Beschreibung
Von der romantischen Liebe. Was sie zerstört - und wie sie wieder gefunden werden kann. Nach 'Die große Liebe' (2003) hat Hanns-Josef Ortheil einen neuen großen Liebesroman geschrieben, in dem das Thema der absoluten, romantischen Liebe im Mittelpunkt steht. Und wie im Fall seines Vorläufers ist auch aus diesem Roman ein sinnenfroher, lebenskluger Roman geworden, der auf hintergründige Weise die heutigen Möglichkeiten einer bedingungslosen Liebe befragt. Über achtzehn Jahre lang haben sich die Kunsthistorikerin Judith und der Konzertpianist Johannes nicht mehr gesehen, als sie sich eher zufällig in Zürich treffen. Die unerwartete Begegnung versetzt sie zurück in die Zeit ihrer großen Liebe, in der sie noch ein junges und unzertrennliches Paar waren. Von diesem Tag an sehen sie sich beinahe täglich, erzählen sich von ihrem Leben und fragen sich, was früher war und jetzt vielleicht von neuem möglich ist. Ihre Treffen werden zu immer gezielter angelegten, oft festlichen Arrangements, bei denen der Ort, die Umgebung sowie die Getränke und Speisen eine große Rolle spielen. Unmerklich geraten sie dabei immer tiefer hinein in die erneut aufbrechende Magie einer starken Anziehung. Und sehen sich immer dringlicher vor die Frage gestellt, ob ihr Verlangen nach Liebe überhaupt noch eine Chance haben kann. Nach 'Die große Liebe' (2003) hat Hanns-Josef Ortheil einen neuen großen Liebesroman geschrieben, in dem das Thema der absoluten, romantischen Liebe im Mittelpunkt steht. Und wie im Fall seines Vorläufers ist auch aus diesem Roman ein sinnenfrohes lebenskluges Buch geworden, das auf hintergründige Weise die heutigen Möglichkeiten einer bedingungslosen, wenn auch erwachsener gewordenen Liebe befragt. Denn noch ist nicht geklärt, ob diese Liebe überhaupt eine Chance hat.
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Leseprobe
Nicht du bist vorbereitet und nicht ich, einander zu begegnen. Federico Garc?Lorca 1 Ich sah sie am fr?hen Nachmittag jenes Tages, an dem ich in Z?rich angekommen war. Ich hatte mein Hotel gerade verlassen und war die schmale, schattige Stra? hin?ber zum See gegangen, auf dessen Anblick ich mich schon eine Weile gefreut hatte. Inmitten der an seinem Ufer entlang laufenden Kastanienallee war ich stehengeblieben und hatte den Anblick genossen: Die sanften, auf und ab schwingenden, schon leicht ins Dunkle gef?ten H?gel des gegen?berliegenden Ufers, das zu den Alpenketten der ferne ausholende Graublau der stillen Wasserfl?e, den Abdruck der auf ihr herumgeisternden Sonnenstreifen, die sich wie matte, breite Pinselstriche quer ?ber diesen diffusen Grund legten. Ich hatte ausgeatmet, sp?rbar und erleichtert, diese Ankunft war noch sch?ner, als ich es erhofft hatte, die Szenerie, das Wetter und ein ruhiger Herbst spielten mit, im Normalfall w? ich sofort zu einem langen Spaziergang am Seeufer entlang aufgebrochen, denn so hatte ich es ja geplant: gehen, weit gehen, langsam eindringen in dieses mir von vielen fr?heren Besuchen vertraute Terrain, nach einer oder zwei Stunden irgendwo am Ufer ein Glas Wein, und dann, vielleicht, mit einem Schiff wieder zur?ck. Mein letzter Blick aber streifte die langen, parallel zum Ufer stehenden Holzb?e, auf deren Sonnenpl?en die jungen Paare sa?n, Liebende, dicht aneinandergelehnt oder in den ?esten, zeitlosen Posen einander umschlingend, ich hatte diese Bilder nicht l?er betrachten wollen, als mein Blick bei einer einzelnen Person h?enblieb, die zwischen all diesen Paaren langgestreckt und anscheinend schlafend auf dem harten Holz lag. Ich erkannte sie sofort, sie war es, sie lag da, als h?en wir uns vor wenigen Stunden nur kurz getrennt, um uns genau hier wieder zu begegnen. Ich sp?rte, wie mich dieser Anblick durchfuhr, ich erstarrte und f?hlte mein Herz schlagen, es konnte doch nicht sein, da?sie sich so wenig ver?ert hatte, ich hatte sie seit beinahe achtzehn Jahren nicht mehr gesehen. Ihrem Kopf hatte sie den braunen Lederrucksack untergeschoben, den sie schon fr?her immer dabeigehabt hatte, ein Bein hatte sie ?ber das andere geschlagen und die H?e ?ber dem Ges?gefaltet, regungslos lag sie mit geschlossenen Augen da, die langen, blonden, leicht ins r?tliche changierenden Haare rahmten ihr schmales, strenges und oft so konzentriert wirkendes Gesicht. Achtzehn Jahre, rechnete ich noch einmal nach, beinahe achtzehn Jahre hast Du sie nicht mehr gesehen, nie hast Du die geringsten Anstalten gemacht, ihr erneut zu begegnen, und doch hast Du beinahe t?ich einmal an sie gedacht, momentweise, wenn Dich irgendeine Kleinigkeit an das fr?here, gemeinsame Dasein erinnerte. Das gemeinsame Dasein ?, ja, so hatte sie es immer genannt, ihre Formulierung war mit der Zeit zu einer stehenden Wendung in den acht Jahren unserer Liebe geworden, ein Dasein ?, gemeinsam, so unpathetisch und schlicht und eben gerade deshalb so wahr. Denn in der Tat, es war ein gemeinsames Dasein gewesen, das wir gef?hrt hatten, wir hatten uns, ohne jedoch zusammen zu wohnen, beinahe t?ich gesehen und alle Ferienzeiten miteinander verbracht, jeder von uns hatte immer genau gewusst, was der andere gerade tat und wo er sich befand. Seit wir uns durch einen Zufall zu Beginn unserer Studienzeit getroffen hatten, hatten wir uns nicht mehr getrennt, wir waren, wie es in Kinderb?chern hei?, ?unzertrennlich? gewesen, ein junges, von der Liebe berauschtes Paar, das nie auch im Entferntesten daran dachte, voneinander zu lassen. Da?es dann doch, ganz pl?tzlich und unvorhersehbar, zur Trennung gekommen war, hatte mich v?llig aus der Bahn geworfen, ich hatte den schweren Schock lange Zeit nicht ?berwinden k?nnen, wie es ihr ergangen war, hatte mich nicht mehr interessiert, denn sie hatte diese Trennung verursacht, sie allein, ich werde davon sp?r einmal erz?en. An jenem Nachmittag aber, als ich sie wiedersah, dachte ich daran n Leseprobe
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Elisabeth-Langgässer-Literaturpreis 2009