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Was mir wichtig war

Letzte Aufzeichnungen und Gespräche

Erschienen am 01.09.2004
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442732302
Sprache: Deutsch
Umfang: 208 S.
Format (T/L/B): 1.5 x 18.6 x 11.7 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Am 11. März 2002 ist Marion Gräfin Dönhoff im Alter von 92 Jahren auf Schloss Crottorf gestorben. Über ein halbes Jahrhundert war die Gräfin das moralische Rückgrat der Wochenzeitung Die Zeit. Zwei ihrer Wegbegleiter und engsten Vertrauten, Haug von Kuenheim und Theo Sommer, haben in den letzten Monaten ihres Lebens zahlreiche Gespräche mit ihr geführt. Noch einmal sagte sie, was ihr im Leben wichtig war und was sie weitergeben wollte an die Nachwelt.

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Autorenportrait

Marion Gräfin Dönhoff, geboren 1909 in Ostpreußen, unternahm nach dem Abitur ausgedehnte Reisen durch Europa, Nordamerika und Ostafrika. Dann studierte sie Volkswirtschaft; 1936 trat sie in die Verwaltung der Familiengüter ein, deren Leitung sie 1939 übernahm. 1945 musste sie vor der herannahenden Front nach Westdeutschland fliehen. Seit 1946 gehörte sie der Redaktion der Hamburger Wochenzeitung DIE ZEIT an. 1955 wurde sie Leiterin des politischen Ressorts, 1968 Chefredakteurin und 1973 Herausgeberin. Sie ist u.a. mit dem Theodor- Heuss-Preis (1966) und dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (1971) ausgezeichnet worden. Zahlreiche Buchveröffentlichungen, u.a.: "Namen, die keiner mehr nennt", "Kindheit in Ostpreußen"(1988), "Zivilisiert den Kapitalismus" und "Um der Ehre willen. Erinnerungen an die Freunde vom 20. Juli" (1994). . Marion Gräfin Dönhoff verstarb 2002 im Alter von 92 Jahren.

Leseprobe

Marion Gräfin Dönhoff war eine der großen Journalistinnen des 20. Jahrhunderts. Nur wenige Deutsche sind in der Zunft der international angesehenen Publizisten zu so hohem Ansehen gelangt. Draußen in der Welt galt sie als klare, verlässliche Stimme Deutschlands. Im Lande selbst ist sie ein halbes Jahrhundert lang weit mehr gewesen als eine schreibgewaltige, urteilsstarke Kommentatorin: eine moralische und, jenseits der Parteien, eine politische Instanz. Dabei hatte sich die ostpreußische Gutsbesitzerin auf das journalistische Metier nie vorbereitet. Als es sie 1946 zur ZEIT nach Hamburg verschlug, tat sie den Sprung ins kalte Wasser. Sie wurde groß mit der ZEIT und diese groß durch sie. Das Pressehaus wurde der Gräfin für 56Jahre zur Mitte ihres Daseins - 56Jahre, in denen sie das Herz und, vor allem, das Rückgrat des Blattes war. Die Herausgeber dieses Bandes haben länger mit Marion Dönhoff zusammengearbeitet als irgendjemand sonst. Sie holte Theo Sommer, der ihr Nachfolger wurde als Chefredakteur und später - neben Helmut Schmidt - ihr Kollege als ZEIT-Herausgeber, 1957 aus dem Politischen Seminar Theodor Eschenburgs. Haug von Kuenheim stieß 1961 hinzu, wurde Stellvertretender Chefredakteur und - im privaten Bezirk - geschäftsführender Vorstand der Marion-Dönhoff-Stiftung, die sich, gespeist aus den Bucheinkünften der Gräfin und als Alleinerbin ihres privaten Vermögens, der Förderung osteuropäischer Studenten und Wissenschaftler widmet; 1999 erschien seine Biografie 'Marion Dönhoff'. Wir waren der Gräfin nahe, wenngleich in aller Nähe stets ein Stück Distanz erhalten blieb (wie umgekehrt bei der Gräfin in aller Distanz, die sie anderen gegenüber wahrte, immer ein Gutteil Nähe aufblitzte: Neugier, Interesse, Teilnahme). Wir haben 1999 zusammen als Hommage zu ihrem 90. Geburtstag ein ZEITPunkte-Heft mit ihren besten Artikeln aus fünf Jahrzehnten herausgegeben. Wir haben mitgebangt, als sie sich im Dezember 2000 zum dritten Mal einer Krebsoperation unterzog. Und wir haben mit ihr gelitten, als wir zusehen mussten, wie sie sich danach nie ganz erholte; wie ihr rechter Arm so stark anschwoll, dass sie keinen Stift mehr führen konnte; wie die Schmerzen von Monat zu Monat unerträglicher wurden, die Gräfin jedoch alle schmerzlindernden Mittel zurückwies, da diese sie, wie sie sagte, doch nur 'taumelig oder benebelt' machten - das wollte sie nicht. Im Sommer 2001 war nicht mehr zu übersehen, dass Marion Dönhoffs Kräfte schwanden. Sie wurde zu schwach, um noch die 400 Meter zu ihrem Lieblingslokal 'Plat du Jour' zu gehen; schon der Weg ins Thai-Restaurant im Erdgeschoss des Pressehauses erforderte eine Kraftanstrengung. Sie konnte nicht mehr schreiben: Der letzte Artikel, den sie noch mit weichem Bleistift zu Papier brachte, 'Nachbar Polen', erschien am 13. Juni 2001; ihren allerletzten Text, eine bittere Glosse von 37 Zeilen Länge gegen die amerikanische Überrüstung, ihrer Sekretärin Irene Brauer in den Block diktiert, veröffentlichte die ZEIT am 31. Oktober. Aber sie war geistig klar und hellwach, wenngleich sie nun schneller ermattete als früher. Sie kam in die Konferenzen des politischen Ressorts der ZEIT, telefonierte mit Gott und der Welt, erledigte pflichtbewusst ihre umfängliche Korrespondenz, trug mit brüchiger Stimme, doch ungebrochener Entschiedenheit im Kuratorium der ZEIT-Stiftung ihre Meinung zu laufenden und künftigen Projekten vor. Damals kam uns die Idee, mit Marion Dönhoff - nun: letzte Gespräche zu führen, die Summe ihrer Lebenserfahrung, gleichsam ihr geistiges Vermächtnis aus ihr herauszufragen. Was sie selber nicht mehr schriftlich zu formulieren vermochte, sollte sie aufs Tonband sprechen. Sie wehrte sich gegen den bloßen Gedanken. Letzte Gespräche, das Ende vor Augen? Ihr Lebenswille, ihre Kraft zur Hoffnung waren noch zu stark. Aber dann, Ende November, Anfang Dezember 2001, stimmte sie auf einmal zu. Danach haben wir im Beisein ihres Großneffen Friedrich Dönhoff vier Gespräche mit ihr geführt, drei noch Leseprobe

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