Beschreibung
Schön und gefährlich [
] ein wunderbares Buch. Elke Heidenreich, "Lesen!"
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Hersteller:
Goldmann Verlag Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH
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Neumarkter Str. 28
DE 81673 München
Autorenportrait
John Banville, geboren 1945 in Wexford, Irland, gehört zu den bedeutendsten zeitgenössischen Autoren Irlands. "Athena" bildet den großartigen und von Kritik wie Lesern gefeierten Abschluss einer Romantrilogie, die mit "Das Buch der Beweise" und "Geister"
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Sie sind gegangen, die Götter, am Tag dieser eigentümlichen Flut. Den ganzen Morgen, unterm milchigen Himmel, war das Wasser der Bucht immer weiter angeschwollen, zu unerhörter Höhe, und die kleinen Wellen krochen über den ausgedörrten Sand, der seit Jahren nicht mehr durchnässt worden war, außer vom Regen, bis an die Dünen krochen sie und leckten ihnen die Füße. Der rostige Koloss des Frachters, der vor langer Zeit, länger, als wir alle uns zurückerinnern können, am anderen Ende der Bucht gestrandet war, glaubte wohl gar, es wäre ihm vergönnt, noch einmal auszulaufen. Ich sollte nie mehr schwimmen gehen nach diesem Tag. Die Seevögel wimmerten und stießen herab, als hätten sie die Nerven verloren beim Anblick dieser riesigen Schale voll blasenartig sich blähenden, bleiblauen, böse glitzernden Wassers. Unnatürlich weiß sahen sie aus an diesem Tag, die Vögel. Am Ufer hinterließen die Wellen eine Spitzenborte von schmutzig gelbem Schaum. Kein Segel verschandelte den hohen Horizont. Ich sollte nie mehr schwimmen gehen, nein, nie mehr wieder.
Gerade schritt einer über mein Grab.
Irgendeiner.
Die Villa heißt Zu den Zedern, wie eh und je. Links davon blickt immer noch diese struppige, affenbraune, nach Teer stinkende Baumgruppe mit ihren gespenstisch ineinander verstrickten Stämmen über den ungepflegten Rasen hinweg auf das große Bogenfenster des einstigen Wohnzimmers, das Miss Vavasour im Vermieterinnenjargon freilich die Lounge zu nennen beliebt. Auf der anderen Seite befindet sich die Haustür und davor das ölfleckige Kieskarree hinter dem noch immer grün gestrichenen Eisentor, dessen Gestänge allerdings der Rost so weit zerfressen hat, dass davon nichts mehr übrig ist als nur ein leise zitterndes Filigran. Staunend registriere ich, wie wenig sich verändert hat in diesen mehr als fünfzig Jahren, die ins Land gegangen sind, seit ich zuletzt hier war. Staunend und enttäuscht, ja, ich würde so weit gehen zu sagen, erschrocken, und das aus Gründen, die mir selbst nicht klar sind, denn warum sollte ich mir wohl Veränderungen wünschen, ich, der zurückgekehrt ist mit der Absicht, hier in den Trümmern der Vergangenheit zu leben? Ich frage mich, weshalb man das Haus in dieser Form gebaut hat, mit der fensterlosen weißen, rau verputzten Stirnwand schräg zur Straße; vielleicht, weil die Straße früher, bevor die Eisenbahn da war, ganz anders verlief und direkt an der Haustür entlangführte, alles ist möglich. Miss V. möchte sich mit den Daten nicht festlegen, glaubt aber, dass man hier zuerst, Anfang des vorigen Jahrhunderts, ich meine, des vorvorigen Jahrhunderts, ich verliere allmählich die Übersicht bei den Jahrtausenden, ein kleines Bauernhaus errichtet hat, an das dann über die Jahre hinweg alle möglichen Anbauten drangepappt wurden. Das würde auch erklären, weshalb man den Eindruck hat, alles sei irgendwie zusammengewürfelt, diese kleinen Zimmer, hinter denen plötzlich größere liegen, die Fenster, die auf leere Wände blicken, die niedrigen Decken überall. Die Pitchpineböden geben dem Ganzen eine maritime Note, ebenso wie mein Drehstuhl mit der fragilen Rückenlehne. Ich stelle mir einen alten Seemann vor, der, endlich zur Landratte mutiert, am Kamin sitzt und vor sich hin döst, derweil draußen die Winterstürme an den Fenstern rütteln. Ach, wäre ich doch er. Gewesen.
Als ich vor all den Jahren hier war, damals, zu Zeiten der Götter, war die Pension Zu den Zedern eine Sommerfrische, die man jeweils für vierzehn Tage oder für vier Wochen mieten konnte. Jedes Jahr im Juni fiel ein reicher Arzt mit seiner großen, kreischenden Familie dort ein und blieb den ganzen Monat ¿ wir konnten die Arztkinder mit ihren lauten Stimmen nicht leiden, sie lachten uns aus, standen auf der anderen Seite des Tors, jener unüberwindbaren Schranke, und bewarfen uns mit Steinen, und nach ihnen kam ein ominöses Paar mittleren Alters, das mit niemandem sprach und jeden Morgen um dieselbe Zeit grimmig schweigend seinen wur ... Leseprobe