Beschreibung
Nachdem Matthew Flinders zusammen mit George Bass bereits Tasmanien umrundet hatte, stach der Brite am 18. Juli 1801 erneut in See und erreichte am 6. Dezember die Küste Australiens. Doch die geplante Umsegelung und Kartierung des abgelegenen Erdteils ist ein Wettlauf gegen die Zeit, denn sein Schiff verkommt unaufhaltbar, und die französische Konkurrenz ist ihm dicht auf den Fersen. Entgegen aller Vernunft trotzt Flinders den zahlreichen Gefahren, erhält ab 1802 nach einem tragischen Unglück, bei dem acht Besatzungsmitglieder ihr Leben verlieren, das Kommando der HMS Investigator, das er unablässig im Mastkorb sitzend führt, nimmt unzählige Messungen vor und arbeitet an jenen legendären Karten, die seinen Namen in die Geschichtsbücher eingehen lassen. Aufgrund zahlreicher Lecks seines Schiffs und der Krankheiten, an denen seine Männer litten, konnte Flinders die Nord- und Westküste Australien nicht wie erhofft vermessen. Dennoch war ihm als Erstem eine Umsegelung Australiens gelungen.
Autorenportrait
Matthew Flinders (1774-1814), britischer Forschungsreisender und Kartograph, hatte schon als Kind den Wunsch, zur See zu fahren. Schließlich trat er der Royal Navy bei und befuhr mit William Bligh den Pazifik. Ab 1801 gelang ihm auf einer Entdeckungsreise die Umrundung des Kontinents, zu dessen Namensgeber er wurde: Australien. Nachträglich wurde er 1810 zum Post-Captain befördert. Sein Enkel war der bedeutende Ägyptologe Willam Matthew Flinders Petrie. 2019 wurde sein Grab auf dem ehemaligen Friedhof St Jamess Garden wiederentdeckt. Wolf-Dieter Grün (geb. 1952) hat in Bonn Geografie und Soziologie studiert. Sein Spezialgebiet ist die Entdeckungsgeschichte der Erde.
Leseprobe
'Dürfte ich mir einen Änderungsvorschlag erlauben, dann den, den Namen in Australien zu ändern, was dem Ohr angenehmer und den Namen der anderen Kontinente ähnlicher ist.' Dies schrieb Matthew Flinders, und seine Beiträge zur Erforschung des fünften Erdteils gaben ihm das Recht dazu. Seiner Anregung folgend, sprechen wir heute von 'Australien'. Denselben Vorschlag hatten übrigens andere schon vor ihm gemacht; wir sollten deshalb zunächst einen Blick in die Entdeckungsgeschichte des Kontinents werfen, denn Flinders Bericht erweist diesen Vorgängen mehrfach Reverenz. Die ersten 'Entdecker' dieses Kontinents waren die Vorfahren der australischen Ureinwohner, die vor etwa 13 500 Jahren über Neuguinea eingewandert sind. Die weitere Entdeckungsgeschichte liegt bis zum Jahre 1601 ziemlich im Dunkeln. Schon früh müssen andere Völker dieses geographischen Raumes - Chinesen, Malaien und die seefahrenden Völker Ozeaniens - von Australien gewusst haben. Wir kennen sogar den Namen, den die Maori Neuseelands dem Land im Westen gegeben haben, nämlich 'Ulimaroa', aber unsere sonstigen Kenntnisse sind sehr dürftig. Für unseren Kulturkreis beginnt die Entdeckungsgeschichte Australiens schon in der Antike. Gelehrte, die sich Gedanken über die Gestalt der Erde gemacht hatten, waren zu der Überzeugung gekommen, sie sei eine Kugel. Damit diese aber nicht ins Trudeln komme, glaubten sie, die Kontinente müssten auf der Nord- und auf der Südhalbkugel ziemlich gleichmäßig verteilt sein. Die Bewohner der südlichen Gegenden nannten sie 'Antipoden' (Gegenfüßler), weil sie ihrer Theorie zufolge kopfunter an der Erde hängen mussten, eine Vorstellung, die weithin auf Unglauben stieß oder ihren Anhängern Hohn und Spott eintrug. Die Erdanziehung war ja noch ebenso wenig bekannt wie die Vorstellung von einem Weltall ohne 'oben' und 'unten'.