Beschreibung
Das September/Oktober-Heft 2017 der PSYCHE kreist um das Thema Geschwister. Geschwister sind, wie die Eltern, nicht wählbar. Die Beziehungen zwischen Geschwistern stehen an Vielfalt und Dynamik denen zu den Eltern kaum nach, und häufig sind es auch die längsten Beziehungen in unserem Leben. Umso bemerkenswerter, dass in der psychoanalytischen Entwicklungs-, Krankheits- und Behandlungstheorie Geschwister, wenn überhaupt, nur am Rande vorkommen. Deutschsprachige Arbeiten zum Themenbereich Geschwister und Geschwisterbeziehungen sind noch immer rar. Das vorliegende Heft gibt einen Überblick über die internationale Forschung, bietet vertiefende Überlegungen zum Thema und will so dazu beitragen, Geschwister und Geschwisterbeziehungen in ihren bewussten und unbewussten Dynamiken, Bedeutungen und Konflikten in Zukunft stärker in den Fokus zu rücken. Susanne DöllHentschker zeichnet in einem Übersichtsartikel die historische Entwicklung der psychoanalytischen Theorien zum Thema Geschwister von Freud, Klein und Anna Freud bis heute nach. René Kaës greift Freuds Begriff des Geschwisterkomplexes auf und arbeitet diesen aus. Juliet Mitchell stellt die Annahme eines universalen Geschwistertraumas vor, das sie mit dem 'Gesetz der Mutter' verbindet. Inge SeiffgeKrenke beschäftigt sich mit dem Neid unter Schwestern und der in spezifischen Konstellationen festzustellenden Aufspaltung des Mutterbildes. Vivienne Lewin gibt einen Überblick über die besondere Geschwisterkonstellation von Zwillingen. Veronika Charisius-Weiß beschreibt die psychoanalytische Behandlung eines Zwillings, insbesondere die Bedeutung der symbiotisch-ungetrennten 'twinning-Beziehung'. Donald Capps beschäftigt sich mit dem Ersatzkind, dem Kind, das nach dem Tod eines Geschwisters geboren wird und/oder das in die Rolle gerät, ein verstorbenes Geschwister zu ersetzen. Margaret Ann Fitzpatrick Hanly untersucht Geschwisterrivalität, Identifikationen und Ablösungsprozesse der Schwestern in Jane Austens Roman Verstand und Gefühl. Eine Sammelrezension von Büchern zum Thema Geschwister von Günter Reich und Antje von Boetticher beschließt das diesjährige Doppelheft.
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Autorenportrait
Inge Seiffge-Krenke, Dr. phil., war Professorin für Entwicklungspsychologie und Gesundheitspsychologie an der Universität Mainz mit Schwerpunkt Jugendforschung. Sie ist Psychoanalytikerin und in der Lehre und Supervision von Ausbildungskandidaten für Kinder- und Jugendlichentherapeuten tätig.