Autorenportrait
Johan Theorin, geboren 1963 in Göteborg, gehört zu den meistgelesenen Krimiautoren seines Landes. Die vier Bände seines Öland-Quartetts, ausgezeichnet unter anderem mit dem Preis für das Beste Krimidebüt und den Besten Kriminalroman des Jahres sowie dem renommierten CWA International Dagger Award, führten regelmäßig die schwedischen Bestsellerlisten an. Daneben veröffentlichte er den Kriminalroman 'So bitterkalt', der in Schweden ein großer Publikums- und Presseerfolg war.
Leseprobe
WALPURGISNACHT Per Mörner hatte schwere Verbrennungen an seiner linken Hand, mehrere gebrochene Rippen und konnte nur noch verschwommene Umrisse erkennen. Aber er lebte noch. Er spürte, wie er mit Benzin übergossen wurde, registrierte dessen milde Temperatur. Im Vergleich zu der kalten Abendluft fühlte sich die Flüssigkeit beinahe warm an, und es brannte, als sie ihm über die Haare und in die Wunden im Gesicht rann. Der Benzinkanister über seinem Kopf gab rhythmische, gluckernde Laute von sich. Dann hörte das Gluckern auf, und der leere Kanister wurde weggeschleudert. Per kniete inmitten einer großen Pfütze und war vollkommen durchnässt. Er war von dem harten Schlag auf den Kopf ganz benommen, und die Benzindämpfe machten ihn schwindelig. Er stützte sich auf seine Arme und versuchte sich aufzurichten. Aber er hatte Schwierigkeiten, mehr als Umrisse zu erkennen. Die Gestalt vor ihm war nur ein dunkler Schatten gegen den Abendhimmel. Wie ein Troll, dachte Per. Die Person sah aus wie ein Bergtroll. 'Walpurgisnacht!', sagte der Schatten. 'Heute Nacht brennen überall Feuer!' Dann holte die Gestalt etwas aus der Jackentasche, einen Gegenstand, der leise rasselte. Es war eine Streichholzschachtel. Jetzt würde Per für die Sünden seines Vaters in Flammen aufgehen. Er hob den Kopf. Da kam ihm in den Sinn, dass er noch eine Sache versuchen konnte, obwohl es wahrscheinlich zu spät dafür war er konnte um Gnade flehen. Ihm rann Benzin in den Mund, als er ihn öffnete. 'Ich werde schweigen', flüsterte er. Obwohl das unmöglich war, er wusste bereits zu viel über die Machenschaften von Jerry, Bremer und Markus Lukas. Aber er wusste auch, dass die vielen Namen, die er in den vergangenen Wochen zusammengetragen hatte, keine Bedeutung mehr hatten. Sie würden alle bald verschwunden sein. Die Gestalt vor ihm schien nicht einmal zugehört zu haben. Sie öffnete die Schachtel und holte ein Streichholz heraus. Dann schob sie die Schachtel wieder zu, nahm das Streichholz zwischen die Finger und zündete es an. Es knisterte leise, und dann loderte eine helle, gelbe Flamme auf. Jerry, Bremer, Markus Lukas, Jessika, Regina und all die anderen. Per schloss die Augen und wartete auf das Feuer. Unaufhörlich flimmerten die Namen durch seinen Kopf.
Schlagzeile
'Ebenso spannend wie verwoben und mystisch.' Brigitte