0
20,00 €
(inkl. MwSt.)

Nicht lieferbar

In den Warenkorb
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783453000797
Sprache: Deutsch
Umfang: 290 S.
Format (T/L/B): 2.6 x 20 x 12.9 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Neue Geschichten aus der Hölle, die Familie heißt Sein erstes Buch, "Nackt", war eine Sensation und machte David Sedaris über Nacht zum Star. Oft kopiert - nie erreicht: Sedaris ist das Original, denn niemand kann die Schrecken des Jungseins und des Familienlebens so haarsträubend komisch und charmant schildern. In seinem sehnlichst erwarteten neuen Buch holt ihn die Erinnerung, zum Glück des Lesers, wieder ein. Erinnert sich noch jemand? Daran, dass die Jugendzeit eben nicht voller Verheißung, sondern voller grausamer Missverständnisse war? Spätestens nach der Entdeckung des ersten Pickels geht einem ein Licht auf so grell, dass man die Wahrheit nicht mehr ignorieren kann: Die Mutter lebt in ihrer eigenen Welt und hat dich sowieso nie verstanden; der vergötterte Vater ist in Wirklichkeit ein peinlicher Wicht; alle Klassenkameraden sind cooler, reicher und stehen auf Mädchen; es gibt Außerirdische, die der menschlichen Rasse weit überlegen sind. Zum Glück erinnert sich David Sedaris für uns, und so lesen sich plötzlich alle kleinen und großen Katastrophen der Jugend wie eine urkomische Autobiografie. Und an die werden sich die Leser lange und sehr gern erinnern. Versprochen.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis Die und wir Lass es schneien Klar Schiff Full House Betrachte die Sterne Monie macht's möglich Falscher Fuffziger Medschra Slumus Lordicus Das Mädchen von nebenan Blutsbande Das Ende einer Affäre Sprich mir nach Sechs bis acht schwarze Männer Der Rooster an der Kette Eigentum Mach den Deckel drauf Eine Dose Würmer Küken im Hühnerstall Wer ist der Chef? Baby Einstein Nuit der lebenden Toten Danksagung Die und wir »Als meine Familie nach North Carolina zog«, mieteten wir zuerst ein Haus, das nur drei Blocks von der Schule entfernt lag, in der ich nach den Ferien die dritte Klasse besuchen würde. Meine Mutter freundete sich mit einer Nachbarin an, mehr aber auch nicht. Da wir in einem Jahr schon wieder woanders sein würden, erklärte sie, mache es keinen Sinn, engeren Kontakt zu Leuten zu knüpfen, von denen wir uns dann verabschieden müssten. Unser nächstes Haus war keine Meile entfernt und der Umzug insofern kein Grund für einen tränenreichen Abschied. Es hatte mehr was von »Na dann, bis später«, doch machte ich mir die Einstellung meiner Mutter zu Eigen, weil ich dadurch so tun konnte, als verzichtete ich bewusst darauf, neue Freunde zu suchen. Ich hätte ohne weiteres welche finden können, nur war es dafür eben nicht der rechte Augenblick. In New York hatten wir auf dem Land gewohnt, ohne Bürgersteige oder Straßenbeleuchtung; man konnte aus dem Haus gehen und war immer noch für sich. Wenn man jetzt aus dem Fenster schaute, sah man andere Häuser, und darin waren Leute. Ich stellte mir vor, abends im Dunkeln umherzustreifen und Zeuge eines Mordes zu werden, doch hockten unsere Nachbarn meistens nur in ihren Wohnzimmern vor dem Fernseher. Die einzige wirkliche Ausnahme war das Haus von Mr. Tomkey, der nicht an das Fernsehen glaubte. Wir erfuhren dies von der Freundin meiner Mutter, als sie eines Nachmittags einen Korb mit Okraschoten vorbeibrachte. Die Frau ließ sich nicht weiter darüber aus, sondern traf lediglich eine Feststellung, aus der ihre Zuhörerin machen konnte, was sie wollte. Hätte meine Mutter gesagt, »das ist das Verrückteste, was ich je gehört habe«, hätte die Freundin vermutlich zugestimmt, und hätte sie gesagt, »ein Hoch auf Mr. Tomkey«, wäre sie damit ebenso einverstanden gewesen. Es war eine Art Test, genau wie die Okraschoten. Zu sagen, man glaube nicht an das Fernsehen, war etwas anderes, als zu sagen, man mache sich nichts daraus. Glaube beinhaltete, dass hinter dem Fernsehen eine Idee steckte und dass man dagegen war. Und Glaube deutete auch darauf hin, dass man zu viel nachdachte. Als meine Mutter uns erzählte, Mr. Tomkey glaube nicht an das Fernsehen, sagte mein Vater: »Schön für ihn. Ich wüsste auch nicht, dass ich dran glaube.« »Ganz meine Meinung«, sagte meine Mutter, und dann sahen meine Eltern die Nachrichten und was immer danach kam. Bald wussten alle, dass Mr. Tomkey keinen Fernseher besaß, und man hörte hier und da, das sei alles schön und gut, nur sei es unfair, anderen seine Überzeugungen aufzuzwingen, ganz besonders seiner Frau und seinen Kindern, die nichts dafür konnten. Man spekulierte auch, dass so, wie ein Blinder ein gesteigertes Hörvermögen entwickelt, die Familie auf irgendeine Weise den Verlust kompensieren müsse. »Vielleicht lesen sie«, sagte die Freundin meiner Mutter. »Vielleicht hören sie Radio, aber irgendwas werden die schon machen.« Ich wollte herausbekommen, was dieses Irgendwas war, und begann damit, durch die Fenster ins Haus der Tomkeys zu spähen. Tagsüber stand ich gegenüber auf der anderen Straßenseite und tat so, als warte ich auf jemanden, abends, wenn die Sicht besser war und ich nicht so schnell entdeckt werden konnte, schlich ich mich in den Vorgarten und versteckte mich in den Büschen hinter dem Zaun. Weil sie keinen Fernseher hatten, mussten die Tomkeys beim Abendessen miteinander reden. Sie hatten selbst keine Vorstellung davon, wie armselig ihr Leben war, und schämte