geschichtsschreibung auf Geschichtsforschung in einem bisher nicht dagewesenen Sinne. Er sah die Aufgabe des Historikers nicht mehr darin, die Berichte früherer Geschichtsschreiber weiterzugeben, sondern forderte von ihm die selbständige Rekonstruktion der Vergangenheit aus den primären Quellen. An die Stelle der Tradition vorhandenen Wissens sollte die unablässige Produktion neuen Wissens treten. Das bedeutete, daß die Quellenarbeit, die es an sich schon seit dem Humanismus gab, einen ganz anderen Umfang und eine ganz andere Intensität erhielt. R. zog v.a. Gesandtschaftsberichte, darunter die berühmten venezian. Relationen, aber auch Reichstagsakten, Parlamentsprotokolle und Flugschriften heran. Zugleich war er bemüht, die Regeln der Quellenkritik und -interpretation, die ihm als eigentlicher Ausweis einer wissenschaftlichen Vorgehensweise galten, fortgesetzt zu verfeinern; sein seit 1833 bestehendes Berliner Seminar diente wesentlich dazu. Aus ihm sind seine Schüler hervorgegangen, die diese Praxis auf andere Universitäten übertrugen: allen voran Georg Waitz (1813-86), Wilhelm Giesebrecht (1814-89) und Heinrich v. Sybel (1817-95); ihre eigenen Schüler wie Karl Theodor Heigel (1842-1915), Max Lenz (1850-1932) und Hermann Grauert (1850-1923) sorgten für weitere Verbreitung. Sybel hatte daher nicht Unrecht, wenn er R.s Schule 1885 geradezu die historische Schule Deutschlands nannte. R.s Forschungsmethode setzte sich aber auch außerhalb Deutschlands durch, v.a. in der angelsächs. Welt, wo Autoren wie William Stubbs (1825-1901), Historiker in Oxford, vermittelnd wirkten. R. kam es immer auch auf die literarische Seite der Historiographie an. Es war sein erklärtes Ziel, Geschichte zu schreiben, die sowohl wissenschaftlichen wie künstlerischen Ansprüchen genügte. In seinen Anfängen von den historischen Romanen Walter Scotts tief beeindruckt, wollte er nachweisen, daß das historisch Ueberlieferte selbst schöner und jedenfalls interessant...