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Die Kunst, kein Egoist zu sein

Warum wir gerne gut sein wollen und was uns davon abhält

Erschienen am 16.10.2010
19,99 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442312184
Sprache: Deutsch
Umfang: 543 S.
Format (T/L/B): 4.1 x 22 x 14.8 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Warum wir uns so schwer tun, gut zu sein Ist der Mensch gut oder schlecht? Ist er in der Tiefe seines Herzens ein Egoist oder hilfsbereit? Und wie kommt es eigentlich, dass sich fast alle Menschen mehr oder weniger für die 'Guten' halten und es trotzdem so viel Unheil in der Welt gibt? Das Buch stellt keine Forderung auf, wie der Mensch zu sein hat. Es untersucht - quer zu unseren etablierten Weltbildern - die Frage, wie wir uns in unserem täglichen Leben tatsächlich verhalten und warum wir so sind, wie wir sind: Egoisten und Altruisten, selbstsüchtig und selbstlos, rivalisierend und kooperativ, nachtragend und verzeihend, kurzsichtig und verantwortungsbewusst. Je besser und unbestechlicher wir unsere wahre Natur erkennen, desto gezielter können wir unsere Gesellschaft verändern und verbessern. Ein Buch, das uns dazu bringt, uns selbst mit neuen Augen zu sehen!

Autorenportrait

Richard David Precht, geboren 1964, ist Philosoph, Publizist und Autor und einer der profiliertesten Intellektuellen im deutschsprachigen Raum. Er ist Honorarprofessor für Philosophie an der Leuphana Universität Lüneburg sowie Honorarprofessor für Philosophie und Ästhetik an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin. Seine Bücher wie "Wer bin ich - und wenn ja, wie viele?", "Liebe. Ein unordentliches Gefühl" und "Die Kunst, kein Egoist zu sein" sind internationale Bestseller und wurden in insgesamt mehr als 40 Sprachen übersetzt. Seit 2012 moderiert er die Philosophiesendung »Precht« im ZDF.

Leseprobe

EinleitungAls der ?sterreichische Journalist und Fernsehautor Josef Kirschner im Jahr 1976 seinen sehr erfolgreichen Ratgeber mit dem Titel schrieb: ?Die Kunst, ein Egoist zu sein?, ahnte er nicht, wie sehr ihn die gesellschaftliche Wirklichkeit f?nfunddrei?g Jahre sp?r ?berholt haben w?rde. Kirschner meinte damals, dass unsere Gesellschaft krank sei, weil sich die meisten Menschen zu sehr anpassten und dabei vers?ten, ihren eigenen Weg zu gehen.1 ?Schonungslos werden uns jene Schw?en vor Augen gef?hrt, die uns an der Selbstverwirklichung hindern?, verk?ndete der Klappentext. Statt nach Liebe, Lob und Anerkennung zu gieren, sollten wir es lieber wagen, uns ohne allzu viel R?cksicht durchzusetzen, befreit von den Meinungen anderer Menschen. Lieber ein erfolgreicher Egoist als ein duckm?erischer Anpasser, lautete die frohe Botschaft. Im Deutschland des Jahres 2010 besch?igen uns andere Sorgen. Die Idee der Selbstverwirklichung ist heute kein ferner Traum mehr, sondern eine t?iche Sorge. In dem Anspruch, anders zu sein als die anderen, sind sich alle gleich. Das Wort Egoismus aber hat seinen verbotenen Zauber verloren. Die ?Schw?en?, die Kirschner ausmerzen wollte, werden heute allenthalben schmerzlich vermisst: die R?cksicht und die Scham, die Hilfsbereitschaft und die Bescheidenheit. Als ?egoistisch? gebrandmarkte Banker gelten heute als die Urheber der j?ngsten Finanzkrise. Wirtschaftswissenschaftler und Politiker zweifeln ?ffentlich an den Segnungen eines Wirtschaftssystems, das auf den Prinzipien des Egoismus und des Eigennutzes beruht. Unternehmensberater und Consultants unterrichten Manager in kooperativem Verhalten. Ungez?te Festredner beklagen hoch bezahlt den Verlust der Werte. Und kaum eine Talkshow vergeht ohne den diffusen Ruf nach einer ?neuen Moral?. Die Kunst, kein Egoist zu sein, so scheint es, steht heute h?her im Kurs. An die Moral zu appellieren f?t dabei niemandem schwer. Und es hat viele Vorteile. Es kostet nichts, und es l?t einen selbst in gutem Licht erscheinen. Doch so n?tig ein neuer Blick auf die Moral im Zeitalter der Weltgesellschaft tats?lich ist - eine Moral nach dem Ende der Systemkonkurrenz von Sozialismus und Kapitalismus, eine Moral in den Zeiten des Klimawandels, des Gefahrenindustrialismus und der ?okatastrophe, eine Moral der Informationsgesellschaft und der Multikulturalit? eine Moral der globalen Umverteilung und des gerechten Krieges -, so wenig scheinen wir bis heute zu wissen, wie Menschen tats?lich moralisch funktionieren. In diesem Buch soll versucht werden, dieser Frage n?rzukommen. Was wissen wir heute ?ber die moralische Natur des Menschen? Was hat Moral mit unserem Selbstverst?nis zu tun? Wann handeln wir moralisch und wann nicht? Warum sind wir nicht alle gut, wo wir es doch eigentlich ganz gerne w?n? Und was k?nnte man in unserer Gesellschaft ?ern, um sie langfristig ?besser? zu machen? Was ist das ?berhaupt - die Moral? Es ist die Art, wie wir miteinander umgehen. Wer moralisch urteilt, teilt die Welt in zwei Bereiche: in das, was er achtet, und in das, was er ?tet. Tag f?r Tag, manchmal Stunde um Stunde beurteilen wir etwas nach gut und schlecht, akzeptabel und nicht akzeptabel. Und was der Inhalt des moralisch Guten sein soll, darin sind sich die allermeisten Menschen erstaunlich einig. Es sind die Werte der Ehrlichkeit und der Wahrheitsliebe, der Freundschaft, der Treue und der Loyalit? der F?rsorge und Hilfsbereitschaft, des Mitgef?hls und der Barmherzigkeit, der Freundlichkeit, der H?flichkeit und des Respekts, des Muts und der Zivilcourage. All das ist irgendwie gut. Aber gleichwohl gibt es keine absolut sichere Definition des Guten. Mutig zu sein ist eine gute Eigenschaft - aber nicht in jedem Fall. Loyalit?ehrt den Loyalen, aber nicht immer. Und konsequente Ehrlichkeit f?hrt nicht ins Paradies, sondern stiftet vermutlich vielfachen Unfrieden. Um das Gute zu verstehen, reicht es nicht aus zu wissen, was es sein soll. Vielmehr m?ssen wir unsere komplizierte und oft v